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54 Luftdruck. Schwankungen. nur angeführt worden, damit zunächst ein einleitender Ueberblick vorausgesandt werden könne. Wollte man, um die Jahreszeiten an der Loangoküste nach ihrer allgemeinen Stimmung zu charakterisiren, heimatliche Anschauungen zu Hülfe nehmen, so wäre die kühle Trockenzeit mit unserem Herbste, die Zeit der kleinen'Regen mit dem Frühling, der Rest des Jahres mit dem Hochsommer zu vergleichen. Es wurde schon angedeutet, dass das Verhalten des Luftdruckes unter allen atmosphärischen Erscheinungen die grösste Regelmässig- keit zeigte. Der mittlere Barometerstand zu Tschintschotscho, in zwölf Meter absoluter Höhe, ist zu 759.76 mm, das Jahresmittel für 1874 zu 759.84 mm, das für 1875 zu 759.68 mm bestimmt worden. Die verschieden grosse Auflockerung der Atmosphäre durch die Temperatur und begleitende Vorgänge bedingen Schwankungen im Luftdruck um grössere jährliche und geringere monatliche wie tägliche Werthe. Die abweichendsten Stände der Quecksilbersäule waren, nach den Ablesungen zu den üblichen Stunden, im Jahre: 1874 1875 22. Februar Mittags: 753.6 21. März Mittags: 754*6 6. August Abends: 764.7 30. Juni Morgens: 764.0 Differenz: 11.1 mm Differenz: 9.4 mm. Die äussersten Unterschiede innerhalb eines Monates ergaben sich im Jahre 1874 im Februar zu 8.8 mm und 1875 im März zu 7.2 mm, die geringsten aber 1874 im Januar zu 3.8 mm und 1875 im August zu 2.7 mm. Die Werthe des Luftdruckes in monatlichen Mitteln sind in der nebenstehenden Tabelle zusammengestellt. Die durch höchste Barometerstände ausgezeichneten Monate waren sonach im Jahre 1874 wie 1875: Juli und August; die durch niedrigste bemerkenswerthen im Jahre 1874: Januar und Februar, 1875 aber: Februar und März. Die Veränderungen im Luftdruck innerhalb eines Tages lassen mit befriedigender Schärfe zwei Maxima und zwei Minima, also eine doppelte Flut und Ebbe der Atmosphäre erkennen. Unähnlich jedoch den hauptsächlich von der Bewegung des Mondes abhängigen Gezeiten der Gewässer erleiden die der Luft keine stetig fortschreitende zeitliche Verrückung, sondern kehren immer zu den nämlichen Stunden wieder, mit der Regelmässigkeit, wie die Sonne ihren scheinbaren Lauf um die Erde vollendet. In Folge der wichtigen, jedoch nur während der halben Zeit stattfindenden unmittelbaren Einwirkung derselben, bleiben sie indessen innerhalb der vierundzwanzigstündigen Perioden, nach T a g und Nacht geschieden, beständig von ungleichem Werthe. Maxima und Minima. Das erste und stärkere Maximum wird beobachtet um die neunte Stunde des Morgens, das zweite um die zehnte des Abends, das erste schwache Minimum um die dritte Stunde des Morgens, das zweite ausgeprägtere um die nämliche des Nachmittags. Monatsmittel des Luftdruckes zu Tschintschotscho in Millimetern. (12 Meter über dem mittleren Niveau des Meeres.) 1874 1875 Monat 6 » 2h IOh Mittel 7 “ 2h 91 Mittel Januar . . . 758,80 75 7 ,78 758,75 758,44 7 5 9 ,3 1 7 5 7 ,9 3 758,74 7 5 8 ,6 6 Februar . . 7 5 8 .7 6 7 5 7 ,74 758,93 758,48 7 5 8 ,2 5 7 5 7 ,0 0 75 7 ,10 7 5 7 ,6 5 März . . . . 7 5 8 ,9 2 75 7 .67 758,93 758,51 758 ,16 756,87 757,92 7 5 7 ,6 5 April . . . . 7 5 9 ,6 3 758,08 759,58 759 .10 7 5 8 ,4 6 7 5 7 ,1 4 758,39 758,00 M a i.............. 760,59 759,08 760,47 760,05 7 5 8 ,9 6 7 5 7 ,6 2 758,73 7 5 8 ,4 4 Juni . . . . 761,86 760,77 76 1 ,7 7 76 1,4 7 761,84 760,47 76 1,28 76 l ,2 0 Juli m m . 762,50 76 1,50 762,40 762,13 762,54 7 6 i ,3 4 762,12 762,00 August . . . 762,49 76 1,32 762,34 762,05 762,46 762,06 762,31 762,28 September . 76 1 ,7 1 760,11 7 6 1 ,16 760,99 7 6 1 ,7 7 761,32 76 1 ,5 1 7 6 1 ,5 3 October . . 760,44 758,58 759.94 759,65 7 6 l , I 2 7 5 9 ,6 5 760,60 760,46 November . 7 5 9 ,0 5 757,82 759.00 758,62 7 6 0 ,0 4 758,05 759,29 7 5 9 » 13 December . 7 5 9 ,0 2 7 5 7 ,73 758,86 758,54 760,02 758,00 759,51 759 ,18 Jahr . . . . 760,31 7 5 9 ,0 2 760,18 759,84 760,24 7 5 8 ,9 5 759,84 759,68 1876 Monat 7 h 2h . 9h Mittel Februar . . 760,40 758,24 7 5 9 .7 4 759,46 März . . . . 659,52 757,53 758,30 758,45 Die diese Schwankungen theils mit bedingenden, theils nur begleitenden Vorgänge werden den einigermassen geübten Sinnen schon durch Veränderungen im allgemeinen Aussehen der Atmosphäre wahrnehmbar. Nach Aufgang der Sonne erfolgt eine schnellere Erwärmung der unteren Luftschichten, indess die oberen noch in ihrem während der Nacht erlangten Zustande der Abkühlung verharren, und, jene an entsprechender Auflockerung hindernd, eine Spannung erzeugen, die einen wachsenden Druck auf die Quecksilbersäule ausübt. In Folge der Rückstrahlung wird jedoch die Luft über dem Lande rascher erwärmt als über dem Wasser; die über ersterem ruhenden Schichten beginnen nach oben zu drängen, abzufliessen und eine doppelte ausgleichende Bewegung einzüleiten, deren unterer Verlauf sich als Seewind geltend macht, deren oberer nur selten, besonders aber dann beobachtet werden kann, wenn die Entwickelung innerhalb enger Grenzen namentlich in geringer Höhenausdehnung beginnt.


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