ihm übel mitspiele. Dieses Etwas mögen Kräfte, also Schädlichkeiten, Gifte sein, die von natürlichen Gegenständen, von Örtlichkeiten, von Speisen und Getränken, aber auch von Eetischen, Menschen, Hexen ausgehen. Es mögen beliebige Seelen sein, die am Menschen herumtasten, in ihn hineinschlüpfen, oder gewisse Seelen, die an seiner Lebenskraft zehren, Schmerzen erzeugen, ihn lähmen, seinen Geist verwirren. Aber selbst etliche bekannte, Unholde zu nennende Seelen verursachen nicht stets die nämliche Krankheit. Dem einem bringt der nämliche Quälgeist, also die nämliche böse Seele, Kopfschmerzen, dem anderen Magendrücken, dem dritten Beinweh und so fort. Richtiger müsste es nach unserer Erfahrung heissen, die Meister tappen in Unklarheit herum, nennen in ihrer Verlegenheit Namen und reimen bald dieses bald jenes zusammen. Gerade das ist bezeichnend für ihre Auffassung vom Wesen der Krankheiten, die doch auch die des Volkes ist. Wo Arzneien nicht helfen, sollen Zauberkünste und Fetische helfen, auch voraus behüten. Die beschriebenen Fetischzeichen an Zugangspfaden und Dorfeingängen sollen gute und böse Seelen, überhaupt Zudringliches, Unheimliches und Verderbliches abhalten. Sie sollen wandernden Menschen, die Ungemach und Seuchen einschleppen könnten, das Schlimme abstreifen. Blngu sind primitive Desinfektionsanstalten. Demnach kämpfen die Meister eigentlich gegen die Ursachen der Leiden, nicht gegen Krankheiten an sich als eigenmächtige, selbständige und vorstellbare Wesen. Die krankhaften Zustände verschwinden, sobald die Ursachen behoben sind. So lehren sie selbst. Auch kennzeichnet es die Ansicht unserer Leute, dass, mit Ausnahme erfahrungsmässig klarer Fälle von Besessenheit oder Behexung, zunächst der Arzt, nicht der Zaubermeister gerufen wird. Was sicherlich nicht geschähe, wenn sie sich Krankheiten personifiziert dächten. Denn was könnten gegen solche Wesen Tränklein, Pulver, Bäder, Kneten, Schwitzen, Hungern und andere Hausmittelchen helfen? Allerdings pflegt nicht jeder, der sich unbehaglich fühlt, sogleich an das Schlimmste zu denken. Hat er wüst gelebt, geschwärmt, unmässig und gar noch Unhekömmliches gegessen oder getrunken, hat er sich herumgetrieben, an Lagunen oder Morästen genächtigt und sich dabei erkältet, so vermutet er selbst in den schwersten Formen des Katzenjammers, in Kopfschmerzen, Magendrücken, Dysenterie, Fieber und so weiter doch nur die Folgen der Schwelgerei, Lotterei oder Unvorsichtigkeit. Das geht ganz natürlich zu und erregt keinen Argwohn. Auch andere Plagen und Leiden lässt der Mensch über sich ergehen; es wird schon wieder besser werden. Kommen aber neben allerlei Unglück Seuchen über die Menschen, die jung und alt, vornehm und gering hinwegraffen, alsdann liegt es nahe, sie als eine Schickung Nsämbis zu betrachten. Die sucht man abzuwenden durch schleuniges Nachholen vernachlässigter Gebräuche, durch Ausfinden und Bestrafen von Erdfrevlern, von Sündern gegen das grosse Tschlna. Zauberkünste helfen gegen solche Schickung nicht, ja es kann, wie noch zu schildern, Fetischen und Meistern recht übel ergehen. Wenn der Arzt bei einem Leidenden nicht mehr aus noch ein weiss und alle Verantwortung ablehnt, erst dann wird der Zaubermeister geholt. Dessen oder deren, nämlich der Spezialisten, Künste sind jedoch viel umständlicher und kostspieliger. Sie haben sich sorgsam vorzubereiten, weil sie auf finstere Mächte stossen können. Dazu verlangen sie gewöhnlich das Honorar voraus. Umsonst wird auch in Loängo weder geheilt noch umgebracht. Die Heilkünste der verschiedenen Meister werden aber besser an anderer Stelle geschildert. Recht ängstliche Leute fühlen sich trotz ihrer zahlreichen Fetische vielleicht noch nicht sicher genug. Sie möchten über Kräfte wie grosse Zaubermeister gebieten und ihr Leben lang Nutzen davon haben. Auch hierfür wissen die Kundigen Rat. Sie besprechen, bezaubern und bemalen die Furchtsamen in entsprechender Weise, besprengen sie mit Zauberwasser, verordnen ihnen auch köstliche stärkende Tränklein mit ngilingili, die gewöhnlich regelmässig bei Neumond oder Vollmond einzunehmen sind, senden sie vielleicht auch zu einer fernen Quelle, deren Wasser sie nach Vorschrift zu trinken haben, ans Meer, wo sie baden sollen. Nun kann ihnen das Böse nicht an den Leib. Wenn es aber trotzdem droht, so rühren sich nicht bloss ihre Fetische, sondern sie ahnen es auch selbst. Sie fühlen es , erkennen es an gewissen Zeichen in ihrem Körper, auch im Traume. Derartig gewarnt, können sie. stets rechtzeitig für ihre Sicherheit sorgen - nur dürfen eben nicht noch stärkere Kräfte als ihre eigenen gegen sie stehen, und sie dürfen nicht gegen die ihnen auferlegten Gebote verstossen haben. An Pflanzungen gewahrt man häufig grosse, auf Stöcke gespiesste Schneckenhäuser, Wiepen sowie flatternde Fransen und Fäden. Auch abgeschossene Papphülsen unserer Jagdflinten wurden Mode. Diese Zeichen sind teils Grenzmarken, teils Scheuchen und Zaubermittel, um das Gedeihen der Feldfrüchte zu befördern. Manche fleissige Frau, manche gemeinsam den Boden bestellende Gemeinde fühlt überdies das Bedürfnis, einen Ngänga mit einer Art Feldsegen zu betrauen, damit sowohl Ungunst der Witterung als auch Schädigung durch wilde Tiere und hungrige Seelen von der Aussaat abgewehrt werde. Da umspringt dann der Meister mit Gehilfen rufend und murmelnd das Ackerstück vor und zurück, nur einmal oder mehrere Tage nacheinander, auch immer wieder zu verschiedenen Zeiten, wie bei Neumond und Vollmond, je nach dem Lohne, der ihm winkt. E r schreitet ebenso mit
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