der gewiss grossen Macht der Überlieferung, trotz der erdrückenden Furcht vor dem Bösen respektiert der unter erträglichen Verhältnissen immer bereite Witz und Mutwillen des Volkes weder die Hexen noch ihre Opfer. Und wenn man so die Leute hört und sieht, könnte man leicht der groben Täuschung verfallen, dass sie weit erhaben wären über solchen Unsinn. Haare, Nagelschnippsei, Speisereste und andere Dinge bieten den Schwarzkünstlern willkommene Gelegenheit, ihre verderblichen Künste zu üben. Dennoch sieht man solche Dinge achtlos wegwerfen und findet man sie allenthalben herumliegend. Während Ängstliche sie sorgsam vernichten, fühlen sich andere nicht dazu bewogen, sei es aus Leichtsinn, aus Lässigkeit, sei es, weil sie wirklich nicht fürchten, geschädigt zu werden, oder weil sie ihren Fetischen unentwegt vertrauen. Ihre Angst vor Gespenstern ist gewiss ausserordentlich gross, und dennoch gewinnen sie es über sich, sei es aus reiner Lust am Unfug, um andere anzugruseln, sei es, um irgendwelche Zwecke zu erreichen, deren Bolle in eigener Person zu übernehmen und ganz herzhaft mit zu spuken. Aus dem Folgenden wird sich ergeben, dass auch der Fetischismus und was mit ihm sonst noch zusammenhängt, nicht alle Gemüter, selbst die gläubigsten nicht, allezeit mit gleicher Stärke beherrscht, dass selbst sonst sehr gefürchtete Fetische gröblich verspottet und tätlich beleidigt weiden. Häuptlingsgrab. K A P IT E L IV. Hauptsitz des Fetischismus. — Eigenart, Entlehnungen. — Leitender Gedanke. Zwei Stufen. — Fetisch und Götze. — Vorbestiramung. — Kräfte, nicht Geister. — Gestaltung. — Behandlung. — Persönliche Fetische. — Gemeindefetisehe. — Erwerbsfetische.— Schicksale.— Benageluug. — Ahnendienst. —Zauberkünste. — Zweifler.—Hexengerichte selten. — Gifte. — Was ist Krankheit? — Spezialisten. — Zöglinge. — Wolkenschieber. — Propheten. — Erweckungen. — Bilderstürme. — Notstände und Spukgeschichten. — Wunderglaube. — Tsclüna. Mannigfaltigkeit. — Totemismus. — Väterliche und mütterliche Verwandtschaft. — Erklärungen. — Zaubermeister. Uralt ist die Erfahrung, dass Gegenstände Eigenschaften haben, dass aus greifbaren Dingen etwas Unsichtbares wirkt, dass in Stoffen Kräfte sitzen. Uralt ist der Glaube, dass mit kunstgerecht gemischten Stoffen und durch kunstgerechte Behandlung das geheimnisvolle Walten solcher Kräfte gelenkt werden könne. Uralt Ngänga mit Fetisch. endlich der Glaube, dass der Besitz gewisser Dinge auch gewisse Eigenschaften verleihe. Die Bestrebungen sind überall gleich, nur die Methoden sind verschieden. Dort tappende Zauberei, hier wägende Wissenschaft. Der sinnlose Zauberspruch wird zur sinnvollen Formel. Dem Primitiven ist in allem Zauber. Aber nicht ihm allein. Denn solche Auffassungen sind überaus zählebig und weichen nur langsam höherer Einsicht. Sie gänzlich abzutun, scheint nicht im Vermögen der Menschen zu liegen.
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