einem gewissen Grade erinnert er an den Anblick Geisslerscher Blitzröhren. Da diese und die andere Form in beliebiger Folge gesehen wurden, so ist eine optische Täuschung nicht anzunehmen. Während ein aufmerksamer Beobachter das Woher und Wohin, die Bewegungsrichtung eines anderen Blitzstrahles, so schnell er auch ist, doch noch auffassen kann, ist dies beim Kettenblitz in keinem Falle möglich. Er steht plötzlich da, ein mehrmaliges Zucken durchrüttelt ihn, und er ist verschwunden. Schlägt er von oben nach unten, oder umgekehrt, oder gleichzeitig in beiden Richtungen? Seine Gestalt ist fast geradlinig, jedenfalls um Vieles gestreckter als die der übrigen; er erscheint nie am Gewölk allein, sondern-stets zwischen diesem und der Erde nahezu senkrecht verlaufend. Da ich ihn ausschliesslich in grösser Nähe sah, mag dies die Ursache sein, dass die ihm folgende Detonation nicht dem gewohnten Donner glich, sondern aus einem kurzen Schmettern und Knattern zusammengesetzt war; denn ich habe dieses, gleichfalls ohne die gewaltigen Explosionen und das lang anhaltende Rollen, auch nach nahen Blitzen der bekannteren Gestalt vernommen. Die räthselhaften Kugelblitze haben wir nicht beobachtet. Der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft erklärt es wol, dass wir, trotz ausserordentlich starker elektrischer Erregung der Atmosphäre, die für das Gefühl zuweilen unerträglich wurde, niemals St. Elmsfeuer entdecken konnten; erzeugte doch selbst das Reiben von Zucker, das Streicheln von Affen- und Hundefellen oder des sauberen, wolge- pflegten Haupthaares von Eingeborenen nicht die Spur einer Lichtentwickelung! — Da ich in früheren Jahren mehrfach Gelegenheit hatte, mich von dem oft behaupteten Zusammenhang eigenthümlicher Wolkenbildungen und gewisser Formen des Polarlichtes zu überzeugen, verfolgte ich ähnliche Erscheinungen mit Aufmerksamkeit. Ein interessanter Vorgang ereignete sich am 25. Juni 1875, den ich, so gut es angieng, auf dem zu Anfang dieser dritten Abtheilung befindlichen Bilde: die Sa- vane von Mvüli, darstellen liess. Kurz nach Sonnenuntergang trat bei heiterem wolkenfreiem Himmel über dem nördlichen Horizont ein ünregelmässiges dunkles Wolkensegment hervor, an welches sich östlich und westlich einige leichtere Trübungen der Atmosphäre anschlössen. Ueber diesem Segment bildete sich sehr schnell ein scharf begrenzter Bogen von radiär angeordneten Cirri, über diesem ein zweiter concentrisch vorlaufender, und noch ein weniger deutlicher dritter. Die schön strahlenförmigen Wolkenstreifen hoben sich dunkel von dem noch die Dämmerungsfarben zeigenden Himmel ab. Vielleicht wurde nur aus diesem Grunde eine Lichterscheinung nicht wahrgenommen. Das Phänomen erhielt sich etwa fünf Minuten lang und erreichte eine Höhe von sechszig Grad; dann verwandelten sich die Streifen schnell in Cirro-cumuli, zerflossen, und nach abermals fünf Minuten war keine Spur einer Trübung der Luft mehr vorhanden. Der Radiationspunct der Wolkenbüschel lag im Horizont und genau im magnetischen Meridian. Eine nicht minder bemerkenswerthe Erscheinung vollzog sich in etwas anderer Weise am Abend des 18. Mai 1875. Um neun Uhr bedeckte ein feiner Schleier von Cirro-stratus den Himmel, gegen zehn Uhr war er fast verschwunden. Da entstanden wieder gerade in dem vollkommen aufgehellten Zenith mit auffallender Schnelligkeit die schon öfters gesehenen merkwürdigen Wolkenbüschel oder lichten Streifen, die sich, genau parallel mit dem magnetischen Meridian, rasch immer länger und zum Theil über zwei Drittel des Firmaments hinstreckten. Ihre Enden näherten sich — wol nur in Folge der perspectivischen Verkürzung — einander derartig, dass die Conver- genzorte im Nord- und Südpunct des Horizontes lagen. Sie nahmen an Dichtigkeit zu und bereits nach zehn Minuten zerfielen auch sie in die wunderbar regelmässigen Cirro-cumuli, die sich wiederum bald ordnungslos verschoben, rasch vermehrten und nach einer Viertelstunde den grössten Theil des Himmels bedeckten. Bevor die Erscheinung sich umbildete, verharrte sie genau an derselben Stelle; die entstandenen Schäfchen hingegen segelten stetig nach Nordosten in einer, wie wir schon wissen, für sie Ungewöhnlichen Richtung. Das helle Licht des nahezu vollen Mondes verhinderte, zu erkennen, ob die langgestreckten Büschel selbstleuchtend waren. Eine eigenartige Lichterscheinung in Verbindung mit Polarbanden beobachtete ich am Abend des 29. Februar 1876. Nach acht Uhr stiegen bei klarem Himmel vom magnetischen Norden wieder die radiär verlaufenden Wolken streifen auf, und zugleich entstand daselbst ein heller Schimmer, wie ihn die Milchstrasse zeigt. Doch übertraf ein innerer, bis zu etwa acht Grad über den Horizont geschobener Lichtbogen diese bedeutend an Glanz; von seiner ziemlich scharf gezogenen Grenze verlief derselbe nach aussen so allmählich, dass seine fernste Erstreckung über fünfzehn Grad Höhe nicht festzustellen war. Am Horizont erschienen die Wolkenstreifen etwas dunkler als der Lichtbogen, befanden sich vor diesem, in ihrer Verlängerung wurden sie aber heller als der Hintergrund. Nach einer halben Stunde dehnten sich die mittleren derselben bis fast zum Zenith herauf, und die ganze, sehr regelmässige Gruppirung glich einem ungeheuren
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