Gelegenheiten oder lassen, während sie schlafen, nur die gefälligeren, bequemeren Zaubermittel an ihrem Körper, und befestigen die übrigen am Kopfende ihres Lagers, um die vertrauten Helfer stets in der Nähe zu haben. In der Kegel besteht das Bündel aus Schutzfetischen, die gegen alltägliches Ungemach wirken. Besonderen Zwecken dienende Fetische, Förderfetische, als da sind für Handel, Jagd, Fischfang, Krieg, Palaver, lässt man gewöhnlich daheim, bis sie für den bestimmten Fall gebraucht werden. An festlichen oder sonst bedeutsamen Tagen malt sich der Eigentümer mit roten, weissen, gelben, blauen Farben auf seine Haut Striche, Punkte, Kreise. Mancher lässt sie sich auch vom Ngänga malen. Es ist sicher, dass es nicht für jeden beliebigen Fetisch bestimmte, stets wiederholte Marken gibt. Aber ebenso zweifellos ist, dass für manche bedeutende Fetische immer wieder dieselben Zeichen in der nämlichen Farbe und Anordnung und auf den nämlichen Körperteilen angebracht werden. Manche Marken sind eine mehr oder minder genaue Nachbildung von Skeletteilen. An dieser charakteristischen Bemalung, die auch als Zeichen eines Zauberbundes betrachtet werden könnte, sind namentlich Beschwörer und Mitbesitzer von einigen reiche Einkünfte bringenden Fetischen ersten Ranges zu erkennen, selbst diejenigen, welche noch im kindlichen Alter stehen. Manchmal erscheint eine ganze Familie oder Erdschaft mit solchen Fetisch- und Bundeszeichen geschmückt. Es bedarf kaum des Hinweises, dass die Fetische, ihre Befestigung und Umhüllung, je nach Phantasie und Geschmack des Verfertigers oder Besitzers, vielfach unwesentliche Zutaten erhalten. Man bemalt sie mit Kotholzpulver oder mit weissem Ton. Man putzt sie und die Bündel besonders gern auf mit den roten Schwanzfedern der Graupapageien, mit Federn von Haushühnern, namentlich von bunten Hähnen, seltener mit denen vom Geieradler, von Bananenfressern, Tauben, Rollern und einigen Nashornvögeln. Die Scbwanztroddel des Stachelschweines is t ebenfalls beliebt. Auch fügt man gern hinzu einige aus Holz, Knochen geschnitzte, oder aus zierlichen Antilopenhörnern bestehende einfache Pfeifen, denen man gelegentlich Töne entlockt. Ein ordentliches Fetischbündel umscbliesst sonach eine Sammlung sehr verschiedener Gegenstände und mag mehrere Kilogramm wiegen. Mit Ausnahme der Schellen, Spiegelscherben,' Ketten, Glasperlen und hier und da einer Kaurimuschel sind alle Gegenstände von einheimischer Arbeit und Abkunft. Selbst zu den Täschchen und Beutelchen nimmt man am liebsten Bastzeuge, obwohl die Mittelstücke menschlicher Gestalten gewöhnlich mit einem Schurz oder Röckchen von europäischem Stoffe schicklich umkleidet werden. Viele Privatfetische, die für dauernde wichtige Dienstleistungen und für Zwecke, die allen gleichmässig am Herzen liegen, bestimmt sind, tragen Eigennamen; die gleichartigen, wovon manche zu Hunderten oder, wie namentlich die den weiblichen Angelegenheiten dienenden, zu vielen Tausenden im Volke verbreitet sein mögen, gleichlautende, die verschiedenartigen verschiedene. Neu erfundene, für ungewöhnliche Zwecke begehrte, erhalten neue, manchmal auch alte, schon wohlbekannte Namen, je nach Laune und Belieben ihrer Verfertiger und Besteller. Bisweilen erheben jedoch Zunftgenossen Einspruch gegen Nachahmungen, und es gibt Palaver. Nicht selten lässt eine vornehme und zahlungsfähige Familie z.u Ehren eines ausgezeichneten Mitgliedes einen neuen Fetisch herstellen, dem der Name, aber keineswegs häufig die Gestalt des Betreffenden gegeben wird. Ähnliches wiederholt sich bei Ankunft eines lange ersehnten Kindes, bei dem Eintritt irgendeines anderen wichtigen Ereignisses: wenn ein als Ndödschi verdächtiger Angehöriger durch die Giftprobe seine Unschuld glänzend dargetan hat, wenn ein schwieriger Rechtshandel gewonnen wurde, wenn eine erstrebte Familienverbindung geglückt ist und so weiter. Solch ein Fetisch ist ein Erinnerungs- und Freudenzeichen, wie man sich bei uns eine Standuhr, ein Bildwerk an-schafft oder schenkt. Bangänga stellen wohl auch einen herühmten Verstorbenen ihrer Zunft im Bilde dar und benutzen das Stück mit bei ihren Zaubereien. Ferner verfallen sie auf den Gedanken, ein wichtiges Ereignis, eine allgemeines Interesse erregende Persönlichkeit durch einen neuartigen Fetisch zu verherrlichen und somit in ähnlicher Weise Erfolge zu erstreben wie die Hersteller unserer Modewaren. Bemerken andere, dass der Käufer des neuen Zaubergebildes Glück hat, so wollen sie es ebenfalls haben und bestellen Nachbildungen. Bewähren sich auch diese, so kommt der Ngänga in den Ruf, ein neues und unübertreffliches Ngilingili gemischt zu haben. Der Ruhm seiner Erfindung geht durch das ganze Land. E r erhält Zulauf und Bestellungen, wird gleichsam Fabrikant und ein reicher Mann. Sein Muster wird massgebend, freilich auch für Nachahmer, was wieder zu mancherlei Rechtshändeln führen kann. So ist es zu erklären, dass in der Unzahl der verschiedenartigsten Fetische, die, auch wenn sie dem nämlichen Zwecke dienen, doch ihrer Form nach sehr mannigfaltig gebildet sein können, sich manche finden, die nach dem Musterstück gleichförmig gestaltet und benannt, in Menge über ein weites Gebiet verbreitet sind. So kann zum Beispiel ein Kriegsfetisch äusserlich ein schwerer bunter Knüppel, ein fein geschnitzter Elfenbeinstab, ein Männlein, ein Holzkloben, eine Schachtel, ein Sack mit Erde sein, ein gewisser geschätzter Geburtshelfer dagegen findet sich bei Frauen, vielleicht zu vielen Tausenden in der nämlichen, höchstens nach Grösse abweichenden Gestalt und natürlich in gröberer oder feinerer Ausführung. Gewöhnlich dienen derartige, beinahe fabrikmässig angefertigte P rivatfetische zum Schutze, den alle begehren, hauptsächlich zur Abwehr von Loango. 24
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