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Mit einem grossen Buschmesser oder Säbel reisst er um sieb in die Erde einen Kreis, legt eine Matte hinein und setzt sieh darauf in vorgeschriebener, oft recht unbequemer Haltung. Nun nestelt er das Bündel auseinander, klingelt mit den Schellen oder Glöckchen, bläst auf den Pfeifen, murmelt, klappt die Hände. E r öffnet die Beutelchen und Täschchen, klopft sie, haucht sie an, nimmt Farbe, betupft damit Fetische und sich seihst an der Stirn, neben den Augen, an den Backen, am Kinn. Dann wieder Klingeln, Pfeifen, Murmeln, Händeklappen. Abermals kramt er im Bündel und bringt ein Stückchen Kolanuss zum Yorschein; davon wird ein wenig abgeschabt und über die Hand auf die menschlich gestalteten Zaubermittel geblasen oder ein wenig abgeknabbert, gekaut und darauf gesprudelt. Klingeln, Pfeifen, Murmeln, Händeklappen. Der Beschwörer rutscht auf die entgegengesetzte Seite des Kreises, der In halt des Bündels wird anders geordnet. Klingeln, Pfeifen, Murmeln, Händeklappen. E r sucht ein Stückchen Binde oder Holz oder Knochen heraus und schabt auch davon über die Zauberdinge. Dann hebt er sie einzeln auf, horcht und riecht daran, drückt etliche auch an Brust und Stirn. Wieder Klingeln usw. Nun holt er eine andere Farbe hervor und betupft die Fetische und sich. Schliesslich wickelt er vielleicht einen Faden ab, den er sich ins Haar legt, oder zieht eine Feder heraus, die er hinter das Ohr steckt. Mancher lässt dabei eine Flinte ahschiessen oder eine handvoll Pulver ins Feuer werfen. Zum letzten Male Klingeln, Pfeifen, Murmeln, Händeklappen. Dann packt er alles wieder gewissenhaft zusammen, schnürt das Bündel, hängt es an die linke Schulter, streicht vorsichtig mit der flachen Hand einen Teil des in die Erde gerissenen Kreises glatt und schreitet dort hinaus. Nun ist der Zauber vollbracht. E r hat den Leuten dargetan, dass seine Fetische kunstgerecht aufgemuntert, ihre Kräfte gehörig angespannt worden sind. Das verleiht Zuversicht ihm und den Seinen. E r ist für alle und gegen alles gerüstet. Nun fühlt er sich gefeit und zieht wohlgemut hinaus ins feindliche Leben. Etwas anders verhält es sich mit den Privatfetischen, die beständig zum Besten einer Dorf- oder Erdschaft zu wirken hahen. Sie sollen gegen Seuchen, Gespenster, Kriegsnot, Feuer beschirmen, Handel, Fischfang, das Gedeihen der Pflanzungen, die Yolksvermehrung befördern und andere gute Dienste leisten. In der Regel sind solche Gemeindefetische gross und unförmlich. Ab und zu haben sie Tier- oder Menschengestalt, häufiger sind sie Töpfe, Körbe, Kübel, Klappladen, gehöhlte Holzklötze, umflochtene Ballen, Popanze aus Blättern und Palmschäften, Schüsseln mit harzigen Klumpen, verstopfte Blechtrichter. Selbst einen riesigen, mit stattlicher Halskrause aufgeputzten und halb gefüllten Glasballon habe ich bemerkt. Gewöhnlieh werden die Stücke unter einem Schattendach inmitten der Wohnstätten oder am Hauptwege aufbewahrt. In allen steckt ngüingili von mannigfaltiger Art, weil sie in vielerlei Hinsicht wirken sollen. Sie vertreten sonach für die GJ-emeinde als zusammengesetzte Fetische das Zauberbündel des einzelnen. Dafür müssen aber alle freien, oft auch die hörigen Mitglieder, niemals aber die Leibeigenen der gesellschaftlichen oder politischen Einheit die Verhaltungsmassregeln beobachten, ohne die nun einmal die Zauberkräfte nicht wirksam bleiben. Doch ist die Befolgung der Vorschriften ebenfalls recht verschiedenartig geordnet. Bei manchen Fetischen haben sie dauernd bloss die Hüter zu beachten, bei anderen auch alle übrigen wenigstens teilweise und vollständig dann, wenn in kritischer Zeit gerade die höchste Wirksamkeit erzielt werden soll. Ein Verstoss gegen die Hegeln schädigt die ganze Gemeinde, weil die Kräfte des Stückes versagen, und ist nur in günstigen Fällen wieder auszugleichen, mit Hilfe des Zaubermeisters, der den Fetisch verfertigt hat. Kosten verursacht das jedenfalls. Wenn aber der Ngänga fortgewandert oder gestorben ist, dann gibt es kaum noch Hilfe, denn das Geheimnis seiner Kraftmischung kennt niemand. Anderen schadenfrohen Leuten und Gemeinden sucht man das Unglück, das ja für sie einen Gewinn bedeutet und ihre Spottlust herausfordern könnte, sorgfältig zu verheimlichen. Vielleicht wird nun in der Not alles mögliche versucht, um den Fetisch doch noch bei Kräften zu erhalten oder den Geschwächten wieder zu stärken. Dazu können verschwiegene Bangänga herangezogen werden, die die wunderlichsten Dinge auf gut Glück anstellen: räuchern, Feuer anzünden, Hütten und Strassen fegen, Löcher graben lassen, des Nachts die Ortschaft lärmend umlaufen, Graswische, Fransenschnüre herumstecken, mit Hühnern, Ziegen zaubern, die Weiber und Leibeigenen für etliche Tage anderswohin schicken, Seebäder, Fasten und andere Enthaltungen für die Freien anordnen und sonstwie nach bestem Wissen schalten und walten. Hat trotzdem die Gemeinde kein Glück mehr, so ist erwiesen, dass der Fetisch nicht mehr wirkt. Der Glaube an ihn ist dahin. Man trauert um ihn wie um ein treues Haustier. Nun erkennt man erst vollständig, was man an ihm gehabt hat, und rühmt seine Verdienste über alle Massen. So einen Fetisch hat es noch gar nicht gegeben, und wird es auch nicht wieder geben. Vielleicht behilft man sich nun ohne Fetisch so gut es gehen will. Vielleicht bestellt man bei einem grossen Zaubermann einen neuen, der dann oft neben dem alten untergebracht wird, von dem man sich, aus alter Anhänglichkeit, sowie der Nachbarn wegen, nicht trennen mag. Wer kann aber wissen, ob der neue so trefflich wirken wird wie der alte, jederzeit bewährte? Erst der Erfolg macht den Fetisch gross und vertrauenswürdig.


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