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hinausfahren, nach mehrerlei Angaben nicht bloss einmal, sondern drei- oder siebenmal.*) Der grosse. Gynäkologe praktiziert nicht mehr. Ruchlose Männer aus Luändschili, die den historisch berechtigten Groll gegen die Weiber von Lubü hegen, sollen Mpemba während der mondlosen Zeit, wo die Bude geschlossen blieb, geraubt, verbrannt oder ins Innere verschleppt oder in einem tiefen Erdriss verschüttet haben. Nach einem anderen Gerücht hätten Männer von Lubü selbst die schlechte Tat begangen, weil ihnen das einträgliche Treiben und der Machtzuwachs der Dorfgenossinnen bedenklich geworden wäre. Mit Mpemba verschwand Planke, Glaube, Kundschaft. Die Wunderstätte hat abgewirtschaftet. Von Grasbränden arg mitgenommene Bretterreste und Pfostenstümpfe hezeichneten zu unserer Zeit den einst so belebten Platz, wo übrigens die Lubuense- rinnen noch immer geheime Zusammenkünfte abhalten sollten. Es schwebte noch ein Hauch ruhmreicher Vergangenheit um die verkohlten Hölzer. Wer kann wissen, ob Mpemba nicht wieder aufgefunden oder erneuert und die Rutschbahn eines schönen Tages wieder aufgestellt wird? Meine lebendige Chronik, MabOma Vlnga, der Hüter der Pürstengräber, der nun auch schon zur Erde gegangen ist, hob die Augenbrauen und verzog verständnisinnig den Mund. Was will er machen, wenn Weiber von Lubü wieder den Gedanken fassen, dass Schwestern in Nöten geholfen werden müsse? Mpembas Unglück und Ende war ein Gewinn für den auch von Frauen bedienten Fetisch Mblnda von Buluängo. Der behandelt einfacher. Er steht in Gestalt einer fast lebensgrossen Büste in einem auf vier niedrigen Pfählen ruhenden halben Fasse, und zwar unter einem offenen Schuppen in einem lieblichen Ölpalmenhaine. Mblnda hat ebenfalls Beziehungen zum Monde, stiftet Ehen, heilt Frauenleiden, kann aber Männer, Weiberhaare, Tabakrauch, Schnaps und Wasser nicht ausstehen, wonach alle sich richten müssen, die seiner bedürfen oder einen Rat aus dem Munde seiner Hüterinnen hören wollen. Hierzu müssen sich Mädchen und Frauen allüber glatt rasiert, splitternackt, die Hände im Nacken verschränkt, rückwärts schreitend dem Fasse nahen. So erhalten sie ihren Bescheid, werden schön rot und weiss bemalt, und mit einem Klaps auf den Bauch, sowie mit einem Schub gegen die Kehrseite abgefertigt. Was auch hinter ihnen geschehe, umschauen dürfen sie sich nicht, sonst ist die Behandlung verfehlt und muss an einem anderen Tage wiederholt werden. So wurde berichtet. *) Gedacht sei der Butschfelsen mit glatt geschliffenen Bahnen der Frauen von Athen, von Chaeronea nnd des Sandhügels unfern von Assuan, an dessen Hängen Leidende sich hinunterkollern, ferner des Kunigundenmantels im Dome zu Merseburg. Mblnda ist es auch schon einmal übel- ergangen«., E r wurde von schlechten Menschen entführt und ins Meer geworfen, ins Salzwasser, das ihm ein Ekel ist. Bei Pontanegra spülte ihn die Brandung an den Strand. Die Weiber haben ihn schleunigst in seinen Balmenhain zurückgeschafft und neu hergerichtet. Zum Glück hat die unfreiwillige Schwimmfahrt den Glauben an seine Kraft nicht erschüttert. Ein anderes vielberufenes, aber ziemlich unstätes Orakel war der in halber Mannesgrösse geschnitzte Mkissi Mangössu. Wie sein Name besagt, etwa Herr des Geschäftes — lungössu: Handel, Verkehr i i gibt er Auskunft denen, die Unternehmungen planen: einen Handelszug, Tausch, Kauf, ein Palaver, einen Prozess, eine Heirat. Seine Meinung verkündet er in eigenartiger Weise. Sein Kopf trägt einen Domenkranz und ist oben mit einem wie eine Helmraupe von vorne nach hinten verlaufenden Wulste versehen. Darin stecken drei grosse Stacheln vom Stachelschwein. Wer sich gebührend vorbereitet hat und eine Frage beantwortet haben will, der zieht an den drei Stacheln. Aber den Fetisch darf er nicht zum Wackeln bringen. J e nachdem die Stacheln alle oder teilweise leicht oder schwer oder gar nicht aus dem Wulste gehen, ist der Ziehende vom Mangössu beraten. Ursprünglich wirkte dieser Fetisch unweit von Ntängumböte, in einem ausgedehnten, von einer Zaubergenossenschaft errichteten Gehöft, das neben dem bewundernswerten Feigenbäume (III 172) angelegt war. Dort hatte er viel Kundschaft. Es gab indessen Zerwürfnisse . mit dem Erdherren, mutmasslich wegen Teilung der Einkünfte. Der Fetisch wanderte aus nach dem überlieferungsreichen, Binkösse genannten Platze auf der südlichen Endstrecke des Luntämbi lu mbensa. Insofern war der Platz gut gewählt. Aber, die Gegend ist öde, wasserarm und abgewirtschaftet. Die Dörfer liegen abseits, und im nächsten, in Wlnga, hausten damals andere Zauberer. Bald stockte der Besuch, und Mangössu stand in Gefahr, vergessen zu werden. Auch kam das Gerücht auf, dass es in der Gegend spuke, woran die Genossen von Wlnga gewiss nicht unschuldig waren. Nach einer Untat, die in- der Nähe begangen wurde, nahm der Spuk über alle Massen zu. Gespenster trieben ihr Wesen um Binkösse und auf dem Luntämbi lu mbensa so arg, dass es weithin ruchbar wurde und die Eingeborenen die Gegend scheuten. Der Verkehr zog sich an Wlnga und Buluängo vorbei längs des Strandes hin. Die Zauberer von Binkösse waren matt gesetzt. Da musste denn Mangössu abermals auswandem. Nach mancherlei fruchtlosen Verhandlungen gewährte ihm ein Dorfherr im Königsgau eine Stätte, er wurde dorthin übergeführt und orakelte noch im Jahre 1882 mit befriedigendem Erfolge in einem Dornhage unweit Tschingänga-mvümbi. —


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