Vorkommen, ist kaum , zu bezweifeln. Warum sollten die Bafioti besser als andere Menschen sein ? Das Bedenkliche für die Zunft mit ihrem gewerbsmässigen Betriebe liegt überhaupt darin, dass die grosse Menge an derlei' Durchstechereien glaubt. Beschwörungen geschehen in ziemlich übereinstimmender Weise, ohne peinlich genaue Anwendung feststehender Formeln und selten mit verstellter Stimme. Die zur Erhöhung des Eindruckes benutzten Instrumente sind gewöhnlich, je nach den Fetischen, verschieden. Bei einigen bläst man auf einfachen, bei anderen auf doppelten Panflöten, bei anderen wird auf kleinen Antilopenhörnern gepfiffen oder auf grossen getutet; bei manchen werden zugleich aus Kalabessen hergestellte Rasseln verwendet. Getrommelt wird in den meisten Fällen. Man ist indessen nicht heikel hinsichtlich der Tonwerkzeuge und duldet es gelegentlich, dass Laien mit Pfeifen und Tuten nachhelfen. Die Meister des Mabiäla ma ndemba waren erfreut, dass wir ihren Zauber mit einigen Trompetenstössen unterstützten und hätten die Trompete am liebsten selber gehabt; einer von ihnen nahm gern eine schrillende Schaffnerpfeife an und benutzte sie sofort. Es handelt sich um Lärm, der Eindruck erzielen soll. Deswegen werden auch sehr kräftige Beschwörungen durch gesteigertes Bearbeiten von Langtrommeln unterstützt und mit dem Abfeuern eines Gewehres beschlossen. Dies ist das weithin hörbare Zeichen, dass die Kräfte des Fetisches losgegängen sind. Jetzt mag der Schuldige sich hüten. überdies schiesst man vielfach auch die Kräfte selbst, richtiger die Stoffe, woran sie gebunden sind, mit in die Luft. Allen sichtbar wird in die Flinte eine Handvoll staubförmiger Kraftstoff geschüttet, manchmal auch Geschabsel vom Fetisch selbst hinzugetan. Dieses Zaubergift, so lehren die Kundigen, fliegt durch die Luft und befällt den Schuldigen, und das leuchtet den Gläubigen ein. Es verstärkt demnach die Wirkung der Fetische, genügt aber, wie die Sachverständigen versichern, auch schon für sich allein. Einmal hatte ich mit Hilfe , meines Ndembo, der sich auf den Spass freute, den alten Jägerscherz ausgeführt, nämlich die abzufeuernde Flinte mit einer tüchtigen Ladung zerschlissener Federn versehen. Der Erfolg war grossartig. Als der Zaubermeister nach dem Schuss die Federwolke erblickte, stand er zuerst wie erstarrt, liess fallen, was er in Händen hielt, und wich schreiend mit allen Beteiligten ruckweise zurück. Der Mann, auf dessen Rücken der Fetisch stand, sprang hinterher, und das Zauberbild kollerte unrühmlich über die Erde hin. Die Beschwörung war verdorben, und musste wiederholt werden, nachdem etliche Gläschen Rum unter grösser Heiterkeit das gute Einvernehmen hergestellt hatten. Der Fetischismus war um eiuen Gedanken reicher: die Federn sah man doch ordentlich fliegen und die Kraft verbreiten. In der Regel werden die in Tätigkeit zu setzenden grossen Fetische einfach auf die Erde gestellt, selten auf eine Matte oder auf ein Stück Zeug. Manchmal, aber keineswegs nur bei grossen Beschwörungen oder stets bei den nämlichen Fetischen, fällt es den Meistern ein, den Platz, den ihr Zauberbild einnehmen soll, erst gebührend herzurichten. Sie glätten einen Erdfleck mit belaubtem Gezweig oder mit den Füssen, streuen etwas Farbenpulver darüber und legen darauf gekreuzte Halme oder Rüten. Noch lieber reissen sie mit einem Messer allerlei Figuren in die Erde: ein gegittertes Viereck, einen grossen Kreis, oder mehrere ineinander beschriebene oder sich schneidende oder bloss berührende Kreise, innerhalb deren noch ein kleiner gezeichnet wird. In die Kreise kommen Speichen oder Hakenkreuze oder dreiarmige Gabelkreuze. Rings herum werden kleinere Rechtecke, Rauten, Kreise, Kreuze, öder kurze Zickzacklinien angebracht. Nachdem noch einige oder alle Linien mit gepulverter Farbe markiert worden sind, erhält der Fetisch seinen Platz inmitten der Figuren. Ein Zauberbild, das mehr lang und breit als hoch i$t, das nicht leicht aus dem Gleichgewicht kommt, pflegt man bei einer großen Beschwörung auf den Rücken eines beliebigen, auf Ellbogen und Knien ruhenden Mannes zu stellen. Soll Diebstahl, Hexenwerk, Treübrucb gerächt, ein hartnäckiger Schuldner zum Zahlen, ein Trunkenbold zur Mässigkeit, eine Vertrauensperson im voraus zur Ehrlichkeit gezwungen werden, so gilt es in den südlichen Teilen des Landes für sehr dienlich, zum Schluss der Beschwörung einen Nagel in den Fetisch zu schlagen, falls er in Menschengestalt aus Holz geschnitzt ist. Das ist wiederum wichtig für die richtige Auffassung in Sachen des Fetischismus. Zu dieser Handlung sind recht lange, von Europa eingeführte oder vom eingeborenen Schmied her- gestellte Nägel beliebt. Letztere gelten für besser. Doch werden Messer, Gabeln, Hobeleisen, sogar Bohrer ganz gern genommen, nur dürfen diese nicht eingedreht, sondern müssen eingeschlagen werden. Es muss schallen! Ein recht mit Nägeln, Klingen und sonstigem Eisenzeug gespicktes Stück (Abbildung Seite 347) ist natürlich der Stolz seiner Besitzer und ein gewaltig Ding in den Augen des Volkes. Bisweilen.wird der Nagel, namentlich im Verfahren gegen Unbekannt, zuvor am Feuer erhitzt ünd beim Einschlagen der Fetisch von einem Gehilfen oder Laien emporgehoben, damit jedermann die wichtige Handlung besser sehen könne. Ein Schuss dazu und das Werk ist getan, das Leben des Schuldigen verwirkt. Der auf ihn gehetzte Fetisch tötet ihn, isst ih n ‘auf, wie es die Leute mit einer in der mannigfaltigsten Weise angebrachten Redensart ausdrücken. Packt nun erst den Schuldbewussten die Furcht öder beginnt er im Laufe der Zeit sich elend zu fühlen, und sucht er endlich sein Heil in
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