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Fischen vor sich her. Die Neger laufen, so schnell sie ihm folgen können, am Strande hin, werfen ihre Harpunen rings um ihn und töten auf diese Weise eine grosse* Menge von Fischen. Diese lassen sie auf dem Sande liegen, bis der Fisch sich gesättigt hat, dann erst suchen sie ihre Beute zusammen. Oftmals gerät der Fisch auf dem Grunde fest, aber dann beeilen sie sich, ihn wieder flott zu machen, wozu vier oder fünf Männer alle ihre Kraft aufwenden müssen. Sie nennen ihn Emboa (mbuä), was in ihrer Sprache Hund bedeutet, und hüten sich unter allen Umständen, eins dieser Tiere zu verletzen oder zu töten.“ Hier hat Battell wahrscheinlich Fabeleien der Eingeborenen erzählt, und die Aufschreiber haben ihn missverstanden. Von einem Stechen der vor Delphinen flüchtenden Fische haben wir an der ganzen Küste nichts erfahren, auch nicht im Süden des Kongo, wo Fischspeere allgemeiner gebraucht werden. Bei der meist sehr heftigen Brandung wäre am flachen Gestade die gewerbsmässige Verwendung dieses Fanggerätes ausgeschlossen. Dass vor Delphinen flüchtende Schwärme mancher Fischarten an das Gestade und in die Schleppnetze geraten, mag schon Vorkommen. Trotzdem haben wir nicht einmal so viel beobachtet, obschon kleine Walarten öfter in Sicht kamen, und mancher überreiche Netzfang vor unseren Augen getan wurde. Als wir in Mbüku befürchteten, ein Abends imNänga geschossenes und gesunkenes Hippopotamus könnte, über Nacht auftauchend, von den Eingeborenen bemerkt und versteckt werden, liessen wir später im Lager eine Kakete steigen. Die sollte nachsehen, so wurde erklärt, wo unsere Beute geblieben wäre. Daraus war nachher in den nördlichen Gegenden des Landes ein ganzer Sagenkranz entstanden: von einer feurigen Schlange, die sich tosend aufgebäumt hätte; von einem feurigen Tau, das gen Himmel gespannt worden wäre: von einer Luftfahrt über den Urwald in einem Feuer speienden Dinge. Noch sechs Jahre später hörte ich davon * in Yümba. So glauben die Bafioti Wald, Campine, Erde, Luft und Wasser mit Spuk aller Art, mit gespenstischen Abbildern, mit Seelen früherer Lebewesen bevölkert. Dementsprechend werden sie von Gespensterfurcht geplagt, öbschon es auch recht arge Zweifler gibt. Je nach Gemütsanlage und Lebensstellung der Personen, je nach dem Vertrauen auf ihre Fetische und je nach der gerade herrschenden, durch äussere Verhältnisse beeinflussten Stimmung zeigt sich diese Furcht, die auch umgehenden Hexen gilt, verschieden stark. Nicht viele, unter ihnen aber auch Frauen und Mädchen, sind herzhaft genug, einen kurzen Weg durch Wald oder Campine in der Finsternis allein zu gehen. In der Regel sieht sich jeder nach einem Begleiter um, nicht allein der Toten, sondern auch der Lebenden wegen, damit kein böser Verdacht aufkomme, wenn er unversehens auf jemand stösst. Er stärkt auch seinen Mut und meldet sich zugleich anderen durch häufiges Räuspern und lautes Schwatzen, aber nie durch Pfeifen. Auch nimmt er am liebsten eine Fackel oder mindestens einen glimmenden Feuerbrand mit sich, den er durch geschicktes Schwingen trefflich zum Leuchten bringt. Das macht ihn sicherer und ist Begegnenden ein gutes Zeichen. Geht man nächtlicherweile still und ohne Leuchte mit einem Mfiöti, so muss man es sich schon gefallen lassen, dass er, wenn ihn das Grausen packt, sich möglichst dicht herandrängt. Die Nacht ist keines Menschen Freund. Um so höher ist die Entschlossenheit der Leute zu veranschlagen, die sich als Jäger oder Boten während der Dunkelheit allein und ohne Feuer im Freien zu bewegen wagen. Gern tut es gewiss keiner, und das ist begreiflich. Es hat etwas Unheimliches, im Finstern, auf gewundenem Pfade zwischen einengenden Grasbeständen oder im Walde plötzlich vor einer dunkeln Gestalt zu stehen, die meistens eilig und, weil barfüssig, oft auch unhörbar dahergekommen ist. Am Strande des Meeres, wo freier Ausblick ist und die schäumende Brandung schimmert, fühlen sich die Leute am sichersten. Auch gilt der Strand, weil er salzig ist, für gespensterfrei, und ist mithin nicht bloss der Bequemlichkeit halber und als alter Gottespfad der beliebteste Verkehrsweg an der Küste. Landeinwärts im Freien einsam zu nächtigen, wagt nicht einer, auch wenn er Feuer hat. E r sucht Unterkunft bei Menschen, was sich auf fremder Erde auch so gehört. Es scheint, als ob sich Wanderer in der Nähe von Europäern, die nicht gerade übel beleumundet sind, am geborgensten hielten. Uns ist es öfter vorgekommen, dass Leute, die in benachbarten Dörfern hätten besser schlafen können, um Erlaubnis nachsuchten, unterhalb unseres Gehöftes am Strande übernachten zu dürfen. — ’ Selbstverständlich glauben die Bafioti wie alle Menschen mehr oder minder fest an Ahnungen, Vorzeichen, überhaupt an Einwirkungen unbestimmter und unerklärlicher Art. Das führt zu mancherlei und nicht allerorten übereinstimmenden Verhaltungsmassregeln und Gebräuchen. Hier sei einfach zusammmengestellt, was davon in anderen Abschnitten nicht angemessener unterzubringen ist. Ein Wirbelwind, der über eine Schwangere, über einen Säugling oder über die Geburtshütte hingeht, bringt dem Kinde Glück. Noch grösseres Glück verheisst der Regenbogen, der einen Säugling streift, oder die Hütte, worin sich dieser befindet, mit einem Ende berührt. Beginnt die Meute eines Jägers ohne Ursache und auf einmal im Dorfe zu heulen, so stirbt der Herr oder einer seines Geschlechtes. Das Ausfallen eines Zahnes meldet den Verlust eines Angehörigen oder eines Blutsfreundes. Auch die Eule, die vom Hüttendach ruft, verkündet einen 21*


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