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war die Hauptsache, dass jeder, der Mänsis Kraft erproben wollte, zwischen dichten Hürden mit erhobenen Armen im Wasser zu ihm hinaus waten musste, bis es ihm an den Hals reichte. Alsdann rief er den Fetisch an, und hörte, was er wissen mochte. Die Hexenprobe kam hier nicht mit Gift zum Austrag. Der Verdächtigte watete vielmehr zu Mänsi und schrie dreimal, dass er komme, gerichtet zu werden. Der Unschuldige vermochte unversehrt wieder das Ufer zu gewinnen. Der Schuldige verschwand im Wasser und ward nicht mehr gesehen. Die Menschen waren abermals von einem Ndödschi befreit.*) Die einträgliche Zauberwirtschaft nahm ein jähes Ende, und zwar muss das in der Regenzeit 1860—:1861 gewesen sein. Denn gerade zu der Zeit, vielleicht sogar infolge des Ereignisses, das ungeheures Aufsehen erregte, wurde wohl etwas zu früh die bereits erwähnte, als Schönheit gefeierte Fürstin Tschiblla von Mbüku geboren, die eben deswegen ihren Namen erhielt. Tschiblla: Grund, Ursache, Zusammenhang, bedingt auch: weil. Eines Tages gab es keinen Mänsi und kein Zaubergehöft mehr. Wie sich das zutrug, wird in verschiedener Weise erzählt. Bei einem schweren Gewitter wäre unter Sturm und Blitz der Fetisch nebst allem Zubehör, samt seinen Besitzern vom Erdboden verschwunden. Eine Herde Flusspferde hätte eines Nachts das ganze Werk nebst Anwesen zertrümmert. Eine grosse F lu t, vielleicht ein Wolkenbruch, hätte alles vernichtet. Andere brachten das Ereignis in Verbindung mit einer gespenstischen Karawane, die damals im Lande gesehen wurde und deren Erscheinen ein krankhaftes, geradezu Wahnsinn erregendes Entsetzen verbreitete, einen Schrecken, der in der Leidenszeit der siebziger Jahre abermals auftauchte. Die richtige Erklärung dürfte die sein, die Fürstin Tschiblla und ihre ältere Base, Fürstin Nsoämi von Tschilünga gaben. Sie meinten, eine Botte böser Leute aus dem Waldlande hätte das -Gehöft der Zauberer überfallen und ausgeplündert, den Mänsi aber nebst Behausung *) Einen ähnlich eingerichteten, im ganzen Nigerdelta berufenen Orakelplatz: Tschuüku oder öru Tschubihäma — öru: Zauber, Qrakel — gab es noch vor drei Jahrzehnten in einem Altwasser des Niger, auf der Beninseite, im Gebiete Tschubihäma. John Jumbo, der in England erzogene Sohn Uku Tschümbus, des grossen Bönnyhäupt- lings und Händlers, — desselben Mannes, der mir zuerst von den Beninbronzen berichtete, auch ein schönes Stück davon besass — erzählte mir, das Orakel bestünde aus einem auf einem Schüfinselchen stehenden Pfahlbau mit einer Art Altar, wie im sogenannten Tschütschuhause (Schädel- und Zauberhaus, Ikuba nönga, öru, zu Bönny, das ich damals (1874) noch in all seinem grausigen Schmuck gesehen und gemalt habe). Tschuüku wäre eine schlau ersonnene Menschenfalle. Für gewöhnlich antwortete von drüben eine Stimme auf Fragen. Wer aber auf Verlangen hinüber watete, kehrte häufig nicht zurück. Geknebelt würde er als Sklave nach Benin verhandelt. Von einigen nachmals Entsprungenen wäre der Schwindel verraten worden. zerschlagen, : verschleppt und verbrannt. Es wurden viele Leichen gefunden. Jedenfalls war und blieb Mkissi Mänsi verschwunden. Jahre danach, zu unserer Zeit, begann sich aus diesem Ereignis ein überaus bezeichnendes Nachspiel zu entwickeln, das weiter unten im Zusammenhang mit anderen Begebenheiten geschildert werden soll. Harmloser als Mänsi, aber ungefähr um die nämliche Zeit, trieb es der einst ebenfalls hochgerühmte Mkissi Mpemba, der Vertreter der ausgezeichneten Hebamme im Königsgau. Über seine Leistungen, Geschick und Ende wird Lustigeres berichtet. Unfern vom sagenumwobenen Lubü und nahe der Stelle, wo das auf Seite 166 beschriebene Holzbild des Elefanten mit Beiter im Grase rottet, erhob sich einst ein geräumiges festes Bauwerk. Darin hauste, heilte und orakelte der von Frauen aus Lubü bediente Fetisch, der, in Gestalt eines Weibes mit strotzenden, von den Händen gehaltenen Brüsten dargestellt, in unzähligen kleinen Nachbildungen noch jetzt dem schwächeren Geschlechte unentbehrlich ist. Mkissi Mpemba war nämlich, ein unübertrefflicher Gynäkologe, dessen Beratungstage, in die Zeit des wachsenden Mondes fielen. In der zweiten Hälfte des Monates, bei abnehmendem Monde, ruhte er sich aus oder .sammelte neue Kräfte. Während der paar mondlosen Tage war er unzugänglich. Seine Wohnstätte blieb geschlossen. Mpembas Ansehen ist überaus gross gewesen. Sein Ruhm drang in alle Landschaften. E r hatte grossen Zulauf von Frauen und Mädchen, die sogar aus dem Waldlande und noch weiter aus dem Inneren zu ihm gepilgert sein sollen. Es muss damals wunderlich genug in der Behausung und ringsum in der Campine zugegangen sein, wo eine Art Klinik nach dem Barackensystem bestanden zu haben scheint. Da luden Hüttchen zum Verweilen ein, die von Eheleuten für ihren Wünschen ebenso förderliche Orte gehalten wurden wie einstens von frommen Pilgern die heiligsten Stätten zu Jerusalem, wo sich bis zur Gegenwart geschulte Diener Gottes, nicht etwa Wilde, zu prügeln pflegen. Die Hauptrolle bei der gynäkologischen Behandlung in der Fetischbude spielte Mpembas Gewand und ausserdem eine Planke, die abschüssig durch eine Luke ins Freie zur Erde führte. Was sich sonst im Inneren vor dem Fetisch begab, ist Geheimnis geblieben. Denn hinein gelangten nur Mädchen und Frauen, die einen braven Mann haben wollten, die ihrer Leiden ledig werden wollten, die sich nach Mutterfreuden sehnten, die ihre Stunde glücklich zu überstehen wünschten. Ihnen wurde das Bastgewand des Fetisches umgetan oder auf den Leib gelegt. Dann mussten sie? die durch die Türe eingetreten waren, mit dem entblössten Sitzteile , auf der Planke rutschend durch die Luke Loango. 25


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