sie sagen, in die Nachbarschaft zum Schlafen, wie Ndembo sagt, um mit den Kundigen der Umgegend zu beraten. Am nächsten Vormittag kommt mit den vier Zauberern der Oberngänga des Mabiäla. Sie bringen eine grosse, in der Nachbarschaft geborgte Langtrommel mit, und sind in Gala., ziemlich gut bemalt, mit Fetischen und Zauberbündeln behängen. Wie wir es ausbedungen haben, wollen sie ihr Bestes leisten, sich und ihren Fetisch im vollsten Glanze zeigen. Masken tragen sie nicht, haben auch sonst gar nichts Ungeheuerliches an sich. Nur der Obermeister, der mit einer alten Joppe prunkt, hat, wie der Fetisch, eine kronenförmig mit roten Papageifedem besteckte Mütze auf. Mit den Zauberern drängen sich zahlreiche Neugierige ins Gehöft, viele andere gucken über den Zaun. Sie erwarten eine Beschwörung allerersten Ranges. Der Obermeister heisst die beiden Diebe dem Fetisch gegenüber niedersitzen und steckt vor diesem einen alten Säbel, Schneide nach aussen, m die Erde. E r nimmt eine recht grosse Maniokwurzel nebst Messer, tänzelt im Menuettschritt um die Fetischgruppe und lässt rings um sie Maniokschnitzel fallen, bis er zwei kleine Wurzelpfröpfe übrig behält, die in den halb offenen Mund des Mabiäla passen. Jetzt nimmt er dem Fetisch die Mütze ab, schlägt ihm dreimal, und ebensooft seinen Namen rufend, mit flacher Hand auf den Kopf, dass es schallt, abwechselnd sich selbst mit dem Rücken der Hand gegen die Stirn und reibt dann seine Stirn gegen die des Mabiäla so derb, dass er ihn dabei festhalten muss. Dann stülpt er ihm die Mütze wieder auf, stiert ihm, sich niederkauernd, in die Augen, in die Spiegel, wendet sich scharf fixierend gegen die Übeltäter und wiederholt auch diese Handlung mehrmals. Nachdem er den Fetisch ein wenig gerückt und ihm, wie liebkosend, die Backen geklopft hat, schärft er den beiden Dieben ein, in die Spiegel zu sehen, und geht mit seinen Gehilfen ab. Nach einer viertelstündigen Kunstpause kehrt er zurück und bringt die beiden Maniokpfropfen, die vorn am glatten Abschnitt jetzt einen roten Kreis und in der Mitte einen roten Tupfen haben. Den einen Pfropfen schiebt er dem Mabiäla in den Mund. Darauf stellt er die beiden Diebe zehn Schritt vom Fetisch auf und zeigt ihnen, wie sie das Stück mit dem Munde zu nehmen und zu essen haben. E r spreizt die Finger und kreuzt die Arme auf den Rücken, neigt sich, knickt die Knie ein, blickt starr in die Augen des Mabiäla und hoppelt nun, den Oberkörper förmlich in Schraubenlinie bewegend, auf ihn los, als wollte er ihn anrennen. Dreimal tut er dasselbe, bis die Leute ihre Aufgabe völlig begriffen haben. Der erste Dieb macht es ihm beinahe noch besser nach, fasst das Maniokstück mit den Zähnen, beisst es mitten durch und kaut es, während der Rest zur Erde fällt. Sogleich grosses Geschrei der Bangänga. Das gilt nicht. Das Ganze muss gegessen werden. Der belehrte Dieb sprudelt das Gekaute aus und nimmt nun regelrecht den zweiten Pfropfen, den der Ngänga rasch eingeschoben hat. Dann geht der Obermeister abseits und macht zum Ersatz schnell ein drittes Stück Maniok zurecht, das der zweite Dieb in vorgeschriebener Weise holt und verzehrt. Beide erhalten darauf viel Wasser zum Trinken. Jetzt ereignet sich ein Zwischenspiel. Der erste Dieb, unser bester J äg e r und ein schön gewachsener Bursche, springt vor den Fetisch, hebt die Arme gen Himmel und schwenkt sie, sich wie ein Ballettmädchen auf den Fussspitzen drehend, in anmutiger Weise. Dann leiht er sich von einem Kameraden ein grosses Tuch und beginnt vor dem Fetisch •einen Schleppentanz oder Serpentinentanz, den er gapz meisterhaft aus- fführt. Tuchenden und Fussspitzen kommen freilich dem Holzbilde manchmal bedenklich nahe. Immer wilder tanzend, schliesslich in prachtvollem Sprunge über den Fetisch von hinten nach vorn setzend, zeigt der Bursche ihm plötzlich den entblössten Hinteren, klatscht schallend darauf, streckt ■sich und bleibt in der Haltung des Adoranteu mit aufwärts gerichtetem Blick lange ruhig stehen. Dann gibt er das Tuch zurück und setzt sich auf seinen Platz. Die Bangänga haben den Mann gewähren lassen. Nun beginnen ■sie. Einer trommelt, einer bläst auf einer doppelten Panpfeife. Die anderen schreien. Der Obermeister reisst den alten Säbel aus der Erde, fuchtelt johlend damit umher, rennt um den Fetisch, wiederholt nach -allen Seiten vorspringend, als wollte er Feinde verjagen, schlägt flach auf den Boden, haut wütend um sich, fährt auf die Übeltäter los, um sie herum, macht neue Ausfälle, umkreist, wie ein tretlustiger Hahn hurtig trippelnd, den Mabiäla mehrmals und schnauzt ihn zum Schluss, -mit dem Säbel drohend, mit lauter Stimme an. Derweile lärmen die Gehilfen aus Leibeskräften; die Zuschauer klappen die Hände und schreien ■mit. Das Getümmel geht so etliche Minuten lang fort. Plötzlich tritt Ruhe ein. Der Staub verzieht sich. . Vor dem Fetisch liegt der Säbel ■auf der Erde. Der Ngänga verschnauft. Die grossartige Beschwörung ist zu Ende. Die beiden Diebe haben die Geschichte ganz vergnügt mit angesehen. J e tz t müssen sie vorrücken bis dicht vor den Mabiäla und ihm in die Augen schauen. Sie sollen schnell sagen, wo das Pulver geblieben ist, sonst schwillt ihnen der Leib auf, berstet, und sie müssen elend sterben. Aber sie gestehen nichts. Der eine ist gänzlich verstockt und der andere, -der Tänzer, erzählt unsinnige Geschichten, wo das Gestohlene geblieben sein soll: hier und dort vergraben, ins Wasser geworfen, verschenkt, verpufft; dann widerruft er und gibt andere Auskünfte. Der Obermeister •macht sich an ihn, malt ihm mit grausiger Anschaulichkeit aus, wie ¡schrecklich es in seinem Leibe zugehen werde, bis er knallend aufplatze, 28*
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