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Alle Banganga gebieten mehr oder weniger noch über Kräfte, die an ihre Persönlichkeit gebunden sind. Sie werden von den Gläubigen gewissermassen für lebendige Fetische gehalten. So erzählt das Volk von berühmten Zaubermeistern, die, wenn sie rauchen wollen, bloss mit dem Finger auf die Pfeife tupfen, und sie brennt. Bedürfen sie eines Feuers, so blasen sie auf grünes oder dürres Holz, sogleich brechen die Flammen heryor. Sie nehmen einen Fruchtkern in den Mund, spucken ihn in ein Häuflein Erde, und vor aller Augen wächst ein Pflänzlein auf. Sie legen ihre Hand an einen Baum, und er blüht, bringt Früchte oder verdorrt nach ihrem Willen; die Palme gibt ihnen Most, die Liane fertigen Kautschuk. Sie rufen den Elefanten an, und er wirft ihnen seine Stosszähne hin. Die bedeutendsten Meister brauchen nur ihre Hände tüchtig zu reiben und im Nacken zu verschränken oder aufs Haupt zu legen und sie verschwinden für jedermanns Augen. So vermögen sie unsichtbar überall hinzugehen und das Treiben der Menschen zu belauschen. Daher ihr Wissen von Dingen, die Veranstalter unverbrüchlich geheim zu haben meinten. Selbstverständlich kann nicht jeder Zaubermeister alles, aber manche können doch vieles. Es gibt welche, die behaupten, Vorwissende zu sein, eine rätselhafte Ahnungskraft, die Gabe des zweiten Gesichtes zu besitzen. Sie sehen, was sich weit von ihnen zuträgt, sie sehen sogar, was sich künftig begeben wird. Anderen offenbart sich Vergangenes und Künftiges nur im Traume, nachdem sie zweckdienliche Vorbereitungen getroffen haben. Manche rühmen sich, dass sie Wachenden oder Schlafenden, indem sie ihnen die Hand auf die Stirn legen, ihre Geheimnisse abfragen können, oder dass sie mittelst eines über den Kopf eines Träumenden gebreiteten Tuches dessen Hirngespinste auffangen und nachher durch Auflegen in den eigenen Kopf bringen, mithin nachträumen können. Kulöta: träumen, lulösse plur. sindösse: Traumvorstellungen. Ebenso vermessen sie sich, einem Menschen ihren Willen aufzwingen zu können, so dass er nach ihrem Gebote handeln muss, ferner ihn standfest oder baumfest zu machen, so dass er von einer betretenen Stelle nicht hinweg, von einem erstiegenen Baum nicht herunter kann. Entflohene wissen sie der- artig zu verwirren, dass diese immer wieder dem Orte zustreben müssen, den sie um jeden Preis meiden möchten. Einen Fluchtverdächtigen brauchen sie bloss zu berühren oder einzukreisen, nötigenfalls zu umpissen, und er ist an Ort und Stelle gebunden. Keiner der Kundigen hat sich jemals mir gegenüber vermessen, dass er, gleich einem Medium, mit irgendwelchen Wesen aus dem Jenseits verkehre und daher seine Kräfte, sein Wissen habe, und niemals hat sich vor meinen Augen ein Ngänga danach betragen, dass anderen glaubhaft werden sollte, es wäre der Zaubermeister A rt, überhaupt mit Geistern zu verkehren. Es ist das kaum nachdrücklich genug hervorzuheben. Einer meint, die Gabe und Kraft stecke in ihm, weil er ein geschulter tüchtiger Mann sei, ein anderer hat sie sich umständlich erworben. Zu diesem Zwecke befolgt er gewisse Regeln, wendet er gewisse Kunstgriffe an, um, wie bei der Herstellung von Fetischen, sich selbst die gewünschten Kräfte einzuverleiben. E r sondert sich ab, schweigt, fastet oder geniesst wenigstens nur bestimmte Nahrungsmittel, richtet sein ganzes Verhalten in besonderer Weise ein und isst oder trinkt eigens zubereitetes ngilingili. J e nach dem Grade der Vorbereitungen macht er sich selbst zeitweilig oder dauernd gleichsam zu einem lebendigen Fetisch, dessen Leistungsfähigkeit, genau wie bei anderen Fetischen, erhalten bleibt, wenn Nützliches getan, Schädliches vermieden wird. Hervorragende Meister ziehen die erforderlichen Kräfte unmittelbar aus der Erde an sich. Auch sie befolgen zwar ein mannigfaltiges Tschlna, scheinen jedoch nicht der anderen umständlichen Vorbereitungen zu bedürfen. Wie ein starker Fetisch die Kräfte eines ihm zugesellten schwächeren auffrischt und gewissermassen durch Überstrahlung ver- grössert, so geht die alles durchdringende Erdkraft oder Lebenskraft in besonderer Stärke auf einen Menschen über, der es gelernt hat, sie sich zuzuleiten und kunstgerecht in sich aufzuspeichern. Um sich in dieser Weise auszurüsten, schläft der Ngänga des Nachts oder verbringt überhaupt längere Zeit im Erdreich, und zwar in einer künstlich hergestellten Grube oder Höhle oder in einer wannenartigen Vertiefung. Mancher, so wird erzählt, lässt sich für Tage oder Wochen lebendig begraben. Will er die von der Erde entlehnten und in sich versammelten Kräfte zu einem recht schwierigen Werke verwenden, so verleiht er ihnen noch einen besonderen Antrieb, indem er unmittelbar vor der Handlung sich auf die Erde legt, eine kleine Vertiefung scharrt und daraus schnaufend Luft einzieht. Bisweilen sollen ihn dabei seine Gehilfen unterstützen: ihm eine Matte über den Kopf decken, ihm Arme und Beine hochheben und dergleichen mehr. Dass solche Zaubermeister aus eigener Machtvollkommenheit ganz Ausserordentliches zu leisten vermögen, wird niemand in Loängo bestreiten, denn dafür gibt es Beweise die Menge. Misslich wird die Sache, wenn der zweifelnde wejsse Fremdling vom Ngänga etliche Proben seiner persönlichen Begabung wünscht. Da heisst es, das sei nichts für Ausländer, der weisse Mann sei eben ein anderer und störe die Kräfte, und was der Ausflüchte mehr sind. Man braucht nur einem als hieb- und schussfest bekannten Meister vor Leuten vorzuschlagen, er solle gegen hohe Belohnung einmal auf sich schiessen lassen. Anfangs schwankt er vielleicht, des verlockenden Lohnes wie der Zeugen wegen. Aber sobald man das Gewehr zur Hand nimmt,


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