432 Mabiäla ma utlewba hilft ohne Zaubern. von dem Maläsi kratzte, in seine geladene Flinte und feuerte den Schuss in die Luft. Damit war die Beschwörung zu Ende. Die Zauberer nahmen ihre Geräte und zogen ab. Am nächsten Morgen hatten wir unsere Flasche wieder, sie lehnte innen am Zaune. Während ich als Gast in einer Faktorei weilte, verschwanden dem Vorsteher rasch nacheinander drei schöne gelehrige Graupapageien. Dm der Mauserei beizeiten zu steuern, liess er den berühmtesten Diebfinder des Gebietes, den Mabiäla ma ndemba von Massäla rufen. Der kam jedoch nicht, weil seine Besitzer von Leuten, die kein gutes Gewissen haben mochten, beeinflusst wurden. So hiess es wenigstens. Da verkündete der Faktorist den Arbeitern und Handelsfreunden: es gibt weder Löhnung, noch Verpflegung, noch Handel, bis der Fetisch zur Stelle ist. Das half. Schon am nächsten Vormittag kamen zwei Bangänga ohne Aufputz mit dem schweren Fetisch an, den der eine auf dem Kopfe trug und mit einem Uff! der Erleichterung ohne Umstände wie eine lästige Bürde recht unehrerbietig vor der Faktorei auf die Erde stellte. Diese Tragweise war eine seltene Ausnahme, denn eigentlich reist Mabiäla, wie ein grösser Herr, nur in der Hängematte. Heben den Fetisch legten die Meister einen Meissei, der als Hammer zu dienen pflegt, und einige Nägel auf die Erde. Sie waren zum Zaubern fertig. Aber so weit sollte es gar nicht kommen. Schon brachte ein Vertrauensmann zwei der gestohlenen Vögel zurück. Gleich darauf traf der Bote eines benachbarten Häuptlings ein, der bat, man möge nicht zaubern, sein Herr käme zum Palaver. Die Bangänga liessen ihren Fetisch in der Sonnenglut und räkelten sich abseits im Schatten hin. So bot sich mir die Gelegenheit, heimlich ein Aquarell von dem unbewachten Zauberbilde anzufertigen, wonach die Zeichnung am Anfang dieses Kapitels (Seite 347) entworfen worden ist, leider mit dem Fehler, dass der Zaubermeister auf einem Horne statt auf einer Pfeife bläst. Der Mabiäla hat halbe Mannesgrösse. Sein Rumpf ist über und über mit Nägeln und Eisenstücken gespickt. Das Gesicht, mit halb offenem zahnlosen Mund, ist schwarz, um Augen und Mund rot, auf der Nase mit einem weissen Strich und über beide Backen mit je einem weissen und roten senkrechten Doppelstrich bemalt. Auf dem Kopfe hat er eine kronenförmig dicht mit roten Papageifedern besteckte Mütze mit einer langen schwarzen Hahnenfeder in der Mitte. Von der rechten Schulter hängt, gleich einem Fetischbündel, ein buntes Wildkatzenfell, unten vor den Beinen ein Stück Schaffell und als Schurz wie Schleppe dient ihm eine lange blaue Signalflagge, die in zwei Spitzen mit Troddeln von roten Federn endigt. Unten vor dem Leibe hat er zwei rot und weiss umrahmte kastenähnliche Hervorragungen mit Spiegeln; zwei Spiegelstückchen bilden die Augen. Hinter den Spiegeln auf dem Bauche Mabiala ma ndemba ist nicht erfolgreich. 4 3 3 steckt das ngllingili mit seiner Kraft. Die Füsse, die sich rasch abnutzen mochten, waren neuerdings mit Schuhen aus Weissblech beschlagen worden. Nach einiger Zeit, mein Bild war unterdessen fertig geworden, kam der Häuptling mit einigen Begleitern in die Faktorei. Die üblichen langen Verhandlungen kürzte der Faktorist durch die Drohung ab, dass er keine Zeit hätte und der Mabiäla vor der Türe stünde. E r gedächte die Diebe totnageln zu lassen. Der Unterhändler bot schliesslich als Ersatz und Sühne für den dritten nicht zurückgebrachten Papagei vier schöne Papageien und sechzig Gallonen Palmöl, mindestens den vierzig- fachen Wert. Der Faktorist legte ihm noch auf, die Kosten des Verfahrens zu tragen und gab sich zufrieden. Die Schuld wurde gestundet, später aber, wie dies die Regel ist, richtig beglichen. Weniger erfolgreich liessen wir selbst mit dem Mabiäla zaubern. Seine Kraft bewährte sich nicht, weil die Diebe, um die es sich handelte, zu unseren eingeführten Leuten gehörten und nicht in der Furcht vor ihm aufgewachsen waren. Wir hatten zwar die beiden Diebe, ihre Kameraden hatten sie selbst angegeben, aber sie wollten nicht gestehen, wohin sie das gestohlene Schiesspulver geliefert hatten. Zwar mutmassten wir, dass ein berüchtigter Häuptling, der landeinwärts wohnte, der Anstifter und Hehler war, aber wir wollten Gewissheit haben. So schickten wir denn einen Boten nach Massäla und liessen den Fetisch berufen. Der kam aber nicht, weil die Botschaft gar nicht ausgerichtet worden war. Wir spürten die Macht des beargwöhnten Häuptlings. Um uns nicht matt setzen zu lassen, unterhandelten wir durch einen Vertrauensmann, dem es auch gelang, die Bangänga zu gewinnen. Nach einigen Tagen kam die Nachricht, der Mabiäla wäre am Tschiloängo, da er indessen nicht gern übers Wasser ginge, wollte man lieber dort für uns zaubern. Wir möchten hinkommen. Auch das war gegen unsere Wünsche, weswegen wir durch unsere eigenen Leute den grossen Detektive holen liessen. Sobald das Kommen des Fetisches gesichert erschien, zeigte sich Unruhe unter der Bevölkerung. Mein Ndembo weissagte lachend, dass mancherlei stumm Entliehenes wieder auftauchen werde. So geschah es. Bald überreichte er mir ein Taschenmesser mit abgebrochener Klinge. Andere Unterhändler lieferten den Gefährten im Aufträge allerlei Gegenstände ab: eine Scheere, etliche Fingerhüte, Bleistifte, Nadeln und andere Kleinigkeiten, die bisher nicht einmal vermisst worden waren. Mabiäla wirkte schon im voraus, wenigstens bei Einheimischen. Gegen Abend langt der Fetisch an, mit ihm vier Bangänga im Alltagsgewand. Sie stellen ihn einfach in den Hof für die Nacht, weil er, unter ein fremdes Dach gebracht, seine Kraft verliert, und gehen, wie Lo&ngo. 2 8
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