Mit dem Steigen 'der Sonne verbreitet sich die Erwärmung auch in höheren Regionen der Atmosphäre und begünstigt ein kräftigeres Aufstreben der überwiegend erhitzten Luftschichten. Hierdurch wird die Bildung von Haufenwolken bewirkt, welche sich namentlich über den Westhängen des Gebirges oft in grossartigen Formen empor- thürmen während die Seebrise mit zunehmender K raft über das Gebiet hinstreicht und die abziehenden Luftmengen ersetzt. Am Nachmittage erreicht dieser Hergang den äussersten Grad seiner Ausbildung, besitzt die Atmosphäre ihre geringste Spannung, die durch den niedrigsten Barometerstand angezeigt wird, trotzdem ihr Gehalt an Wasserdampf etwa um diese Zeit am grössten sein wird. Bei der allgemeiner gewordenen Erwärmung des Luftkreises haben sich die imposanten Wolkengebilde des Vormittags bald wieder verflüchtigt, von Westen her dagegen, über dem Meere in der mit Wasserdampf gesättigteren Luft entstehend, segeln verstreute, mehr flockig zerzauste als geballte Cumuli über das Land hin. Gegen Abend werden sie in der R ege l seltener und verschwinden endlich, auch wenn die Seebrise noch anhalten sollte. Mit dem Sinken der Sonne verlieren die höheren Regionen der Atmosphäre ihre Wärme schneller als die unteren, sie verdichten sich und umschliessen wiederum fester die letzteren, das abermalige Entstehen einer Spannung bewirkend. Nach Sonnenuntergang, während die Bewegung der Luft sich beruhigt, erreicht dieselbe ihren höchsten Grad und findet ihren Ausdruck im zweiten Maximum des Barometerstandes. Dieses ist jedoch weniger ausgeprägt als am Morgen, weil die zunehmende Abkühlung auch der unteren Schichten, nebst der sie vielfach begleitenden Ausscheidung von Wasserdampf, die Spannung nicht im selben Grade anwachsen lässt. Unterdessen beginnen die Vorgänge sich in entgegengesetzter Weise zu wiederholen, aber minder kräftig und deutlich als am Tage, da die unmittelbare Einwirkung der Sonne mangelt. Williger als das Meer verliert das Land seine Wärme durch Ausstrahlung; demgemäss sinkt über letzterem die sich abkühlende Luft nieder, während die über dem Meere ruhende wärmere, ihr ausweichend, sich emporhebt. Damit ist wiederum eine doppelte ausgleichende Luftbewegung eingeleitet, deren unterer Verlauf als Landwind fühlbar wird. Wie des Vormittags im Osten gross geformte, so entstehen nun im Westen zierlich geballte Haufenwolken, welche in langer Reihe namentlich über den unfernen warmen Gewässern des Congo zu schweben scheinen, die auch im Ocean sich noch auf weite Strecken gleich einem uferlosen Strome hinwälzen. Wie jene imposanten Cumuli über s. dem Gebirge in der R ege l noch am Vormittag, so verschwinden diese kleineren um Mitternacht, während der Landwind stärker und weiter seewärts hinausweht und die Luftschichten überall eine mehr gleich- mässige und niedrigere Temperatur erlangen, welche, vereint mit der z u n e h m e n d e n Wasserdampfausscheidung, die Spannung wesentlich verringert. Weniger ausgeprägt als am Nachmittage, jedoch um die nämliche Stunde, zeigt nun das Barometer ein zweites Minimum des Luftdruckes an. Späterhin, in der R ege l beim Aufgang der Sonne wie am Abend beim Untergang derselben, tritt die kurze trennende Windstille ein, mit welcher die Reihenfolge der Erscheinungen sich von neuem zu wiederholen beginnt. Aus der Entwickelung der begleitenden Vorgänge scheint mir mit Sicherheit hervorzugehen, dass die letzte Ursache der Barometerschwankungen, die wärmende K raft der Sonnenstrahlen, nicht blos durch Auflockerung und ihr folgende Bewegung sowie durch den wechselnden Wasserdampfgehalt der Luft auf die Quecksilbersäule wirkt, sondern auch durch die veränderliche Spannung verschieden warmer über einander liegender Luftschichten. Dass die letzteren für einige Zeit in diesem Zustande unvermischt verharren können, wird das Folgende ergeben; auch beweisen ja gewisse Arten von Luftspiegelungen, dass unter Umständen beträchtlich wärmere Luftschichten nicht nur horizontal, sondern auch vertical scharf begrenzt unter oder neben kühleren sich ohne sofortigen Ausgleich erhalten können. Die oben erwähnte Spannung dürfte in einem solchen Grade ein wirken, dass die täglichen Curven des Luftdruckes in Loango keine sehr grossen Veränderungen ihrer Form erleiden würden, selbst wenn die Atmosphäre jeglichen Gehaltes an Wasserdampf entbehrte. Das abweichende Verhalten des Barometers auf hohen Bergen ist vielleicht mit dieser Spannung enger verknüpft, als mit den übrigen in Rechnung gezogenen Factoren; doch ist das Ineinandergreifen aller dieser ein so complicirtes, dass die umfassendere Erörterung als zu weitführend, hier ausgeschieden worden ist und einem gesonderten Aufsatz Vorbehalten bleiben muss. Sind die Erscheinungen ihrem Wesen nach richtig aufgefasst, so müssen — und zwar um so besser, als die regelmässigen täglichen und grösseren Schwankungen der Quecksilbersäule in niederen Breiten, viel seltener als die geringeren in höheren, durch unperiodische Störungen verdeckt werden — die Barometerstände über dem Festen und Flüssigen zu gewissen Tageszeiten geringe aber beständig wiederkehrende Unterschiede erkennen lassen. Denn das entgegengesetzte Verhalten von
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