pausen. Dennoch sind sie in ihrer eigenartigsten Entwickelung ebenso selten wie bemerkenswerth. Einem Gewitter am ähnlichsten ist der folgende Vorgang. Gewöhnlich nach Sonnenuntergang und sehr rasch, oft binnen weniger Minuten, bildet sich ein hochschwebendes Gewölk, welches dünn und locker den ganzen Himmel bedeckt. In der Regel zieht es nicht nach einer bestimmten Richtung sondern wallt und webt leise durcheinander, in stetem Wechsel der Formen bald einen schleierartigen Dunst, bald schwadenähnliche Streifen, bald kleine, flockige Cumuli darstellend. Es ist ein zartes Wolkennetz, durch welches grössere Sterne herabschimmern, in dem allenthalben Lücken entstehen, durch welche der dunkle Nachthimmel und etwa vorhandene Cirri sichtbar werden. Die Stimmung ist dabei nicht schwül und drückend, sondern eher heiter zu nennen. Plötzlich huscht es gleich einem sehr langsamen Wetterleuchten in dem Gewölk entlang, nicht etwa als Wiederschein ferner Blitze alle hervortretenden Partieen auf einmal zum Aufflammen bringend, sondern sie nacheinander in rascher Folge auf kurze oder grössere Entfernungen mit Licht vollständig durchdringend, so dass auch nicht eine Stelle auf dem W ege dunkel bleibt. Es ist kein Zucken, kein Ueberspringen von Funken zu beobachen, sondern nur ein rasches gleichmässiges Hinströmen von Elektricität, welches mehrere Secunden lang anhält und, rasch den Ort wechselnd, über grössere Flächen verläuft. Es verschwindet vielleicht einen Moment und setzt sich im nächsten durch andere Wolkenpartieen fort, huscht bald in der Nähe bald in der Ferne entlang, als wenn der an einer Stelle stattgefundene Ausgleich sofort auch andere zu dem nämlichen anregte. Die Leuchtkraft ist it> der R e g e l nicht so stark, dass sie bei ruhigem Verlaufe die Augen blendete, ist öfters sogar recht schwach, so dass Gegenstände keinen erkennbaren Schatten werfen. Die Farbe des Lichtes ist veränderlich vom grünlichen oder bläulichen Weiss bis zum Roth eines fernen Feuerscheines. Zuweilen bildet sich dieses charakteristische Gewölk, ohne dass Büschelentladungen stattfinden, und giebt dauernd, das heisst stundenlang, einen schwachen Schimmer von sich: anders wenigstens vermag ich eine geheimnissvolle Helligkeit der Landschaft - und des Himmels, die abweichend ist von der, welche das Sternenlicht erzeugt nicht zu erklären. Ausserdem verbreitet sich dieselbe auch bei dicht bezogenem Himmel einseitig an der Erdoberfläche und entstammt dann vielleicht dem räthselhaften Erdlicht, das besonders die oberen Theile der Gewächse in auffallender Deutlichkeit hervortreten lässt, und namentlich hellfarbige Blüten bisweilen mit einem zarten Glorienschein umwebt. In einer Entfernung von zehn bis zwanzig Schritten wird er am besten wahrnehmbar und schwindet bei voller Annährung; wie ein geisterhafter Schimmer umhüllt er gern die duftenden Blumenranken des männlichen Carica Papaya, die Blütentrauben herrlicher Erdorchideen, vorzugsweise aber die Spatha eines durch sehr hohe Eigenwärme ausgezeichneten riesigen Amorphophallus. Aehnliches habe ich in anderen Gegenden oft genug beobachtet. In den tropischen Gebieten des atlantischen und stillen Oceans strahlen ebenfalls lockere Wolkenschleier und besonders Cirri ein ruhiges diffuses Licht aus, welches namentlich auf offenem Meere den Tropennächten einen wunderbaren Reiz verleiht. Jene eigenthümlichen Büschelentladungen des Gewölkes sind mir indessen noch nirgends aufgefallen. Dr. C. Sachs beschreibt in seinem anmuthenden Reisewerke: „Aus den Llanos“ Seite 205, Flächenblitze, welche denen Loangos gleichen, aber bei klarem sternenhellem Himmel aufflammten. W ir haben dieselben unter solchen Bedingungen zwar ebenfalls einige Male wahrgenommen, doch trage ich Bedenken, klar und sternenhell für gleichbedeutend mit absolut wolkenfrei zu halten; wenn auch eine feine Trübung im Zenith unsichtbar blieb, so verrieth doch der Verlauf der Büschelentladungen, dass, in höheren Regionen Stoffe von verschieden grösser Leitungsfähigkeit schwebten. Dr. Sachs bemerkt ausdrücklich, dass die von ihm beobachteten Flächenblitze sich im tiefsten Schweigen vollzogen; dies war auch in Loango der Fall, bei denen, welche am scheinbar wolkenfreien Firmament und wol in bedeutender Höhe • stattfanden-, nicht aber bei denen, welche in dem sichtbaren, niedriger schwebenden Wolkengewebe aufflammten. Einem besonders heftigen Erglühen der Wolken im Zenith folgte häufig ein langgezogenes Murren und Grollen, ohne her vor tretende stärkere Detonationen, welches bisweilen an das Gurgeln und Rauschen eines fernen Wassersturzes erinnerte, immer jedoch einen eigenthümlichen, hohlen, hallenden Ton bewahrte und im Gewölk hinrollte, gleich eipem schwachen unterirdischen Brüllen in Erdbebengegenden. . Ich würde es in der That manchmal als Letzteres aufgefasst haben, wenn mich meine Augen nicht eines Besseren belehrt hätten. Leichtere oder fernere Entladungen verursachten auch ein leiseres Geräusch oder wurden gar nicht hörbar. An manchen Tagen verdichten sich einzelne Stellen in dem zarten Wolkengewebe zu dunkleren Cumuligruppen, welche Blitz und Donner der gewöhnlichen Art, zuweilen auch einen Regenschauer entsenden, während hier und dort noch Büschelentladungen stattfinden ? zuweilen
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