gespreizten Armen durch die Saaten, über sie hinstreifend, darüber hauchend, mit einem aus den Rippen der Fiederblätter von Olpalmen gefertigten zierlichen Rutenbesen Zauberwasser sprengend, auch Asche oder Zauberpulver streuend. Mancher umpisst zuletzt rennend die Pflanzung. An ihm liegt es gewiss nicht, wenn die Ernte nicht nach Wunsch ausfällt. Leute, die viele Haustiere züchten, lassen auch deren G-edeihen vom Ngänga befördern, was ebenfalls, wie nach uraltem, nicht erst durch Missionare eingeführten Taufgebrauch, durch Besprengen mit Wasser oder durch Anblasen oder durch Bestreuen mit Kraftstoffen zu geschehen pflegt.*) Es Hessen sich noch viele Bogen füllen mit dem, was die Zauberer sonst noch zu besorgen haben. EigentHch werden sie mit ihren Fetischen für alles und jedes im Dasein der Gläubigen in Anspruch genommen. Sie sind dem gewohnheitsmässig auf sie angewiesenem Volke geradezu unentbehrlich. Und so sind sie auch in den meisten Angelegenheiten eine Macht, die nicht unterschätzt, aber auch nicht ungerecht beurteilt werden darf. Ihre Kunst erlernen sie wie einen Beruf, indem sie gegen Entgelt bei Erfahrenen in die Lehre gehen. AllmähHch eignen sie sich das überlieferte Wissen von der Schwarzkunst und der Weisskunst an, von den Hexengiften und dem in besonderen Fallen wirksamen Gegenzauber, von den verschiedenen Kräften der Fetische und den zu ihrer Erhaltung notwendigen Regeln. Zuletzt werden sie eingeweiht, ngilingili und Fetische zuzurichten, und erfinden selbst vielleicht neue Mischungen von erstaunlicher Wirksamkeit. Doch nicht alle streben nach diesem höchsten Grade der Ausbildung. Die meisten begnügen sich mit dem Erlernen des all- tägHchen Zauberns, überhaupt der kleinen nützHchen Künste für den eigenen Gebrauch, sowie mit einer mehr oder minder oberflächlichen Kenntnis von der Natur und dem Wirken der Kräfte. Sie wollen nicht praktizieren. Aber sie gefallen sich darin, um ihrer Schulung in der Geheim Wissenschaft willen, der grossen Menge gleichsam als Studierte, als Gebildete überlegen und gegen Übel besser geschützt zu sein. Nun treten aber ganz überraschend als Zauberer Personen auf, die nicht den übhchen Unterricht genossen, sondern, gleich unseren Adepten und Wunderdoktoren, ihre Weisheit selbst gefunden oder irgendwie ererbt haben wollen. In unserem eigenen Gehöft verfiel einer von unserem *) So auch bei den Ovahererö. Die Ondängere, die Feuerjungfer, die das heilige Feuer (Seite 170) wartet und überträgt, wenn der Weideplatz gewechselt wird, besprengt das abziehende Vieh mit Wasser mittelst eines Bruches vom heiligen Busch (Grewia). Auch der HäuptHng besprengt ab und zu die um sein Feuer versammelten Leute in der nämlichen Weise. Männer, die auf Viehposten ziehen, knieen vorher an des Häuptlings Wassergefäss nieder, tauchen die Finger ein und betupfen sich die Stirn. Gesinde, sogar ein Unfreier, auf den Betrieb des nutzbringenden Gewerbes. E r gewann einen ausserordentHchen Einfluss auf seine Umgebung, und wir machten betrübende Erfahrungen, bevor wir hinter seine Schliche kamen. Die Zünftigen eifern allerdings gegen solche unliebsame Genossen und brandmarken sie als Täuscher und Kurpfuscher, doch, wie überall unter der Sonne, ohne durchschlagenden Erfolg. Die anerkannten Meister sind ja auch nicht einig miteinander. Warum soll sich nicht Ausserordentliches ereignen? Auch solche Leute finden Gläubige. Sind sie klug und geschickt, werden sie vom Zufall begünstigt, dann mögen sie die geschulten Gegner weit überflügeln. Man hört und sieht, streitet, versucht, wird überzeugt oder enttäuscht. Wie bei Zivilisierten. Wenn die Trockenzeit zu lange anhält, wenn die erwarteten befruchtenden Schauer ausbleiben und die Aussaat gefährdet is t, taucht hier und da ein Mann auf, der es übernimmt, der Dürre ein Ende zu bereiten. E r ist ein Ngänga mvüla, ein Regenmeister. Solche Leute geben nicht vor, befruchtende Niederschläge schlechthin aus dem Nichts hervorzaubern zu können. Sie wissen jedoch Rat und Hilfe, wie Ursachen, die -die Niederschläge verhindern, zu erkennen und zu beseitigen wären. Oder sie behaupten, sie könnten fernes Gewölk bestimmen, die Pflanzungen ihrer Auftraggeber zu begiessen. Die solche Künste üben, sind also nicht gerade Regenmacher, sondern besser Wolkenschieber zu nennen. Und nur solche haben wir in Loängo gefunden. Sie verlangen von den Gläubigen nicht Bezahlung, sondern bloss Verpflegung während ihres Aufenthaltes, vereinbaren aber mit ihnen, dass sie im Falle des Erfolges einen Anteil vom Ertrage der Pflanzungen oder entsprechende Werte empfangen sollen. Nach geschlossenem Vertrag beginnen sie mit den mannigfaltigen Vorbereitungen. Sie erlassen Gebote und Verbote: allerlei nicht essen und trinken, keine Tänze abhalten oder besuchen, oder nicht ans Meer gehen, sich des Weibes enthalten und so fort. Im Freien dürfen Hähne nicht krähen, Schafe nicht blöken, Ziegen nicht meckern. Man soll nicht lachen, nicht singen, nicht trommeln, nicht schiessen, gewisse Gegenstände nicht berühren. Ein grosses Feuer soll mit bestimmten Holzarten genährt, das Dorf soll mit einer Furche umschürft, mit einem Stricke oder Bande umzogen, die Fetische sollen bedeckt oder unter Dach gelassen, die Pflanzungen bei Sonnenaufgang umlaufen, sauber behackt und gejätet, geschüttelt, bestreut, beschrieen und wer weiss was sonst noch getan werden, das dem Meister erspriessHch deucht. Gelegentlich ordnet er auch, wie bei dem Verscheuchen zudringHcher Seelen beschrieben, ein gründHches Stöbern und Fegen aller Hütten, des ganzen Dorfes an, verbrennt den Kehrichthaufen und heisst die Einwohner schweigend über das Feuer springen. SchliessHch ist eine Ziege zu schlachten und zu verzehren, woran er sich natürlich beteiligt.
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