Wie wir schon wissen, dienen die Kräfte der Fetische vorbestimmten Zwecken. Aber die Wirkungsweise des Ngilingili wird durch rätselhafte Beziehungen zur Aussenwelt beeinflusst, am stärksten bei den grossen, namentlich bei den Erwerbsfetischen. Da diese für das Gemeinwohl wirken, ist es von grösser Bedeutung, oh ihre Kräfte sich jederzeit mit voller Spannung entladen, oder ob es mit dem Losgehen hapert und dio Zaubereien misslingen. Deswegen sind die Eigenheiten und Absonderlichkeiten der Fetische ein sehr wichtiger Bestandteil des Systemes. Diese rätselhaften Beziehungen zur Aussenwelt, die die Kräfte erhalten und vielleicht vermehren oder stören und schwächen, zwingen die Bangänga, sorgsam darüber zu wachen, dass Nützliches befolgt, Schädliches vermieden werde. Es gibt eine Menge Vorschriften für das Hantieren mit Fetischen, für ihre Pflege und Aufbewahrungsweise, die von den Zaubermeistern einem Tschlna gleichgeachtet werden. Selbstverständlich gelten die verzwickten Kegeln nicht gleichmässig für alle Fetische, sondern sind ebenso mannigfaltig wie diese seihst. Auch sollen die Hegeln für Fetische ersten Hanges wenigstens teilweise von Leuten beachtet werden, die mit ihnen unmittelbar nichts zu tun haben, vornehmlich vor und während Zaubereien. Verfehlungen dagegen dienen dem Bangänga als Entschuldigung für Misserfolge. Der eine Hauptfetisch darf nie in einer geschlossenen Behausung stehen., sondern nur unter dem Vorbäu der Hütte- seiner Pfleger oder abseits unter einem Schattendache. Dem entgegen erhält der ändere seinen Platz stets in der Hütte, vielleicht nahe am Feuer, das hell brennen oder schmauchen soll, nur mit gewissen Holzarten unterhalten oder zeitweilig mit Kräutern zum Räuchern versorgt werden muss. . Manche stehen, manche liegen oder hängen, wenn sie nicht gebraucht, werden, auf blosser Erde, auf einer Matte, auf einem Gerüst, in einem Kübel. Etliche haben das Gesicht nach Aufgang, etliche nach Untergang der Sonne gerichtet; vielen ist die Himmelsgegend gleichgültig. Diese, dürfen Sonne und Mond nicht bescheinen, jene nur der Mond nicht, manche sind stark bei zunehmendem, schwach bei abnehmendem, kraftlos bei fehlendem Mond. Andere müssen bestimmte Dinge stets in der Nähe haben, noch anderen sind allerlei Gegenstände, wie Holzarten, Früchte, europäische Waren, und Lebewesen, wie Schafe, Ziegen, Schweine, streng fernzuhalten. Manchen können Weiber nahen, manchen nicht; manchen sind Jungfrauen oder Schwangere oder Männer ein Greuel, und sie betätigen ihre Kräfte nie zu deren Gunsten. Auf Reisen sind die, die ihren Standort verlassen dürfen, verhüllt oder unverhüllt, in beliebiger Weise oder in einem Tragkorbe oder in einer Hängematte zu befördern. Verschiedene dürfen nicht an das Meer, verschiedene nur an ganz bestimmten Fährstellen übergesetzt oder überhaupt gar nicht an das Wasser gebracht werden, weder an fliessendes noch an stehendes, und selbst Hegenpfützen auf dem Pfade zwingen ihre Träger zur Umkehr oder zu Umwegen. Manche werden geschädigt durch .den Schatten des Waldes oder gewisser Baumarten, durch Donner und Blitz im Freien, durch Tanzvergnügen oder Leichenzüge, durch den Rauch ■von Tabak und Pulver. Wohl die meisten sind, falls sie unterwegs nass wurden, erst am nächsten Tage dienstfähig, wodurch die Kosten der Berufung erhöht werden. Manche dürfen auf dem hinwärts verfolgten Pfade nicht zurückkehren. Manche, viele oder alle —• es ist das überhaupt nicht genau zu bestimmen fig-, pflegt man zu verschiedenen Zeiten beiseite zu stellen und zu verhüllen. Zur Königszeit verfuhr man so mit allen Zauherstücken, wenn der dreizehnte Monat eingeschoben werden musste (Seite 138). Während der zweiten Hälfte des bösen Monates ruhten alle Fetische und jegliche Zauberei, bis die feine Mondsichel sichtbar wurde, die man -mit Freudengeschrei begrüsste. Nun behaupteten zwar zu unserer Zeit noch übereinstimmend alle erfahrenen Küstenleute, Europäer, der Brauch wäre noch, in vollem Schwange: alljährlich einmal würden alle Zauberbilder bedeckt und nachher der Mond angeschrieen. Aber schon das war verdächtig, dass der Vorgang alljährlich wiederkehren sollte. Auch die Eingeborenen gaben sehr unklare Auskunft, meinten, das wäre nicht die Zeit, .es geschähe nicht bei ihnen, sondern anderswo, wenn es .dazu käme, würden es. die Bangänga schon sagen, und was der fruchtlosen Rederei mehr war. Tatsächlich haben wir es in Jahren, auch in der kritischen Zeit nicht erlebt, dass die Leute alle Fetische auf einmal abgetan und verborgen, dass sie die Mondsichel angerufen hätten. Und doch hätte es uns gar nicht entgehen können, weil unsere Aufmerksamkeit besonders darauf gerichtet war. Tuckey dagegen berichtet vom Kongo, den er (1816) mit seiner so schwer heimgesuchten Expedition bis in das Gebirge verfolgte: „Als die Eingeborenen zuerst den Neumond sahen, schrieen sie ihn an als den Vorläufer der Regenschauer, die sie bald nach der Vollendung seiner Periode erwarten.“ Die Angabe bezieht sich aber auf den August, wo an eine Zeitkorrektion nicht zu denken ist, wo übrigens auclj Regen noch lange nicht einzutreten pflegt. Der vielgereiste Burton, der (18631 gerade zu Anfang der Regenzeit Tuckeys Spuren bis zu den ersten Stromschnellen folgte, erwähnt nicht das Anschreien des Mondes. Verstösse gegen die angeführten und andere Vorschriften lähmen die Kräfte der Fetische, so dass sie teilweise oder gänzlich für unbestimmte Zeit versagen. Sie sind in Unordnung geraten. Wie eine schlecht oder gar nicht geladene Flinte gehen sie nicht los. Zaubereien misslingen. Wenn sich nun nicht die Kunde, verbreitet, dass ein stärkerer Gegenzauber
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