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Entladungen isolirter Abendwölkchen. sich in der gleichen Luftschicht zu befinden. Bei sonst vollständig wolkenfreiem Himmel und klarer Atmosphäre ereignete sich nun, dass plötzlich ein beliebiges Wölkchen von der Reihe gleichmassig aufzuglühen begann, drei, vier und fünf Secunden lang in weissem oder roth- lichem Lichte schimmerte und wieder erlosch. Die Erscheinung wiederholte sich nur in langem Pausen bald an dem nämlichen, bald^an irgend einem anderen Cumulus, ohne die übrigen zu beeinflussen; jedes Wölkchen beleuchtete gewissermassen nur sich selbst. Gewiss hat man es auch hier mit einer Büschelentladung zu thun. Am Abend des g Mai 1875, bei ziemlich bewölktem Himmel und Wetterleuchten im Norden und Osten, erglühte sogar ein genau westlich fünf Grad über dem Horizont hängender Cumulus zwei Mal etwa eine halbe Minute lang in roth- lichem Lichte, welches in' seiner Stetigkeit wesentlich verschieden war Von dem zuckenden Wetterschein. Zuweilen gestaltete sich das Aufglühen etwas anders. Gegen Mitternacht des 24. Pebruar 1875 bei sonst vollkommen heiterem Himmel, als die Cumuli in ungewöhnlicher Zahl über dem Meere schwebten, entwickelte es sich besonders lebhaft, doch war dabei meistens ein sehr helier Kern, gleichsam ein grösser Funke zu erkennen, der scheinbar an derselben Stelle erglomm, secundenlang leuchtete und erlosch; bisweilen auch-nur blitzähnlich aufflammte-, aber an den benachbarten Wölkchen einen deutlichen Wiederschein erzeugte. er mit ternpirtem Zünder versehene Hoblgeschosse in der Luft hat cre- piren sehen, kann sich eine gute Vorstellung von der kürzesten A rt des Vorgangs machen. Das höchste und bekanntere Stadium seiner Entwickelung erreichte dieser wieder zu anderen Zeiten. Es fuhren dann einzelne schwache Blitze aus den Wölkchen und verschwanden gewöhnlich im scheinbar Leeren; bisweilen sprühten auch derartig verästelte Funken hervor, dass ich sie am ehesten Blitzbundel nennen möchte. Vielleicht ist es nicht bedeutungslos für diese Phänomene, sowie für den eigenthümlichen Verlauf der Gewitter, dass sich die Süsswasserfluten des Congo noch unvermischt mit dem Salzwasser auf weite Strecken im Ocean hinwälzen. Sehr fraglich scheint indessen ob dieselben durch Erregung von Elektricität, die doch nur ausserst schwach ausfallen könnte, einigen Einfluss gewinnen sollten; wichtiger dürfte die Verschiedenheit der Temperatur sein. Unter den von Gewittern ausgehenden Blitzstrahlen nahmen wir dann und wann doppelt, selbst dreifach gespaltene wahr; vornehmlich fand diese immerhin sehr seltene Theilung bei denjenigen statt, welche ungeheure Weiten durchmassen. Beistehend habe ich alle von uns beobachteten Formen von Blitzstrahlen abgebildet; die Figur zur Bahnen elektrischer Funken. 105 Rechten stellt jedoch, im beabsichtigten Gegensatz, das Ideal eines Zickzackblitzes dar, wie es von Künstlern verwandt wird, in der Natur indessen schwerlich vorkommt, obgleich Mancher, der beiläufig hinschaute, es gesehen zu haben vermeint. Nach meiner Erfahrung weicht der elektrische Funkp nie in spitzen Winkeln ab, sondern durchschlägt die Luft ausschliesslich in mehr oder weniger gestreckten, in sich wieder vielfach gekrümmten Linien. Einer der Blitzstrahlen beschrieb scheinbar eine vollständige Schleife, welche jedoch wol nur das verkürzte Bild eines spiralig im Raume verlaufenden Weges war. Blitzstrahlen. Die senkrechten, zur Erde niedergehenden Entladungen folgten gewöhnlich geraderen .Linien als die am Gewölk hinzuckenden und schienen überdies vielfach zusammengesetzt aus mehreren, im schnellsten Nacheinander die nämliche Bahn benutzenden Funken. Sie blieben darum entschieden länger sichtbar als andere und hiengen gewissermassen gleich feurigen Tauen vom Himmel nieder. Neu war mir eine Form des Blitzes, die sich von der gewöhnlichen in zwiefacher Weise unterscheidet. Ich bezeichne ihn als Kettenblitz, da er nicht einen continuirlichen Strahl bildet, sondern jählings in unzähligen Funken aufflammt, als wenn nur die alter - nirenden Glieder einer Kette gleichzeitig leuchtend würden. Bis zu


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