Funken, die je einzeln oder zu mehreren eine Entladung' bildeten und im letzteren Falle stets einfach gerechnet wurden, wenn sie gleichzeitig von einem und demselben Puncte hervorbrachen. Die Zählung wurde dadurch erleichtert, das bei vielen Wettern auffälliger Weise die Blitze vorwiegend von einer bestimmten Stelle im G ewölk ausgiengen, von Wolkenpartieen, welche trotzdem nicht immer als die am Weitesten nach seitwärts oder nach unten vorgeschobenen betrachtet werden konnten. Gewitter, bei welchen im Heranziehen, also während der günstigsten Beobachtungszeit, hundert bis hundertundfünfzig Entladungen binnen fünfMinuten erfolgten, nannten wir schwer; solche, welche bis zu zwei- hundertundfunfzig entsandten, sehr schwer. Zählungen, welche ich des Vergleiches wegen im Flachlande Deutschlands ausführte, haben mich belehrt, dass schon die innerhalb fünf Minuten sich ergebende Leistung eines grossen Loangogewitters vollständig hinreichen würde, um in unserer Heimat ein ganzes Unwetter von vielleicht unerhörter Stärke herzustellen. Aber selbst diese unbeschreiblich grossartigen .Gewitter wurden noch übertroffen. Jene schweren, mit zwanzig bis dreissig Blitzen in der Minute, waren während der ersten sehr ergiebigen Regenzeit 1874/75 eigentlich die normalen, während der zweiten und schwächeren waren indessen schwerere schon selten. Nicht aber in der ersten; auch .in dieser Beziehung ist die Verschiedenheit der beiden Regenzeiten bemerkenswert!!. Die höchste Anzahl von Entladungen, die wir mit befriedigender Genauigkeit bestimmen konnten, betrug am 14. März 1875, Abends sechs Uhr, Gewitter von Südosten: 258 Blitze in fünf Minuten, und am 5. Mai desselben Jahres, Nachmittags drei Uhr, rückkehrendes Wetter von Nordwesten: 297 Blitze in dem gleichen Zeitraum. Bis dahin vermochten wir die Menge der Entladungen zu bestimmen; es kamen noch stärkere Gewitter vor, aber bei ihnen war eine Zählung so vollständig unmöglich, dass man sich kaum eine Schätzung erlauben darf und in Verlegenheit ist, durch irgend einen' Vergleich eine Vorstellung von ihrer Menge zu schaffen. Der bekannte Sternschnuppenfall der Leoniden, im November 1868, den ich in den Einöden Nordamericas beobachtete, reicht, so prächtig er auch war, dazu doch nicht aus. Bei dem furchtbaren später genauer zu schildernden Unwetter, welches am Abend des 16. Februar 1875, von Nordwesten zurückkehrend, seewärts von der Station vorüberzog, und uns ein grandioses Schauspiel vorführte, welches wir in voller Müsse bewundern konnten, schmetterten von einer etwas niederhängenden Wolke Blitzstrahlen in solcher Menge in das Meer hinab, dass man die Erscheinung nicht anders als Donner. Unschädlichkeit der Blitze. einen vollständigen Blitzregen nennen konnte. Ihre Zahl zu fassen, hätte nur der vermocht, der etwa die einem Hochofen entsprühenden Funken zählen könnte. Es ist selbstverständlich dann auch nicht mehr möglich, noch die einzelnen Donnerschläge zu unterscheiden. Diese kommen aus der Ferne wie ein ununterbrochenes dumpfes Murren und Grollen und vermischen sich in der Nähe mit dem hellen Schmettern und Knattern nahe vorüberzuckender Funken, mit dem Zischen und Brausen des herabstürzenden Regens und sonstigen, ga r nicht zu classificirenden Natürlauten zu einem einzigen ungeheuren Getöse. A ls besonders auffällig muss die Thatsache hervorgehoben werden, dass die Blitze so äusserst selten Schaden anrichten. W ir hörten nur von einem einzigen Fall während unseres Aufenthaltes auf der Station: einige Eingeborene sollten jenseits des Tschiloango in einer Hütte getödtet worden sein; das Gerücht fand indessen keine sichere Bestätigung. Ausserdem theilten mir Europäer mit, dass der Blitz früher einmal in die Fahnenstange einer Factorei zu Pontanegra und in den Mast eines, in der gleichnamigen Bai ankernden Kutters einge- schlagen und das Holzwerk etwas gesplittert habe, ohne weitere Zerstörung anzurichten. Der auf der Station, dicht am Absturz des Plateaus frei stehende etwa vierzehn Meter hohe Flaggenmast und die daneben befindliche sechs Meter hohe, auf ihrer Spitze einen eisernen Ladestock tragende Stange für die Windfahne Hessen nicht die geringsten Spuren einer Blitzwirkung erkennen, und doch schien es mir mehrmals unmöglich, dass sie nicht getroffen sein sollten. Verletzungen an Bäumen habe ich, trotz eifrigen Umherspähens, ebenfalls nicht entdecken können, obgleich ich zu verschiedenen Malen den Blitz auf freistehende Riesenstämme in so unmittelbarer Nähe niederfallen sah, dass ich nur einen scharfefi Knall, ein kurzes Schmettern hörte und einen deutlichen Luftdruck zu' spüren meinte. Unser Gefährte, Herr O. Lindner aus Berlin, welcher nach der Heimkehr der Expedition sich sehr bald wieder nach der Loangoküste begab und abermals über drei Jahre daselbst am Congo lebte, theilte mir als ein- zigen Jlall mit, dass im April 1878 der Blitz einen nahe bei der Factorei Porto da Lenha stehenden Baum getroffen und vollständig gespalten habe. Die Eingebornen verrathen keine Furcht vor dem Blitze und legen sich bei den schwersten Wettern in beneidenswerther Ruhe zum Schlafen nieder; nur dann und wann entlockt ihnen ein besonders schmetternder Donnerschlag Ausrufe des Schreckens — aber auch Thiere werden unter diesen Umständen laut, namentlich die Affen
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