Page 43

27f 32-2

Westwinde als Regenbiinger. nehmenden Regenfälle mehr und mehr über die volle Breite des schmaler zulaufenden Vorlandes, und in der Landschaft Yumba - än dern Mongo Matüti: dem „Hügel der Wolken“ der Bafiote - streift die Zone mit Regen zu allen Jahreszeiten nahezu die Küste. Vermöge seiner Bodengestalt ist also der Osten und Norden des Landes besser als der minder begünstigte Südwesten geeignet, den Seewinden ihre Feuchtigkeit zu entziehen. Diese Verhältnisse spiegeln sich unmittelbar wieder in der Anordnung der Vegetation, aus welcher schon der Einfluss geringerer Erhebungen ersichtlich wird. Bereits an der Küste tragen die niedrigen Hügel und Höhenzüge des savanen- reichen Lateritgebietes an ihren westlichen Abdachungen, welche die Seewinde zu einem nur mässigen Aufsteigen zwingen, einen üppigeren Pflanzenwuchs als an den übrigen Seiten, und die westlichen Theile des Gebirges sind mit einem grossartigen Urwalde bekleidet. In der Nähe der Bergzüge, also im Bereiche der günstigeren Regenzone, sowol nach Osten wie nach Norden hin, wird die Vegetation des Vorlandes unabhängiger von der Bodengestalt, und jenseits des Kuilu bis nach Yumba finden sich allenthalben umfangreiche und stattliche Waldbestände auf solchen Strecken, welche, bei Geartung, im Südwesten doch nur Savanen tragen. Selbstverständlich sind dabei die Gehölze der feuchten Thäler un<*die Galleriewälder der Wasserläufe, als durch andere Verhältnisse bedingt, nicht mit in Betracht gezogen. Dazu kommt jedoch als weiteres Moment, dass, wie im folgenden Capitel ausführlich erörtert werden soll, die nördlichen Gebiete von ihren Bewohnern nicht in gleichem Masse abgew ir tsch a fte t sind, wie die südlichen. Denn in jenen lebt eine dünner gesäete, geringfügigen Ackerbau treibende Bevölkerung, in diesen aber eine viel zahlreichere, welche zu Handelszwecken oft überraschend grosse Strecken urbar macht und, bei dem ausschliesslich gehuldigten Raubbau, mit Eisen und Feuer einen fortwährenden Vernichtungskrieg gegen die den reichsten Boden deckenden Wälder fuhrt. Diesem müssen die letzteren um so mehr unterliegen, als die leidigen Savanen- brände der natürlichen Neubewaldung verlassener Culturstrecken entgegenwirken. . . Um jeder irrthümlicher Auffassung vorzubeugen, sei hier sogleic noch hervorgehoben, dass diese u n g l e i c h m ä s s i g e Vertheilung der von Westen kommenden Regen nicht auf andere, als nur örtliche Einflüsse zurückgeführt werden kann. Ein grösser Theil der Loangokuste, und zwar der günstiger bewässerte, liegt allerdings innerhalb es is fünf Grad Nord und Süd vom Aequator ausgedehnt gedachten Lai- mengürtels, welcher, bei einem Maximum im März und September, das ganze Jahr hindurch mit Regen und Gewittern beglückt sein soll: aber gerade diese wichtige Eigenschaft besitzt der Calmengürtel in West- africa nicht, und Boussingaults schöner Ausspruch, nach welchem ein mit feinen Sinnen begabter Beobachter das ununterbrochene Rollen des Donners während des ganzen Jahres auch dort vernehmen müsste, wird für dieses Gebiet durchaus hinfällig. Die Angaben aller befragten Europäer, welche seit Jahren daselbst gelebt haben, lauten einstimmig dahin, dass — noch abgesehen von sehr dürftig ausfallenden Regenzeiten — in den betreffenden Gebieten, bis weit landein, gleich regelmässige und ausgeprägte Trockenzeiten wie in benachbarten aufträten. Die von unserem ehemaligen Gefährten, dem Botaniker Herrn H. Soyaux, — welchem der Verein für Erdkunde und die K a r l Ritter- Stiftung zu Leipzig eine treffliche, von Dr. von Danckelman ausgewählte Sammlung aller nothwendigen Instrumente zur Verfügung gestellt hat — am Gabun aufgenommenen Untersuchungen, werden sich von hohem Werthe für die Klarlegung dieser Verhältnisse erweisen. Die Annahme, dass der Norden Loangos nur in Folge localer Einflüsse, vornehmlich in Folge der Meeresnähe des Gebirges, grössere Regenmengen empfange, wird besonders gestützt durch die Thatsache, dass jenseits der Landschaft Yumba, wo das Gebirge schnell landeinwärts zurückweicht, das Küstengebiet sofort wieder eine bedeutendere Trockenheit aufweist, obgleich es günstiger in dem Calmengürtel und zu der warmen Meeresströmung liegt. Während seiner Nyangareise fand Dr. Güssfeldt, Ende September 1875, erst das höher ansteigende Land von Mongo Nyänga an ostwärts bis zum Möngo Sähi durch reichlichen Regen erfrischt, (I 194, 201); aber an dieser vierhundert Meter hohen Bergkette war auch die Regengrenze scharf ausgeprägt: die Westhänge trieften von Feuchtigkeit, während das jenseitige Gebiet, das Plateau von Kassötsche, noch unter der Herrschaft einer absoluten Dürre stand. In den südlichen Theilen Loangos, wo der Küstenstrich des breiter werdenden Vorlandes sich immer weiter vom Gebirge entfernt, lässt schon das Auftreten des Affenbrotbaumes, des Charakterbaumes der Savane und Steppe, eine Verwandtschaft mit den jenseits des Congo beginnenden öden Litoralgebieten erkennen, die allmählich einen fast wüstenartigen Habitus annehmen. Bezüglich dieser Gebiete lassen sich jedoch einige Bedenken nicht unterdrücken. Ihre zu den Westwinden in Beziehung stehenden Regenverhältnisse sind vielleicht doch noch von anderen als örtlich beschränkten Einflüssen —■ Lage des Gebirges, Meeresströmungen


27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above