zur Stärke 6, über uns hinweg an der Küste entlang. Eine Stunde später stand das Gewitter im Norden, etwa am Kuilu, fest; dicker Dunst und Schichtwolken erfüllten die ganze Atmosphäre, und es herrschte eine bange Schwüle. Diese blieb an der Erdoberfläche bei vollkommener Windstille bestehen, während sich in der Höhe offenbar fast ein Sturm aus Südwesten entwickelte, welcher zunächst helle Wolkenfetzen unter dem bis dahin ziellos wogenden Stratusgewölk entlang trieb, dann dieses selbst aufrollte und, in mächtige Cumulimassen geballt, heftig nach Nordosten jagte. Zugleich, etwa um drei Uhr, tobte das im Norden stehende Gewitter von neuem unter heftigen Böen heran, abermals der Küste und jetzt nach Süden folgend; von einer scheinbar etwas tiefer hängenden Wolkenpartie zuckten ununterbrochen Blitzstrahlen hervor und vielfach senkrecht zur Erde nieder; wir konnten binnen fünf Minuten bis zu 297 zählen. Dann kam es über uns. Dicker Dunst und Dampf wälzte sich über die Landschaft, der Regen prasselte nieder; Blitze sprühten in allen Richtungen, bald nur einen schwachen Knall, bald ein länger anhaltendes helles Schmettern hervorbringend, wie wenn Jemand mit einem Stocke an einem Lattenzaun entlang streift; gewaltige Donnerschläge machten die Gebäude und selbst den Boden erzittern. Um vier Uhr war der Regen zu Ende; über uns gährte zerrissenes Gewölk, im Norden lachte der blaue Himmel, im Süden tobte das Unwetter über Kabinda; das nähere Vorland von Landana war noch durch Dampf und Schlagregen verhüllt. Und nun zog das Gewitter zum dritten Male heran. Es hatte sich am Congo gestaut, ausgebreitet, stürmte bis fünf Uhr zum grössten Theil seewärts vorüber und verschwand in nordwestlicher Richtung. Bei Sonnenuntergang spannte sich ein klarer Himmel über uns aus, späterhin bildeten sich ruhig schwebende Haufen- und Schichtwolken, während ein leichter Nordostwind einsetzte. Am eigenthümlichsten ist wol das Schauspiel, wenn, wie schon früher angedeutet, zurückgekehrte Gewitter am Morgen in der südwestlichen Ecke des Wettergebietes' hängen bleiben und sich zer- theilen. In den meisten Fällen werden ihre Trümmer allerdings am Vormittag von der Seebrise überwältigt und landein verweht; bisweilen behaupten sie sich- aber trotz derselben und treiben in Gestalt von mehr oder weniger grossen, dunkeln Wolkengruppen, welche vielfach in leichteren Schichtwolken und Dunst schweben, regellos hin und wieder. Von der aufgehenden Sonne beleuchtet, gewähren sie einen überaus malerischen Anblick. Unvergleichlich grossartig war das Auftreten dieser zertheilten Gewitter im Januar 1875. Vom 12. des Monats an, nach einem sehr schweren rückkehrenden Gewitter, bis zum 29., mit Ausnahme des 26., hiengen sechszehn Tage lang wetternde Wolkengruppen theils nur seewärts, theils auch rings umher, bald näher, bald ferner. Alltäglich setzte die Seebrise regelmässig in wechselnder Stärke ein und zog, offenbar nur in geringer Höhenausdehnung, unter ihnen hin, nur dann und wann auf einige Stunden unruhig werdend oder niedergehend. Die einzelnen oder mehrfach zusammengeballten Cumuli erschienen in dem leichten Dunst und dünnen Stratusgewölk wie Inseln, die sich träge in verschiedenen Richtungen bewegten, die bald küstenwärts und dann nach Norden und wieder seewärts nach Süden zogen, oder nach Nordwesten hin aus dem Gesichtskreis verschwanden. Manche zerflossen, und andere bildeten sich von neuem, wuchsen oder verkleinerten sich, oder lösten sich wieder in Einzelwolken auf. Man konnte den Vorgang ebenso wol einen langsamen Wolkenreigen wie eine Wolkenschlacht nennen. Denn gleich mächtigen Kriegsschiffen, die beim laufenden Gefecht ihre Riesengeschütze gegen einander abfeuern, schienen diese mit Elektricität geladenen Wolkengruppen einander zu beschiessen, sich Blitze zuzuschleudern, und majestätisch rollten gewaltige Donnerschläge über Land und Meer. An diesen sechszehn Tagen vergiengen kaum ein paar Stunden hintereinander ohne Blitz und Schlag, während in derselben Zeit doch nur vier ausgebildete, aber allerdings sehr schwere Gewitter über die Station hinwegzogen, die, sich zertheilend, jene eigenartigen Wettergruppen ergänzten. Erst am Abend des 28. Januar verwandelten sich diese allmählich in formlosen Dunst und Schichtwolken und wurden am Morgen durch die Seebrise verweht. Von derartigen Erscheinungen, die sich ja in den wesentlichen Einzelheiten von allgemein bekannten nicht unterscheiden, weichen andere mehr oder minder ab, selbst bis zu einem solchen Grade, dass man sie nicht mehr zu den gewitterartigen rechnen kann. Es kommen elektrische Entladungen vor, die aller kennzeichnenden begleitenden Vorgänge ermangeln und höchst seltsame Formen annehmen. Alle aber haben das gemein, dass sie nicht während der Trockenzeit wahrgenommen werden. Gleich den aus Südwesten stammenden, leichten Donnerhuschen traten sie in der schwächeren Regenzeit 1875/76 häufiger auf als in der stärkeren 1874/75. Die elektrische Spannung gleicht sich in anderer Weise aus, sobald dies nicht in der gewöhnlichen Form durch Gewitter ermöglicht wird; daher zeigen sich die Erscheinungen namentlich zu Anfang und Ende sowie in der mittleren A b schwächung der Regenzeit, oder während langer abnormer Ruhe
27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above