darf er beerdigt werden. Es ist ja von grösster Wichtigkeit für das Gemeinwohl, den Leib zu vernichten, mindestens die Geheine zu verstreuen. Das Verbrennen der Unholde, das im südlichen Teile des Gebietes und im Küstenstrich Regel ist, scheint, wie manches andere, vom Süden des Kongo übernommen worden zu sein, wohin es die Europäer, die alten Missionare gehracht haben mögen. Der Gedanke, dass auch im Hexenleichnam noch bedrohliche Kräfte sitzen, die von Kundigen herausgezogen und zu weiterem Zauberwerk benutzt werden können, dürfte den Leuten überhaupt noch nicht gekommen sein. Sonst würde die Eeuervernichtung,. die jeden Missbrauch ausschliesst, doch wohl allgemein stattfinden. Die Körper der Sindodschi, deren böses Treiben nicht entdeckt wurde, die man in allen Ehren begraben hat, verwesen nicht in der Erde. Die Bösen setzen als gespenstische Wesen ihre verderbliche Tätigkeit desto erfolgreicher fort. Mit der Vernichtung des Leibes oder mit seiner von Tieren der Wildnis besorgten Zerstückelung, verbunden mit dem natürlichen Verfall aller Teile im Freien, glaubt man demnach die Gefahr völlig beseitigt zu haben. Was aber wird aus der tschinyemba? Das Vertilgen des körperlichen Ndödschi schafft doch nur einen seelischen, der im Jenseits viel weniger fassbar und desto furchtbarer ist. Völlig verblüffend wirkte dieser Einwurf auf manche Leute. Daran hatten sie gar nicht gedacht. Ihnen genügte, ihre Rache am Scheusal zu kühlen und ihm das Grab zu versagen. Bangänga meinten, das Böse stecke eben im Leibe und würde mit dem zerstört, oder es wäre schon vorher durch das Gift abgetan worden. Eben daran stürbe der Ndödschi. Andere versicherten, da der Körper nicht in die Erde gebettet, sondern vernichtet, zerstückelt werde, sei es mit der Seele, also mit dem Abbild auch vorbei. Umgekehrt sei es darum für alle Guten so wichtig, dass ihr Leib unversehrt in die Erde gelange und die Seele ihren Aufenthaltsort gewinne. Die Hexen aller Grade haben vielerlei Mittel und Wege, um ihren Mitmenschen Böses anzutun. Das aber steht fest: sie schaden entweder aus ihrer Natur, und alsdann oft ohne Wissen und Wülen, oder sie zaubern absichtlich. Keinesfalls tun sie es mit Hilfe von Seelen oder Geistern, sondern lediglich mit Stoffen, deren verderbliche Kräfte sie kennen, hauptsächlich mit G i f t e n d tschigili, tschigila, tschilongo tschi bi. Diese Gifte, kunstgerecht zubereitet, wirken sogar in die Ferne. Sie verderben Leib wie Seele. Ein einfaches Mittel, jemand zu schaden, zu töten, ist, ihn gegen sein Tschlna verstossen zu lassen. Man braucht nur ein wenig ihm verbotener Speise unter seine Nahrung zu mischen, oder für deren Zubereitung einen Topf zu benutzen, worin zu beliebiger Zeit einmal gekocht wurde, was für ihn tschlna ist, ja worauf nur einmal der Schatten des Verbotenen gefallen ist. Daran geht er unfehlbar zugrunde, auch wenn er es nicht weiss, und er stirbt vor Angst, wenn er darüber unterrichtet wird. Schwarzkünstler haben aber noch viele andere Mittel. Sie schnitzen aus Wurzeln, Pflanzenmark oder Holz ein rohes Gebilde, das eine bestimmte Person darstellen soll, werfen es unter ihnen geläufigen Verwünschungen in den Pluss, ins Meer, in die Wildnis, halten es ans Feuer, hängen es in den Rauch. Wie das Ebenbild verrottet, zerfällt, verkohlt, verschrumpft, so siecht die Person hin und stirbt rettungslos. Mit Unheil geladene Gegenstände legen sie in die frischen Fuss- stapfen dessen, den sie verderben wollen, oder sie bewirken, dass ein Frosch hineinhüpft. Auch nehmen sie aus dem Abdruck eine Prise Erde und zaubern damit. Manchen genügt es schon, bloss in die Spuren zu spucken oder die Eindrücke zu verwischen und dabei eine Verwünschung zu denken oder zu murmeln. Desgleichen werfen sie Gegenstände auf die Wege, als ob sie verloren worden wären. Der, auf den es gemünzt ist, fängt das Übel, sobald er die Gegenstände mit seinem Schatten streift, oder sie ansieht, oder sie gar berührt. Ferner trennen sie eine giftige Mischung in zwei Teile und legen diese nieder zu beiden Seiten des Pfades, den der Verhasste gehen wird. Sobald dieser zwischen die Giftstücke tritt, befällt ihn das Unheil. Warnen ihn jedoch seine Fetische und macht er an der Stelle einen Sprung, oder umgeht er sie, oder lässt er sich in der Hängematte tragen, wie es Fürsten zusteht, so kann ihm nichts geschehen. Die Träger erleiden keinen Schaden, da der Anschlag ihnen nicht gilt. Haustiere können in der nämlichen Weise getötet oder sonstwie geschädigt werden. Zauberschlingen legen Hexen ebenfalls, um anderen Seele, Leben, Kraft, Gesundheit wegzufangen, damit sie verkümmern und sterben. Auch wissen sie aufgeblasene Gedärme sowie Schlangenhemden zu verwenden. Andere hängen ihre Gifte in Spinnwebe oder werfen sie, der Wirkung sicher, einfach in die Luft. Sie lassen ein Fädchen fliegen, verspritzen Flüssigkeit, zerstäuben Pulver, werfen mit einer Verwünschung allerlei Schlimmes in der Richtung der zu verderbenden Person. Sei die noch so weit entfernt, sie wird befallen: es tut einen Ruck, Knack, Stich im Körper, und sie hat das Leiden. Manchmal misslingt der Anschlag, weil der, der gemeint war, von seinen starken Fetischen behütet wurde. E r stolpert bloss, schreckt zusammen, und merkt daran, dass das Böse ihn verfehlt hat. Andere Schwarzkünstler hauchen mit einem Fluche in den Wind, der trägt das Übel weiter. Sie streuen Asche gewisser Holzarten in die Luft; dadurch entstehen Hautkrankheiten. Sie hexen winziges Gewürm 22*
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