an Ruten über die Pfade, die nun den Zugang sperren, hängen Popanze und Petische auf und legen Bomben, nämlich mit Zauberkraft geladene Eier oder Fruchtschalen, die knallend bersten sollen, falls die Quälgeister wieder heranschleichen. Manchmal wird auch rings um das Dorf eine kleine Furche in den Boden gerissen oder eine Schnur gespannt und gehörig bezaubert und zugleich daran entlang ein Tier getragen, meistens eine Ziege, die man nachher schlachtet und verspeist. Spukt es trotzdem fort, dann sind die Kenner mit ihrem Witz zu Ende. Nichts bleibt übrig, als das Dorf zu verlegen, oder die Seelen regelrecht einfangen zu lassen. Das aber ist das schwierigste, das gefährlichste aller Werke, und nur ein Spezialist und dazu ein Zaubermeister ersten Ranges wagt es, sich damit zu befassen. Denn die gehetzten Seelen werden wütend, können ihm selber wer weiss was antun, in ihn hineinfahren, die schrecklichsten Krämpfe verursachen, können ihn sogar gleich umbringen. Darum ist solch ein Unternehmen überaus kostspielig und wird recht selten aufgetragen. Der Ngänga trifft im geheimen umständliche Vorkehrungen. Namentlich reibt er den Körper mit Zaubersalbe ein, verschliesst die Öffnungen seines Leibes so gut wie möglich mit bezauberten Pfropfen und Binden, schützt das Gesicht mit einer Maske. Im Dorfe wirtschaftet er nach Belieben, lässt Zäune ausheben, Türen verrammeln, Kochfeuer löschen, schickt die Weiber fort oder bloss die Mädchen oder alle Kinder, lässt die Haustiere, die Vorräte an Rum und Tabak fortschaffen, verbietet das Kochen und Essen oder das Rauchen im Orte und dergleichen mehr. Er setzt Wiepen, zieht Fransenschnüre, sprengt Seewasser, streut Salz, Zauberpulver, zündet Feuerchen, räuchert, schürft und verblendet die Zugangspfade, umläuft das Dorf, kriecht, schleicht und schnüffelt allenthalben umher, denn er riecht die Seelen aus, stellt Schlingen und Fallen. Alles natürlich mit Hilfe von starken Fetischen. Am liebsten geht er mit einem zu liefernden grossen neuen Tuche von starkem, dichtem Gewebe auf den Fang der Seelen. Aber die sind auch schlau und gewandt. Sie wehren sich, verkriechen sich, sie entschlüpfen ihm immer wieder. Allmählich kommt er doch hinter ihre Schliche. Eine fangt er im dunkeln Hüttenwinkel, eine aussen unter den Blattschindeln des Daches, eine dritte vielleicht vom Rücken einer Ziege — welches Tier ihm am besten auszuliefern ist — , eine vierte beim Aus- reissen in freier Luft. Obschon er schnellstens das Fangtuch zusammenrafft, sich mit ihm zu Boden wirft und grapsend darauf legt, entwischt ihm doch wieder manche starke Seele. Er eiligst hinter ihr her, über die Plätze, zwischen die Leute, durch Gras, in den Busch, auf einen Baum. Kann er nicht schnell genug an sie, dann schreit er nach dem Gehilfen mit der Flinte und schiesst sie mit Zauberladung tot. Aufgeregte Dörfler verfolgen des Meisters Tun mit fieberhafter Spannung. Oft hören und sehen sie selbst die Seelen und melden es ihm atemlos. Der Schatten eines vorüberfliegenden Vogels huscht über Boden und Bauten, ein welkes Blatt wirbelt um die Ecke, es raschelt im Fiederdach, es rührt sich zwischen Büschen. Das sind aufgestörte Seelen, die man auch sonst leibhaftig in mancherlei Gestalt erblickt: als Menschen, Fratzen, Ratten, Schmetterlinge, Vöglein. An Sinnestäuschung denken die Leute nicht mehr als unsere Spiritisten. Auf einmal wird einem der Erregten schlecht zumute. Er schreit auf, reisst sich im Haar, seine Glieder zappeln, er bricht zusammen und wälzt sich stöhnend, kreischend am Boden. Da hat man’s. Nun ist das Unglück fertig. In den Vorwitzigen hat sich eine Seele geflüchtet, die nun mit unendlicher Kunst und Mühe herausgeholt und unschädlich ge- 'maeht werden muss. Der arme Zaubermeister oder höhere Kammerjäger, der sich selbst nicht wenig fürchtet, rackert sich ab und wird dabei ganz elend. Das geht so tage-, vielleicht wochenlang. Aber allmählich wird er doch des Spukes Herr. Der Reihe nach erwischt er Seele um Seele, schafft sie eingeschnürt fort und pflöckt sie in einen Baum,, spundet sie in ein Astloch, vergräbt sie in einem zugebundenen Topfe oder versenkt sie im Flusse, im Meere, oder bringt sie irgendwie um. Zum Schluss ein grosses Zaubern und Reinemachen, eine Jubelfeier mit Tanz und Schmaus. Die Seelen sind gebannt, die Einwohner von allem Spuk erlöst, wenigstens für die Gegenwart. Manchmal ergibt sich, dass eine bestimmte Seele den Unfug anstiftet und vielleicht noch andere Tote verführt. Dann ist das Verfahren einfacher. Die Bangänga machen sich an das Grab. Sie stecken darüber eine Reihe sprenkelförmig gebogener, mit Fransenschnüren bespannter Ruten, oder stellen ringsum durch aufgeputzte Fäden verbundene Gras- wiepen, gelegentlich auch einen Zaun ohne Lücken auf. Das Ganze wird gehörig besprochen und bezaubert. Nun kann die unruhige Seele nimmermehr heraus. Sie ist festgebannt. Manchmal gelingt es, sie just am Grabe zu belauern, tot zu schiessen oder wegzufangen und weit fort zu verschleppen an einen Ort, von wo sie den Rückweg nicht findet oder wo sie ebenfalls festgemacht wird. Nicht allen Seelen macht das Spuken Vergnügen. Aber sie fühlen sich auch nicht behaglich in ihrem Zustand. Am liebsten möchten sie wieder das frühere Leben gemessen. Listig reizen sie Männer und Frauen oder nehmen sonst eine Gelegenheit wahr, um wieder geboren zu werden. Andere fahren lieber gleich in einen Menschen und suchen sich im Körper heimisch zu machen. In dem sitzt aber schon eine Seele, die natürlich nicht weichen will, und so entspinnt sich ein Kampf, unter
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