und wird als Hexenwerk gefürchtet, obwohl mehr im Sinne des bösen Wunsches. Über Kinder soll man nicht hinwegschreiten, weil dadurch ihre Ent- Wicklung beeinträchtigt wird. Auch soll man sie nicht heben, indem man unter die Arme greift. Heiratsfähige Mädchen sowie Frauen dürfen von Männern überhaupt nicht von der Erde abgehoben werden. Allerdings hat die nämliche Handlung bindende Kraft bei der Adoption zur Erde. Auf eine Person mit den Fingern zu zeigen, ist durchaus unpassend und oft übel wirkend. Wer über einen ruhenden Menschen hinwegsteigt, überträgt auf ihn alle Leiden, womit er selbst behaftet ist. Etwas einem dritten über einen anderen zuzureichen oder zuzuwerfen, ist nicht gut. Geschieht es doch, so muss es sogleich in umgekehrter Richtung wiederholt werden. Scharfe oder spitzige Gegenstände, wie Messer, Nadeln, Nägel, sind stets mit dem stumpfen Ende zu überreichen. Bei einem Verfehlen ist die Hand, die nehmen sollte, mit der Schärfe leicht zu piken. ' .- "' Schlafende zu erschrecken oder plötzlich zu ermuntern, ist gefährlich, nicht nur, weil die Seele schweifen, sondern weil es sie schwer krank machen und ihren Geist verwirren könnte. Wer aber einem Träumenden leise ein Tuch über den Kopf breitet und nachher mit dem nämlichen Tuche beim Einschlafen den eigenen Kopf bedeckt, träumt dem anderen alles nach und erkennt seine Gedanken. Die eingeborenen Seeleute, die sich auf Küstenfahrten im Dienste der Europäer recht gut bewähren, suchen einer lästigen Windstille nach Seemannsart dadurch abzuhelfen, dass sie, mit den Fingern.Masten und Tauwerk streichend, mit gespitztem Munde pfeifen. Dazwischen reizen sie auch lustig, mit der Zunge schnalzend: Komm, Wind, komm! oder sie rufen ebenso den für flotten überseeischen Handel gemachten Fetisch Tiäba: Bring Wind, Tiäba! bring guten Wind! Der alte Fischerbrauch, die Bewohner des Wassers durch Pfeifen herbeizulocken, ist auch im Schwange. Eigenartiger ist folgender Glaube, der zwischen den auf ihre Fischereigerechtsame eifersüchtigen Stranddörfern schon zu ernsthaften Palavern geführt hat: Übelwollende tragen lebende Fische an eine Stelle des Strandes, geben ihnen einige Klapse und werfen sie ins Meer, mit der Warnung, ja nicht wieder dahin zurückzukehren. Darauf verschwinden die ziehenden Fischschwärme von dem ihnen verleideten Strich des Gestades. Sie meiden ihn für lange Zeit zum Schaden der Anwohner, während die Nachbarn desto reicheren Fang haben. Übrigens hört man an der Küste auch vom Seebaum erzählen, was weiter nicht wundernehmen kann, da häufig genug schwimmende, ab und zu Holzbestand tragende Inseln aus dem Kongo in Sicht der Küste vorüber treiben oder an ihr stranden. Daher wohl die Sage, dass weit draussen von Zeit zu Zeit ein ungeheurer Baum aus dem Meere aufwachse, dessen Gezweig alle begehrenswerten Dinge in Menge trage. Wer schweigend hinführe, könnte über alle Begriffe reich werden. Man soll sich hüten, auf Frösche zu spucken. Es macht krank, bringt die Zunge zum Anschwellen und kann mit Stottern enden. Hexen verwenden zu ihren Zaubereien gern Frösche, die mit schweren Hegen manchmal zahlreich aus den Wolken fallen. Bereits im ersten Kapitel ist angedeutet worden, wie die unsinnigsten Gedanken im Nu die Gemüter mit zwingender Gewalt packen können, was freilich nicht bloss in Loängo vorkommt. Man weiss wenig, man glaubt alles. Was geschieht, hat eine Ursache, und schädigende Vorgänge in der Natur wie im Menschenleben werden erklärt, wie der Zufall es fügt. Die Ankunft eines Europäers, seine auffällige Kleidung, die unschuldigste Handlung kann als Ursache verschrieen werden einer neuen Plage. Da wird denn mit allen Kräften gezaubert, um dem neuen Übel zu steuern, auch versucht, die Europäer zu bewegen, Fetische machen zu lassen, wobei mancherlei Vorteile für die Eingeborenen ab fallen, und wäre es bloss der Palavertrunk. Daher ist nicht leicht zu entscheiden, zumal es sonst Zweifler genug gibt, was sie am stärksten beeinflusst, ob die Furcht vor dem Unbekannten, ob die Lust am mühelosen Gewinn. Um gerecht zu sein, ist zu betonen, dass sie vielfach als Ursachen schlimmer Vorgänge ihr eigenes Verhalten betrachten, weswegen Nsämbi sie strafe. Aber es liegt in ihrer A rt, wo es angeht, nach der Menschen Weise andere haftbar zu machen (Seite 83). Als wir behufs kartographischer Aufnahmen eine grosse Grundlinie mittelst des Schalles ausmassen (I 212), und von zwei Hügeln in regelmässiger Folge Schüsse abfeuerten, kam schnell das Gerücht auf, wir hätten den zwischen den Beobachtungsstellen liegenden Dorfschaften etwas angetan. Eigentlich traute man uns nichts Schlechtes zu, und man behelligte uns auch nicht mit Einsprüchen, aber man erkundigte sich unter der Hand bei meinem Jungen Ndembo und schliesslich bei mir, denn so ganz zweifelsohne erschien die Sache doch nicht. Schliesslich nahm sie eine für uns günstige Wendung, weil in der ganzen Landschaft sich alles aufs schönste entwickelte. Unser Erdzauber, denn das war und blieb unser Tun, konnte demnach nur Gutes bewirkt haben. Wenn nun aber die Regen ausgeblieben, Krankheiten aufgetreten wären? Höchst verdächtig erschien ferner den Umwohnern, als ich einst im Gehöft nach bewährter Weise der Ozeanier einen Lochbraten oder Feldbraten herstellte. In eine vom darin angezündeten Feuer gut erhitzte Grube wird ein abgehäutetes, ausgeworfenes, aber sonst unzerstückt
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