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er sich einbildet, dass die ihm etwas angetan habe, dass er besessen sei, dann hat er nichts Dringenderes zu tun, als sich von Zunftgenossen erlösen zu lassen. Nachher lebt er noch lange in Ängsten und scheut sich, seine Künste auszuüben. Mancher entsagt gänzlich dem Berufe, dem er nicht gewachsen ist, oder wird einfacher Arzt, der freilich nach Art der Zunft kleiner Zauberkünste auch nicht entraten kann. Sonach ist den Bafiöti ein Fetisch nicht mehr und nicht weniger als ein künstlich mit verdichteter — übernatürlicher wäre nicht der richtige Ausdruck — Kraft versehenes Gerät oder Werkzeug für den Kampf ums Dasein. Ein Kunstgebilde ist es, nicht ein beliebiges Naturgebilde: weder ein Baum, Felsen, noch ein bunter Stein, ein Stück Metall, Holz, Elfenbein und dergleichen mehr. Wenn sie etwas nicht mit ngi- lingili Ausgestattetes mkissi nennen, so meinen sie, dass daselbst Bann und Zauber wirke oder gewirkt habe, wie im dritten Kapitel geschildert worden ist. Freilich denkt man sich auch manche gepflegte Büsche und Kräuter mit geheimen Kräften ausgestattet. Dabei handelt es sich indessen lediglich um eine Übertragung der Kraft. Derartige Gewächse sind von den Meistern besprochen worden. An ihren Wurzeln ist ngilingili vergraben; sie werden unter Befolgung zauberischer Gebräuche gepflegt und zeitweilig mit Wasser begossen, worein Fetische getaucht wurden. So erlangen ihre nach Vorschrift genossenen Blätter eine bestimmte Wirksamkeit und können mühelos an viele Personen abgesetzt werden, so wie man auch vielerlei andere Zauberstoffe an Bedürftige zum Einnehmen verabfolgt. Wirkliche Fetische sind diese Pflanzen ebensowenig geworden, wie die Flinten, die infolge des beim. Laden verwendeten Kugelsegens nicht fehlschiessen sollen. Ähnlich verhält es sich mit mancherlei Bäumen, die bei oberflächlicher Beobachtung des Verhaltens der Eingeborenen leicht für geheiligt angesehen werden könnten. An sich sind sie es nicht. Irgendeine E rinnerung hängt an ihnen wie an Femlinden, Siegeseichen und anderen Malbäumen bei uns, die zeitweilig bekränzt werden. Vielleicht hat der eine oder andere einst eine geweihte Stätte beschirmt. Noch öfter wird unter ihnen ein grösser Fetisch seinen Platz gehabt haben, dessen Wirken noch nicht vergessen worden ist. Oder man schützt sie aus Nützlichkeitsgründen, weil in ihrem Schatten palavert wird, weil daselbst vielleicht wichtige Entscheidungen getroffen worden sind. Zum Gedenken dessen haben vielleicht etliche oder viele an einer bedeutsamen Tagung Beteiligte, sogar zwei Parteien dem einen oder anderen Baume Bänder und Zeugfetzen ins Gezweig gehängt oder noch lieber befranste Streifen und Graswische hineingeknotet, wie sie anderswo Halme verflechten oder Wiepen und Popanze aufstellen oder auf Schwurplätzen Holzstückchen und Blätter verstreuen. Ferner kann solcher Baumschmuck aus wirklichen Fetischen, er kann ebensogut aus Abschiedsund Wahrzeichen bestehen, die Fortreisende für die daheim Gebliebenen, Vorbeiziehende für fröhliche Wiederkunft anbrachten, wie sie das auch in Dorf und Hütte, an Einschiffungsstellen tun, wo sie ja überdies gern kleine Besitzstücke zurücklassen. Vielfach tun andere nachher desgleichen aus Höflichkeit, aus Freundschaft, aus Nachahmungstrieb, weil es die Erinnerung auffrischt, weil es keinesfalls schaden kann. Immerhin sind derartig ausstaffierte Bäume sehr selten, viel seltener als die mit Fransen-^ gehängen, Wiepen und ähnlichem Zeug bedachten Plätze oder sindömbe. Opfergaben möchte ich solche Merkzeichen nicht nennen. Sie gelten ja nicht dem Baume oder dem Platze, sondern der Erinnerung an die Handlung, die dort vollzogen worden ist, oder an Abwesende, deren Heimkehr man ersehnt. Dass irgend jemand glaubte, der Geist, so etwas wie die Seele oder die Potenz eines Ahnen sässe darin, habe ich in keinem Falle feststellen können. Möglich wäre ja solch ein Glaube, aber sicherlich gehört er nicht zu den allgemein verbreiteten Regungen, und er wird eben deswegen vor dem Nachspürenden nicht zugestanden. Die Zeichen darf man natürlich nicht verletzen, da sie den Leuten wert sind, aber ihren Träger, wie er auch sei, braucht man nicht als heilig zu schonen. Von einem solchen am Dorfe grünenden Feigenbaum der Lutätu genannten A rt (Abbildung I I I 172, 174) durfte ich mit Beihilfe des Häuptlings ein sehr merkwürdig verwachsenes Bündel Luftwurzeln aus dem Gerüst sägen. Niemand fand das ungehörig oder gefährlich. Die Leute schüttelten nur den Kopf, dass der wunderliche weisse Mann nun gar noch an solchem Holzstück Gefallen habe! Die meisten Fetische sind ihren Besitzern hochgeschätzte, vertraute Beschützer und Helfer, die die eigenen Kräfte in geheimnisvoller Weise verstärken. Gerichtsfetische sind den Schuldbewussten Gegenstände oft überwältigender Furcht, und die grosse Menge des Volkes hat eine heilsame Scheu vor ihnen, um ihrer rätselhaften Macht willen, deren Tragweite der Mensch nicht abzusehen vermag. Wer hätte ein ganz reines Gewissen ? Man fühlt ungefähr so wie bei uns vor elektrischen Apparaten, weil man eins abbekommen könnte. Aber Götter sind die Fetische den Leuten nicht, und einen Geist vermuten sie darin ebensowenig wie unsere Furchtsamen in einer Leidener Flasche. Selbst für die angesehensten Zauberbilder gibt es keinen Kultus, sondern lediglich Gebrauchsvorschriften. Die Besitzer beobachten ihnen gegenüber später zu schildernde, überaus mannigfaltige Verhaltungsregeln, die viel eher unsinnig und komisch als respektvoll anmuten. Wie Arbeitstiere bedürfen die Fetische der Wartung, der Pflege und oft auch der Anspornung, oder wie kunstvolle Maschinen der sachkundigen Leitung,


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