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Habseligkeiten von sich geworfen und tags darauf erst nach langem Suchen an ganz entlegenen Stellen wieder gefunden. Und was geschah denn Mavüngo und Liümba, als sie im Abenddunkel zwischen dem hohen Grase heimwanderten ? Ein schreckliches Ding, zottelig, mit feurigen Augen rollte ihnen auf dem schmalen Pfade entgegen, fuhr ihnen zwischen die Beine und riss sie um, so dass sie sich kaum wieder aufraffen konnten. Mit Mühe und Not erreichten sie das Dorf, und es liegt ihnen heute noch in den Gliedern. Wie war es in Ntümbu, wo es mitten in der Nacht, als alle schliefen, plötzlich einen furchtbaren Schlag gegen die Hütte des Häuptlings tat? Entsetzt ist er hinausgesprungen, hat sein Gewehr ahgefeuent, seine Fe tische geschüttelt, und hat das ganze Dorf zusammengeschrieen. Als der weisse Händler erschossen worden war, hat es ganz fürchterlich auf dem Luntämbi lu mbensa gespukt. Wie viele, die dort gegangen sind, haben Schreckliches gesehen und erlebt, bis sich zuletzt kein Mensch mehr im Dunkeln in jene verrufene Gegend getraute und alle Leute weite Umwege machten. Woher kommen, was sind denn die Rauch- und Feuerballen, die plötzlich des Nachts mit dumpfem Schlage aus der Erde fahren, durch Busch und Gras huschen? Wer Betzt in den Waldblössen die mühsam umgehauenen Bäume wieder so auf, als wären sie niemals abgehackt worden? Und wer reisst denn im Walde die mächtigen Stämme um, dass sie alles unter sich zusammenschlagen? Wer faucht plötzlich in das auf dem Dorfplatz brennende Feuer, dass die Funken sprühen, wer wirft es auseinander, dass die darum Sitzenden entsetzt davonrennen? Woher die Erdklösse, Holzstücke, Steine, die aus freier Luft auf und zwischen Leute fallen? Wer entleert über Nacht die Wasserkrüge und die Palmweingeiässe, die des Abends bis zum Rande gefüllt in die Hütte gestellt wurden? Wer nimmt den Ziegen die Milch, den Hühnern die Eier? Was fährt denn plötzlich in einen sonst ganz gesunden Menschen hinein, dass ihm der Bauch anschwillt, der Atem ausgeht, der Kopf vor Schmerzen springen will? Was bringt ihm Krämpfe, Lähmung, Rucken und Zucken in den Gliedern? Was wirft ihn jählings nieder, lässt ihn wie versteinert still stehen, was macht ihn wie verrückt um sich schlagen oder umherrennen, unsinniges Zeug schwatzen und tun? Was brüllt und heult aus den Schluchten? Was ruft und redet so unheimlich aus Bäumen, aus Felsen, Erdlöchern und allen möglichen Gegenständen? Was tobt des Nachts flussauf und -ab, macht das Wasser hoch aufspritzen und weithin schäumen? In Ndäbi ist es geschehen, dass ein zum Kahnbau gefällter Stamm plötzlich fortrollte, dass alle dabei Stehenden sich überkugelten und einer arg gequetscht wurde. Die Leute von Buluängo haben es erlebt, und das ist wohl bekannt, dass ihre hoch aufs Trockene gezogenen Kähne über Nacht ins Wasser geschoben und weit fortgetrieben worden waren. Auf dem Lueme ist Händlern plötzlich etwas unter den Kahn gefahren und hat ihn umgekippt, so dass, alle samt den Waren ins Wasser gefallen sind. Ein anderes Mal sind Kahnfahrern plötzlich die Ruder festgehalten worden, sie haben weder vor- noch rückwärts gekonnt. Oben im Waldlande hat sich vor Wanderern jählings die Erde aufgetan; noch einen Schritt, und der Vormann wäre hinabgestürzt. Leute von Nköndo haben drüben im Makünyatale, wo das Wasser blinkt, bei hellem Mondenscheine mit eigenen Augen gesehen, wie seltsame Wesen sich badeten und ihre Kleider wuschen. Und nun gar in Lubü. Was sich dort begibt, weiss jedes Kind. Da spukt es ganz entsetzlich viele Nächte lang um Hügel und Dorf. Alle Hunde heulen und reissen aus. Es saust, stöhnt, jammert, gellt, kreischt. Es wimmelt von unbeschreiblichen Gestalten, die wie Vögel und Fledermäuse um-die Höhe wirbeln oder in der Erde wühlen. Daran merkt man, dass es wieder mit einem Mfümu zum Sterben kommt. Kein Mensch in Lubü wagt sich des Nachts ins Freie. Wer nicht muss, besucht den Ort nicht einmal am Tage. So ist es. Davon redet alle Welt. Und viele haben es erlebt. Das ist doch ganz sicher: allüberall im Lande geschehen viele wundersame und schreckliche Dinge. Das sind die bavümbi. Wie schon besprochen, gibt es zweierlei Gespenster: echte und unechte. Die unechten sind lebendige Menschen, die mit Hilfe von Zauberkräften sich in mancherlei Gestalten verwandeln können. Wenn aber solche Schwarzkünstler unentdeckt gestorben und ehrlich begraben worden sind, werden sie echte Gespenster, und zwar die allergefährlichsten, weil sie nun erst recht ihre bösen Künste weiter treiben. Alsdann gehen sie um mit den Augen im Hinterkopfe oder mit einem dritten Auge. Ihr Gesicht ist verwendet und sie schreiten rückwärts, oder sie tragen den Kopf unterm Arme, oder sie hopsen gebückt einher und gucken zwischen den Beinen durch, oder sie rollen ihres Weges in einen scheuss- lichen Klumpen geballt. Auch als Tiere können sie erscheinen. Immerfort würgen sie, besonders als greuliche Blutsauger. Sie belauern ihre Opfer, locken sie in irgendwelcher Gestalt an sich, um sie zu erdrücken, zu zerfleischen, oder lähmen sie durch einen Tatzenschlag, oder entziehen ihnen das Herzblut, dass sie hinsiechen und sterben. Auch Milch lieben sie sehr. Sie entleeren den Ziegen das Euter im Stalle und trinken des Nachts an den Brüsten stillender Mütter, denen es dann an Nahrung für ihre Kleinen gebricht. Ferner quälen sie die Menschen im Schlafe, indem sie sich schwer auf die Brust setzen,


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