Wegen des Unglücksfalles haben damals die Bangänga heftig wider die Tschibönaleute am Lueme geklagt, weil deren eifersüchtige Zauberer den Urfetisch durch ihre Künste ertränkt haben sollten. Dafür konnte natürlich der Mabiäla nichts, denn er war fürs Diebfinden, nicht fürs Schwimmen gemacht. Auch andere Fetische ersten Banges haben, wie bereits bemerkt, allerlei Schicksale erlitten, und manche sind gänzlich verschollen, so dass wir nur in alten Berichten der Europäer von ihnen hören. Battell erzählt von Fetischen, die vor drei Jahrhunderten eine grosse Rolle spielten, von denen aber schon Dappers Gewährsleute, bis höchstens zwei Menschenalter später, nur noch einen einzigen erwähnen. Battell beschreibt den Hauptfetisch des „Königs“ von Yümba, dessen Zeichen stets vor dem Ma Yümba hergetragen wurde. Der Fetisch, der bald Morumba bald Maramba heisst, bestand aus einem wie eine Bienenhaube geformten Korbe und war weit über die Grenzen der Landschaft hinaus berühmt. Seine Aufgabe war, Mörder und Hexen zu entdecken und zu bestrafen. Wer einer Freveltat beschuldigt wurde, der ging zum Fetisch und umschlang ihn knieend mit den Armen, indem er ausrief, dass er komme, gerichtet zu werden. Wer schuldig war, der „fiel sofort um, steif und todt für immer. Und selbst wenn er vor zwanzig Jahren schon Mann oder Kind umbrachte, er stirbt.“ Laut Bericht hielt sich Battell volle zwölf Monate an dem Platze auf und sah viele auf diese Weise sterben. An anderer Stelle nennen die Aufschreiber seiner E rzählungen freilich bloss sechs oder eieben Personen, die während seiner Anwesenheit die Kräfte des Maramba erprobten. Von diesem einst so mächtigen Fetisch war nirgendswo mehr in Yümba Kunde zu erbringen. E r ist verschwunden und vergessen. Statt seiner wirkt jetzt Mkissi Mböyo, ein Topf auf dreibeinigem Bockgestell. Nicht anders verhält es sich mit Gombiri, der am Landungsplätze der Loängobai bewahrt wurde, und vom dem Battell berichtet, was bereits auf Seite 315 wiedergegeben worden ist. Nur über den ebenfalls von ihm beschriebenen Checocke (Tschiköko) finden sich noch einmal Nachrichten bei Dapper, der ihn Kikokoo nennt. Dapper erzählt über die Abenteuer dieses Fetisches: „Es hat sich vor diesem begeben, dass etliche Bohtsgesellen von einem Portugallischen Schiffe, das nach Loango fuhr, den Kikokoo des Nachtes aus seinem Häuslein gestohlen, auch auf ihr Schif gebracht, und ihn, unterwegs einen Arm, samt dem Kopfe, abgezogen. Aber weil sie darnach wieder nach Loango musten, und dahin nicht kommen durften, wo sie den Kikokoo nicht wieder brächten; so nagelten sie seinen Kopf und den Arm wieder an den Rumpf, und trugen ihn des Nachts in aller stille in sein Häuslein. Des ändern Tages entstund unter den Schwartzen ein Gerüchte, welches der Ganga ausgestreuet, das Kikokoo in Portugal gewesen, und ein Schif mit Kaufwahren gehohlet. Kurtz darnach verunglückte ein Portugallisches Schiflein auf einer Steinribbe vor Loango. Darüber rieffen sie überlaut, dass Kikokoo dieses Schiflein zerbrochen, weil die Portugallier ihm einen Nagel in den Kopf geschlagen. Also wissen sie ihnen alle Begäbnüsse zu nütze zu machen, ihrer Mkisien Ehre zu bewahren, und die Glücksfälle zu misbrauchen, zur Befestigung ihres I r r thums.“ Als ob das nur die Bafiöti täten! Wie über den Maramba in Yümba war nichts über den Gombiri und Kikokoo in Loango zu erfahren, obgleich gerade diese beiden dem Ma Loango als Haupt- und Staatsfetische dienten. Auch die Ortschaft Kenga oder Kinga, wo sie einstmals auf bewahrt wurden, ist verschwunden. Was in neuerer Zeit, innerhalb Menschengedenkens Fetischen ersten Ranges zugestossen ist, wie sie, zu hohem Ansehen gelangt, für einige Zeit eine bedeutende Rolle spielten und dann vom Schauplatze verschwanden, darüber wussten die Eingeborenen allerlei zu berichten. Sie hatten es teilweise mit erlebt. Derartige Erzählungen sind überaus bezeichnend für das Wesen des Fetischismus und für die Auffassung der Gläubigen. Auch sind sie geeignet, aufzuklären über das Treiben von Geheimbünden und über den Ursprung von geistigen, durch Propheten eingeleiteten Bewegungen, von Psychosen, die ich als religiöse Erweckungen bezeichnet habe. Nördlich vom Kullu, das Gebiet des Nänga umfassend, dehnt sich bis in das bergige Waldland die wasserreiche Landschaft Mbüku, vormals eine der wichtigen Provinzen des Reiches. Daselbst hauste an einem See — von uns bei der ersten Befahrung Güssfeldtsee genannt — eine Genossenschaft von Bangänga, die Erstaunliches in Zauberkünsten leistete. Kein Gespenst vermochte ihnen zu widerstehen, auch die zudringlichsten Seelen wussten sie zu meistern, und wo sie zu Hilfe eilten, da wichen Krankheiten, da wurde das Hexenwesen ausgerottet. Die Zauberer be- sassen unter anderen einen Fetisch Mänsi, von einer Macht, wie es in Loango noch nicht gegeben hatte. Dieser Mänsi — mänsi: Fett, Feist —^ war in Gestalt eines Manatus aus Holz geschnitzt und doppelt so lang wie ein Mann klaftern kann. E r wurde nicht herumgetragen, sondern ruhte unverrückbar auf einer im Wasser errichteten überdachten Plattform. Wer seiner bedurfte, musste sich zu ihm bemühen. Vor allen Fetischen der Loängoküste war er dadurch ausgezeichnet, dass er auf einem Pfahlbau im See orakelte, sodann, dass er aus seinem Bauche mit mächtiger Stimme redete. In den vierziger und fünfziger Jahren muss der Zulauf zum Mänsi am grössten gewesen sein. Damals ist sozusagen alle Welt zu ihm gepilgert, um sich raten oder richten zu lassen. Neben anderen Gebräuchen
27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above