rüche keineswegs unempfindlichen Bafiote nennen jene: tschinünku tschi ntändu, Gestank der Savane, und treffen damit so ziemlich das Richtige; denn am schlimmsten macht sich die mit Fäulnissproducten geschwängerte Luft geltend, welche durch das schnell einsickernde Regenwasser aus der Erde verdrängt wird, und die, welche den in Gras- und Waldbeständen modernden Stoffen entstammt. Zu diesen gesellen sich noch die Miasmen, welche den vom Regen aufgerührten Lagunen, den grasigen Sümpfen und den 'Schlammbetten der Rhizophorendickungen entsteigen. Gerade von ihnen hatten wir in Folge der Lage Tschintschotschos bei Südostwettem viel zu leiden; die Krankenliste war in dieser Beziehung sehr lehrreich. Besonders im März und April 1875, in den Monaten mit so ungewöhnlich zahlreich auftretenden Südostgewittern (Seite 86), nahmen die Zustände geradezu etwas Unheimliches an. Im April namentlich, als auch noch die heilsame Seebrise vielfach ausblieb oder sehr unregelmässig und schwach einsetzte, kam es wie das Verderben über die Station und die Umgegend, und Erkrankungen wie Todesfälle mehrten sich erschreckend. Der gelbe, die Oberfläche des Landes bildende und ausserordentlich poröse Laterit vermag an unbegangenen Stellen einen ziemlich kräftigen Platzregen sofort spurlos zu verschlucken. Selbst die bei den heftigsten Güssen hier und da entstehenden Pfützen und Tümpel versinken vor den Augen des Beschauers so rasch, dass eine kurze Zeit nach dem Schwächerwerden des Regens von ihnen Nichts mehr zu erblicken ist. Da nun eine Wasserschicht von einem Millimeter Höhe gleich ist einem Liter Wasser auf den Quadratmeter, so kann man sich vorstellen, welche grosse Menge mit Fäulnissproducten geschwängerter Luft in kürzester Zeit von der einsinkenden Flüssigkeit aus der Erde verdrängt wird, bei Gewittern, welche so enorme Regenmengen herabsenden. Der kräftige Geruch frisch gebrochener Ackerkrume, der würzige Duft, welchen die vom Regen erfrischten Fluren und Forsten in gemässigten Breiten aushauchen — man möchte ihn recht eigentlich Culturgeruch nennen — hat mich noch in keinen Tropengebiete, überhaupt noch in keiner Wildniss wieder angemuthet. W o immer man diese betritt, da herrscht — mit Ausnahme der sehr trockenen Districte einiger Erdtheile — ein mehr oder weniger hervortretender Hauch der Verwesung, der die schnelle Vergänglichkeit der Ueberfülle an Lebensformen verkündet; und selbst die betäubenden Wolgerüche blütenreicher Gewächse, welche die Luft erfüllen, können ihn nicht verdecken, Die Schilderungen von dem köstlichen Landgeruche, welchen der Wind den Seefahrern von glücklichen Inseln entgegentrug, hatten frühzeitig meine Phantasie erregt; aber nachdem ich denselben nun oft genug selbst wahrgenommen habe, ist es mir doch sehr zweifelhaft geworden, ob man ihn unter anderen Umständen — nicht im Gegensatz zu dem abwechselungslosen Geruch der Meeresluft, und ohne ihn durch den Vorgeschmack ersehnter Landfreuden zu verschönern — noch ebenso köstlich finden würde. An der Loango- küste wird dieser Moderduft am wenigsten bemerklich in der wolge- lüfteten, sonnigen Savane mit ihren wogenden Grasbeständen, am meisten dagegen im feuchten Dunst .grossartiger Galleriewälder, in den Papyrussümpfen und in den Rhizophorendickichten der Lagunen. Zuweilen habe ich vermeint, einen mit den ersten Windstössen den Gewittern vorangehenden Geruch nach Ozon und schwefliger oder salpeteriger Säure deutlich wahrzunehmen; da er aber immer schon mehr oder weniger mit dem Tschinünku tschi ntändu vermischt war, wurde er nicht von allen Gefährten entsprechend gleich empfunden, und ich darf somit die Möglichkeit einer Täuschung nicht ausser Acht lassen: denn für das Erkennen ist die Stimmung des Beobachters von Wichtigkeit, welche durch die elektrische Spannung, durch die überwältigende Grossartigkeit der Erscheinungen nicht unbeeinflusst bleiben kann. Mir ist indessen dieser Geruch vielfach als so durchdringend und unverkennbar aufgefallen — bei starkem Nebel habe ich ihn ebenfalls wahrgenommen — dass ich an seinem Vorkommen nicht zweifele. In unseren Laboratorien wird man hinlänglich mit ihm vertraut, und durch Liebigs Untersuchungen «ist ja auch erwiesen, dass elektrische Entladungen chemische Veränderungen in der Atmosphäre erzeugen; wo aber Blitzstrahlen häufig in unzählbarer Menge die1 Luft durchzucken, muss dies in besonders hohem Grade stattfinden. Die Prüfung der Luft auf ihren Ozongehalt, nach Schönbeins Methode, ist lange Zeit regelmässig durchgeführt worden, bis das Papier aufgebraucht war. Die Methode ist jedoch zu unvollkommen, als dass sie verwendbare Resultate ergeben könnte: denn eine sehr schwach mit Ozon geschwängerte Luft w ird , wenn sie nur dauernd bewegt bleibt, kräftigere Färbungen der empfindlichen Papierstreifen erzeugen, als eine sehr ozonreiche bei vollständiger Windstille. —■ Den Stärkegrad der Gewitter bemassen wir nach ihrer charakteristischen Eigenschaft, nach der Zahl der Blitze. Die verschiedenen Formen derselben sollen weiter unten beschrieben werden; hier spreche ich nur von Blitzstrahlen überhaupt, also nicht vom Wetterleuchten, nicht vom Aufflammen des Gewölkes, sondern von wirklichen
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