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Ansehen anderweitig zu verwerten, mit einem anderen Kraftstoff ausgestattet und diente anderem Zwecke. In der Regel sind menschen- oder tierähnlich gebildete grosse Fetische aus weichem Holze geschnitten. Da viele nach Bedarf herumgetragen werden, leiden sie durch Abnutzung, und die Menschenfiguren, die man zu benageln pflegt, bieten schliesslich keinen Platz mehr zum Einschlagen von Eisenstiften. Alsdann fertigen die Besitzer, besonders von menschenähnlichen Stücken, Doppelgänger in ganzer Gestalt oder als Büsten an, von recht angesehenen vielleicht in grösserem Massstabe. Das jüngere Holzbild bleibt lange Zeit neben dem älteren und wird kunstgerecht behandelt, bis die volle Kraft des alten darauf übergegangen ist, richtiger, bis das Volk es glaubt. Nachher zaubert man mit dem neuen Fetisch und lässt den alten daheim oder man verwendet beide an verschiedenen Stellen zugleich. Ein solcher Doppelgänger heisst Kind des Urfetisches. Ebenso werden Nachbildungen bezeichnet, die man für zahlungsfähige Besteller in entlegenen Gebieten anfertigt, unter der Bedingung, dass sie mit dem Kinde nur bei sich daheim zaubern dürfen. Denn die eigenen, manchmal recht beträchtlichen Einkünfte will man natürlich nicht geschmälert wissen. Selbstverständlich müssen die Erwerber des Doppelgängers, und zwar ebenfalls gegen Entgelt, alle für die Behandlung des Fetisches notwendigen Bräuche und Kunstgriffe sowie die Vorschriften erlernen, ohne deren Befolgung die Zauberkräfte nicht wirken. Das Abgeben von Nachbildungen der Urfetische hat mehrfach zu Misshelligkeiten innerhalb der Zunft geführt. Dergleichen Vorfälle bieten der Spottlust und dem Dorf klatsch willkommene Nahrung und sind keineswegs geeignet, das Ansehen der Meister sowie ihrer Fetische zu heben. Is t es doch vorgekommen, dass Ahne und Kind, von Parteien für und wider die nämliche Angelegenheit gesetzt, mit aller Kraft gegeneinander gearbeitet haben. Weil man das zu spät erfuhr, soll schliesslich manche grossartig veranstaltete Zauberei in nichts verlaufen sein oder, wie auch behauptet wird, mit bösem Unfrieden der genarrten Beschwörer geendet haben. Über dergleichen Vorkommnisse laufen mancherlei phantasievoll ausgeschmückte Geschichten um. Hier eine davon, die an dem auf Seite 280 erwähnten Mkissi Bünssi von Luslnda haftet. E r gilt daselbst, weil er mehrfache Kräfte hat, als einer der mächtigsten Regenspender, genauer wohl als ein Lenker des den Regen bringenden Windes, und weithin im Lande als ein unfehlbares Orakel in Palaversachen, dessen Ansehen allerdings schon zu schwinden begann. Vorgezeigt wird er nicht. Die ihn Befragenden, müssen sich nüchtern, in neuen Gewändern, mit wagerecht vorgestreckten Händen und gespreizten Fingern nahen. Auch müssen sie niederhocken, und können auf Erhörung nur hoffen, wenn sie sich drei Tage lang des Weibes und Schnapses enthielten. Diesen Besuchern tut er seine Meinung durch den Mund seines Ngänga kund, der als Ma Slnda zugleich Dorfherr ist. Von Bünssi, dem Regenspender, gibt es drei Kinder: Lunssünssu, Lünga und Vemba, die an anderen Orten, in Ngöyo und Kaköngo, wie ihr Vater wirken, es ihm aber bei weitem nicht gleichtun können. So behaupten wenigstens der Ma Slnda und seine Leute, während die Besitzer der Kinder entgegengesetzter Meinung sind. Bünssi hatte noch einen Abkömmling, Tschimbinkenye, der sollte irgendwohin nach Loängo übertragen werden. Aber die Leute verstanden ihn nicht zu behandeln oder machten sonst welche Dummheiten, kurzum, der teure Fetisch hat seinen Bestimmungsort niemals erreicht. Ein Kabindamann fragt wohl heute noch Loängoleute arglistig, ob sie ihren Tschimbinkenye noch nicht wieder erwischt hätten. So äussert sich der Volkswitz, der sich gern am Schnurrigen, an mutwilligen Hänseleien ergötzt. Auch wird erzählt, wozu der Name, Sternschnuppe, Anlass gegeben haben mag, Tschimbinkenye sei seinen Trägern ausgerissen und in die Wolken oder in den Himmel gefahren. Dort treibe er allerhand Unfug, hantiere auf eigene Faust mit Wolken, Regen, Blitz und anderen Himmelserscheinungen, was die Loängoleute wieder nicht Wort haben wollen. Vorsichtige und selbstbewusste Meister weigern sich aus nahe liegenden Gründen, Kinder von ihren Hauptfetischen aus der Hand zu geben. Doch benutzen sie für den eigenen Gebrauch kleinere Nachbildungen, die sie bei weniger wichtigen Anlässen statt des schweren Hauptstückes zur Dienstleistung in entlegene Gegenden schaffen. Sie scheuen es, das kostbare Urstück den Gefahren einer weiten Reise auszusetzen. Denn ein angesehener Fetisch kann, wie wir schon wissen, sowohl eine gute Kriegsbeute als auch ein wertvolles Pfand für Gläubiger sein. Während der Verhandlungen über seine Einlösung stocken die Einkünfte. Zudem mag er von natürlichen Unglücksfällen betroffen werden. So geschah es etwa zu Ende der fünfziger Jahre dem einer Genossenschaft in Kaköngo gehörigen Urbilde des als Diebfinder weit und breit berühmten Fetisches Mabifila ma ndemba. Ihn hatte man nebst anderen zu einer grossen Beschwörung nach dem Königsgau berufen. Beim Übersetzen der Mündung des Lueme fasste der Kahn Wasser und schlug um. Den schweren, eisengespickten Fetisch konnten weder die eigenen Kräfte noch die Künste seiner Beschwörer re tten : er versank in den reissenden Gewässern und ersoff. Seitdem vertritt ihn ein auch schon wieder vollauf benageltes Kind (Abbildung Seite 347), für das ebenfalls ein kleines Ersatzstück, eine Büste vorhanden ist. Don Nachfolger bringen aber die Besitzer höchst ungern übers Wasser, was ja erklärlich ist.


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