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er Hexenkünsten zum Opfer gefallen? Die Familie, die Gemeinde, die ganze Erdschaft regt sich darüber auf. Es geschehen Zeichen und unerklärliche Dinge. Es ahnt. Überall in den Dörfern wird das Unheimliche besprochen. Des Nachts liegen sonst belebte Plätze wie ausgestorben. Der fröhliche Lärm ist verstummt. Zagend verkriechen sich die Leute in ihre Behausungen und lauschen, was sich draussen begibt. Denn die Toten gehen um. Diese Toten — mvümbi (muvümbi), plur. bavürnbi — , das sind die Leute der Campine, die Leute des Waldes, des Wassers oder wo sie sonst sich aufzuhalten pflegen. Das sind die schweifenden Seelen, die nicht oder noch nicht in das Totenreich eingegangen sind, die noch am Irdischen hängen, weil sie unversorgt geblieben sind, weil das Leben ihres früheren Trägers gewaltsam verkürzt worden ist, oder weil sie einfach schlecht sind und auf Böses sinnen. Die allerschlechtesten kommen aus der Fremde. Sie alle betragen sich wie Lebende, sind aber doppelt geartet: bald unsichtbar, bald in die Erscheinung tretend. Alsdann sind sie schleierhaft, wie Dunst oder Rauch, halb durchsichtig, manchmal auch fester, so dass man sie fühlen, packen kann, werfen aber keinen Schatten. Mancher vermag sie zu erblicken, mancher nicht. Doch Raum brauchen sie alle. Durch etwas Dichtes, durch Wände, Dächer, Türen, durch engmaschige Gewebe können sie ebensowenig hindurch, wie bei Lebzeiten mit ihrem Leibe. Und in einen Menschen vermögen sie nur durch eine der sieben Öffnungen des Leibes zu schlüpfen — die Augen zählen nicht mit. Sie hausen in der Luft, im Grase, im Busche, auf Wegen, in und auf Bäumen, in Erdlöchern, Schluchten und Felsspalten. Sie wühlen die Saat aus frischbestellten Feldern, entleeren die Mostgefässe oben in den Palmkronen, trinken die Eier aus in liederlich gebauten Geflügelschlägen, drangsalieren Menschen und Haustiere. Alles das tun sie hauptsächlich des Nachts. Man kann sie totschiessen, einsperren, einpflöcken, in Schlingen und Tüchern fangen, mit Sand, Salz oder Pfeffer blenden. Aber wer sie bekämpfen will, muss ein mutiger Mann und ein ausgelernter Zaubermeister sein. So steht es mit den Toten: bavürnbi, mit den Seelen: hinlmba, binyemba, bimblnda, bindele. Mit bavürnbi sind die Toten allesamt, ist alles gemeint, was vom Leibe gelöst sich in zweiter Lebensform herumtreibt. Tschinlmba und tschinyemba heisst die Seele schlechthin, tschimblnda die Seele, die in Erscheinung tritt, und tschindöle die, die hellhäutig und manchmal als neuer Mensch wiederkehrt. In der Unterhaltung werden natürlich die Bezeichnungen nicht stets sorgfältig gesondert. Am häufigsten hört man bavürnbi und binyemba. Vielleicht hängt der Ausdruck zusammen mit kudyemba und lemba: alles mit Zeugung und Adoption Verbundene, vielleicht mit buyömba: Armut, tschiyémbe: arm sein. Denn nach dem, wie sich die Bafióti den Zustand der Seelen vorstellen, empfinden diese hauptsächlich, was auch den Lebenden so arg plagt: Armut und Hunger. Mit Hunger sein, sterben, wild sein vor Hunger, das traut man den Seelen am meisten zu. Dabei wird aber nicht bloss einseitig an Essen und Trinken, sondern an alle möglichen Bedürfnisse und Gelüste gedacht. . Der Seelenzustand scheint im allgemeinen bulembu zu heissen. Das Wort spielte eine grosse Rolle während des Notstandes zu Anfang der siebziger Jahre. Der Schrei höchsten Entsetzens: bulémbu! bulembu! der von Mund zu Mund flog, vermochte eine unbegreifliche Kopflosigkeit zu erzeugen. Niemand wusste mehr zu sagen, als dass es sich um eine gespenstische Karawane handelte, die schon mehrmals in Zeiten grossen Sterbens das Land durchzogen hatte. Es war ein entsetzlicher Spuk, worüber das innerste Herz erstarrte. Glücklicherweise melden sich weder alle binyemba, noch sind sie geneigt, umherzuspuken. Auch sind sie nicht dauernd an die Gräber gebunden, und sind ganz sicher fort, sobald die Grabhügel einsinken, weil dann die Leiber der Toten in die Tiefe gegangen sind. Aber die Guten, die Wohlversorgten, die Zufriedenen — mit den Gierigen steht es leider anders — , ziehen schon weiter , nachdem sie durch die Klagefeste, durch die Grabtänze erfreut worden sind. Sie nimmt auf das Reich der Abgeschiedenen — nssí a fuá — , am Ende der Welt lél-v lumämu lu nssi össo. Wo oder wann das ist, denn lumämu gilt räumlich wie zeitlich: im grossen Wasser, wo Mond und Sonne versinken, in einem Walde, unter der Erde, oben bei den Sternen, bei Nsämbi, oder am Ende aller Dinge; ob die Grossen gross, die Kleinen klein bleiben, ob gut Gewesene es gut, schlecht Gewesene es schlecht haben, ob sie essen, trinken, tanzen, singen, arbeiten, ob sie überhaupt Wesen bleiben oder in nichts zerfliessen — wer kann das wissen? Es ist auch gleichgültig. Im allgemeinen neigt man zur Meinung, es sei drüben wie hierüben. Jedenfalls sind die Seelen fort, fertig, sie wollen und fordern nichts mehr. Sie sind in der Vergessenheit — lusimbänganu. Damit ist die Angelegenheit für die Menschen abgetan. Das ist der Unsterblichkeitsglaube der Bafióti. Er reicht so weit wie die Verpflichtung, wie das Gedenken, das Interesse. Etwa wie bei uns grosse Persönlichkeiten, im Gegensatz zu ruhmlos verstorbenen, im Munde der Leute fortleben. Eine bemerkenswerte Ausnahme in der Auffassung vom persönlichen Walten des höchsten Wesens ist der schöne Glaube, dass einer abgeschiedenen Mutter, die sich nach ihrem Kinde sehnt, von Nsämbi gestattet werde, zu ihrem Liebling zurückzukehren. Nsämbi bewillige ihr


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