solchen Plätzen stellen aber begreiflicherweise die sich als Grundherren aufspielenden Häuptlinge die strengsten Anforderungen. In den alten Berichten finden sich viele und gute Angaben, auch welche über den Fetischismus, aber sehr wenige Bemerkungen, die auf Bünssi bezogen werden könnten» - Die alten Beobachter, die selten über ihren Küstenstreifen hinauskamen, hielten sich an das, was sie sahen oder erlebten, ohne sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen. Ihnen war eben alles Fetisch, wie es vielen noch heute ist. Unter den Nachrichten, die Dapper in seinem Buche aufgenommen hat, findet sich die folgende: „Mokisie Injamie hat seine Wohnung in einer Landschaft ohngefähr sechs Meilen Südwärts von Lovango, und ist ein grosses Bild, welches in einem Heuslein steht. Wer nach diesem Dorfe, vom Morgen nach dem Abende zu, reisen will, der mus über einen runten Hügel, darüber der Heerweg gehet. Es ist ihnen auch allen auferlegt, dass niemand über diesen Berg mag fahren, oder getragen werden: sondern sie müssen zu Fusse darüber gehen, dan anders würde er entheiliget.“ Der Hügel mit dem Heerwege, womit nur der Luntämbi lu mbensa oder der aus dem Inneren kommende Gottespfad gemeint sein kann, deutet auf Lubü. Natürlich werden im Dorfe Fetische gestanden haben, darunter auch der verschollene Injamie. Aber ihretwegen hat man damals gewiss ebensowenig wie zu unserer Zeit zu Fuss zu gehen brauchen. Die Anstandspflicht galt für den Hügel, über den man reiste. Und dort, neben dem Wege, ein gutes Stück ab von den Wohnsitzen, liegt die geweihte Stätte von Lubü, die zu den angesehensten, weil sagenreichsten, gehört. Die ehrwürdigen geweihten Stätten befinden sich in schicklicher Entfernung von den Wohnsitzen frei in der Campine, höchstens inmitten einer Baumgruppe, die neuen und nicht über allem Zweifel erhabenen in oder neben Dörfern, am Bande von Gehölzen und im Walde. Auf allen stehen Bauwerke mannigfaltiger Art, von der verwetterten einsamen Hütte, bis zur mehrteiligen, fast Gehöft zu nennenden Anlage, die allerlei Zaubermännern Unterschlupf gewährt. Als Baustoffe dienen vornehmlich Papyrusstengel, sowie Wedelschäfte der Weinpalmen, hier und da auch ausschliesslich entweder Olpalmenwedel oder die grossen Blätter gewisser Waldpflanzen. Zum Eindecken des manchmal zu einer Vorhalle verlängerten Daches bedient man sich gewöhnlich der aus den langen Fiederblättern der Weinpalme zusammengereihten Blattschindeln. Die äusseren, den Bauten Halt gebenden Pfähle und Träger sind oftmals geschnitzt, sowie meist rot und schwarz bemalt, ebenso die, freilich selten vorkommenden, aus einem Holzblock gehauenen Tafeltüren, die ausnahmsweise sogar von Bündeln verschlungen gewachsener Lianen umrahmt werden. Aus schlanken Papyrusschäften ebenmässig gefügte Wände sind namentlich in den nördlichen Gegenden vielfach mit gefälligen, von durchgezogenen dunkelfarbigen Pflanzenstengeln oder dünnen Lianen gebildeten Mustern verziert, die wie grobe Stickerei und recht hübsch wirken. Umfangreichere Baulichkeiten sind keineswegs bloss Bünssi gewidmet. Es hat sich da noch allerlei zusammengefunden, das nicht hingehört, aber geeignet erscheint, das Gemüt des Besuchers zu stimmen, das Geheimnisvolle des Ortes zu erhöhen, ihn in den Geruch der Wundertätigkeit zu bringen und Nutzen zu stiften. Dazu gehören, wie in Luslnda, mancherlei Fetische, deren Meister bereit sind, den sie aufsuchenden oder sie irgendwohin rufenden Gläubigen gegen Entgelt zu helfen. Ferner werden daselbst um ihres Standortes willen für recht zauberkräftig gehaltene Gewächse gepflegt, wie Maniokbüsche, Pfeffersträucher, Hanfstauden, hochgeschossene Kohlstrünke europäischer Abkunft. Ein Blatt davon, vorschriftsmässig erworben und verzehrt, befreit von allerlei Übeln, macht stark, bringt Glück oder verbürgt andere Vorteile. Die einfachsten der geweihten Stätten sind durch nichts als durch eine schlichte, auf gestampfer Tenne errichtete Hütte ausgezeichnet. Die Tür ist geschlossen. Solche Hütten finden sich vornehmlich, und zwar in oder an der offenen Landschaft, in den mittleren Gauen des Landes, an alten Fürstensitzen, wo noch die strengen Formen des Kultus herrschen. Die Hütte des Gaues Nkäya liegt an dreissig Schritt ab von der nächsten Adansonia, die von Ntängumböte zwischen dem Wurzelgerüst eines einsamen ungeheuren Feigenbaumes, die von Lubü am Hange, die von Mvümvu auf dem Gipfel eines Hügels , beide im hohen Grase versteckt. Die von Mbüku erhebt sich an einer Ausbuchtung des Nänga, im Schatten eines stolzen Baumes, einer in ihrer feurigen Blütenpracht unvergleichlich schönen Spathodea campanulata. Diese Stätte ist die merkwürdigste von allen. Hier fand ich nicht die übliche viereckige und allseitig geschlossene H ü tte , sondern einen offenen Pavillon, den einzigen Bundbau, der mir an der Loängoküste aufgestossen ist. Das etwa anderthalb Meter über dem Boden beginnende und, ebenfalls einzig in seiner A rt, aus Lagen von Gras hergestellte Kegeldach ruhte auf sieben mässig starken Kundhölzern und schützte einen Baum von ungefähr fünf Schritt im Durchmesser. In der Mitte, auf erhöhter Tenne, stand ein niedriger, mit Matten bedeckter Banksessel. Sonst kein Schmuck, kein Bildwerk, keine Wand. Ein grösser Fetisch befand sich ein par hundert Schritt entfernt am Dorfeingange. Über den wunderlichen, verwetterten Bau war nichts weiter zu erfahren, als dass er Bünssi gewidmet sei, was auch durch den benachbarten Knochenplatz bestätigt wurde. Erst im folgenden Jahre erfuhr ich, dass sich neben dieser Stelle etwas ereignet hatte, dessen Folgen überaus
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