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ungewöhnlicher Zustände der Atmosphäre, die sich, nach dem fast vollständigen Ausbleiben der Calema zu urtheilen, welche ja als eine Fernwirkung von Stürmen anzusehen ist, wahrscheinlich auf sehr weite Gebiete erstreckten. A u f Grund der Tabelle wird jedoch die allgemeine Anschauung keineswegs hinfällig, dass während der Trockenzeit der Himmel mehr verschleiert, die Atmosphäre undurchsichtiger sei, als während der Regenzeit. Die vorherrschende Form des Gewölkes ist eben für die beiden Jahresabschnitte verschieden. Während der gewitterreichen Monate überwiegen die Haufenwolken, welche den Sonnenschein sehr selten gänzlich ausschliessen, während der übrigen hingegen die Schichtwolken, welche die Sonne oft tagelang verhüllen, so dass ihr Stand nur an einem helleren Orte im Gewölk erkennbar ist. Aehnliches findet in geringerem Grade zuweilen im December und Januar statt, während der Pause zwischen den kleinen und grossen Regen. Auffallende, von den bei uns bekannten abweichende Formen des Gewölkes, welche man hin und wieder in anderen Tropengegenden bemerkt, — namentlich also dünn und hoch gleich Obelisken oder Orgelpfeifen auffagende Cumuli — habe ich weder in Loango noch überhaupt in Westafrica beobachtet. Obgleich also vom Morgen bis zum Abend gänzlich wolkenfreie T age nach unseren Erfahrungen in der Nebelzeit wider Erwarten häufig sind, empfängt trotzdem das Gebiet weniger Besonnung — vor Allem eine weniger intensive wegen der schräger einfallenden Strahlen ist die Stimmung der Landschaft nicht so heiter, als in der eigentlichen Regenzeit. Denn während der letzteren — mit theilweiser Ausnahme der Perioden schwacher oder ausbleibender Niederschläge — vergeht kaum ein Tag, an welchem nicht die Sonne mit vollster K ra ft wenigstens zeitweilig das Gewölk durchbräche. Die trübe und matte Stimmung der Trockenzeit wird aber noch ganz besonders erhöht durch das häufige Auftreten eines eigenartigen Dunstes, welcher streng von dem Gewölk zu scheiden ist und in der Atmosphäre, entweder allenthalben gleichmässig vertheilt oder bald in höheren bald in tieferen Regionen derselben und zuweilen an einzelnen Stellen schwadenähnlich verdichtet, schwebt. Er erscheint als trockener, nicht aus Wasserbläschen bestehender Nebel von leicht bräunlicher oder silberweisser, zart blaugrauer oder selbst duftig violetter Farbe. Durch ihn mag das Blau des wolkenlosen Himmels verdeckt werden, und die Sonne mit mattem Lichte wie bei einer Verfinsterung strahlen oder als eine glanzlose Scheibe erscheinen. In wechselnder Dichtigkeit bleibt dieser Dunst Tage und selbst Wochen lang bestehen, vornehmlich am Schluss und Anfang der Regenzeit. Er ist nicht nur für die Loangoküste charakteristisch, sondern wandert mit den Regen, ihnen vorausgehend und folgenden Westafrica bald nach Norden bald nach Süden. Den Seeleuten namentlich ist er wol bekannt und verhasst, da er leicht mancherlei Täuschungen bezüglich der Landmarken veranlasst. W er die weite Fahrt an der Küste entlang zurücklegt, wird, wo immer er den regnerischen Gürtel passiren mag, sowol diesseits wie jenseits desselben vorzugsweise diesen eigen- thümlichen Nebel bemerken, zugleich aber eine zweite Erscheinung, welche schon den frühesten Besucher Westafricas, den Karthager Hanno, erschreckte: des Nachts leuchten weithin am Lande Flammen auf und noch am fernsten Horizonte röthet der Wiederschein derselben den Himmel. Es sind Savanenbrände, welche naturgemäss in der Dunkelheit am besten sichtbar werden, und welche die Eingeborenen mit ganz besonderem Eifer am Schlüsse und Beginn der Regenzeit veranstalten, zunächst, um sich der unliebsamen ausgedehnten Grasdickungen überhaupt zu entledigen, später, um Raum für die Anlegung ihrer Felder auf immer neuen Bodenstrecken zu gewinnen. Beide Erscheinungen dürften in gleich enger Beziehung zu einander stehen, wie der Höhenrauch, Mitteleuropas zu den Moorbränden der norddeutschen Tiefebene. #Die letzteren, im Frühling stattfindenden, haben durch ihren Rauch die Atmosphäre von der Nordsee bis nach Wien und Krakau zu trüben vermocht und sind doch sehr geringfügig im Vergleiche mit den afficanischen Savanenbränden, welche ungeheure Mengen von Gewächsen verzehren und entsprechend bedeutende Rauchmassen in die Atmosphäre entsenden. Ausserdem bringt es der Wechsel der Jahreszeiten mit sich, dass im äquatorialen Africa ununterbrochen in einem veränderlichen, aber sehr ausgedehnten Breitengürtel Savanenbrände regelrecht .veranstaltet werden, deren Verbrennungsproducte doch wol mit den Passatwinden vorherrschend westwärts über den Continent ziehen. Hierdurch wird die Thatsache erklärlich, dass der africanische Höhenrauch zeitweilig auch während der Regenzeit auftritt. Doch braucht man darum sein Entstehungsgebiet nicht stets in der Ferne zu suchen: denn auch die neu aufgeschossenen Grasbestände enthalten noch so viele abgestorbene Reste aus der früheren Wachsthumsperiode, dass sie nach einigen heitern Tagen dem Feuer nicht zu widerstehen vermögen. A n der Loangoküste werden selbst in der Regenzeit die frisch grünenden Dickungen angezündet, und die Theile, welche nicht willig brennen, wenigstens versengt und getödtet.


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