Page 28

27f 32-2

gegen die Strömung' vollständig geschützt sind. Vielleicht wird dieser Ueberzug, wie der an den Felsen des Orinoco, an den Steinen der Mohavewüste, aus Mangan- und Eisenoxyd bestehen. Die mitgebrachten Handstücke sind noch nicht untersucht. In der Niederung, die ehemals in viel bedeutenderer Ausdehnung von Morast und Seen erfüllt war, hat sich der Kuilu langgestreckte Uferleisten erbaut und durch diese die weiten Sumpfstrecken von einander geschieden, die gegenwärtig nur „noch durch ihre vielgewundenen Canäle, Nänga und Mplle, mit ihm in Verbindung stehen. Die Einwirkung der Gezeiten, die an der Nangamündung einen Unterschied von sieben, am Nangasee einen solchen von noch einem Decimeter im Wasserstande bedingt, und die viel wichtigere der Hochwasser der Regenzeiten begünstigten die Entstehung dieser breiten Uferleisten und das Anwachsen weiter Strecken Flachlandes, die gegenwärtig nur stellenweis und selten noch von den um einen bis zwei Meter steigenden Fluten überschwemmt werden. Das Zusammenwirken dieser Kräfte veranlasst aber auch weitere dauernd sich vollziehende Veränderungen. Es giebt dem Flussbett, dessen Breite zwischen dreihundert und achthundert Schritt schwankt, eine sehr wechselnde Tiefe, bedingt die Entstehung neuer, das Verschwinden alter Inseln. Käma Tschitumbu, die „Hundert Insel“, bestand einst aus zahlreichen kleinen Eilanden, die durch Bewaldung auf einer sehr ausgedehnten Bank groben Gerölles sich bildeten, aber zu einer einzigen Insel verwuchsen, als der Durchbruch von Mamanya ma tali am linken Ufer nachstürzte und die Hauptströmung sich dorthin wandte. Der sie vom Nordufer noch trennende Arm wird bald gänzlich verstopft und von der Vegetation in Besitz genommen sein und nur noch für längere Zeit durch Lachen und Tümpel bezeichnet werden, während die Insel sich in eine Uferlandschaft umwandelt, wie dies bereits mit dem weiter unterhalb gelegenen Mlndo geschehen. In Folge des gleichen Vorganges wird auch die zwischen beiden liegende Insel Tschitumbu Mvübu mit dem Nordufer über kurz oder lang gänzlich verbunden sein. Neben Käma Tschitumbu, in der Nähe des linken Ufers, welches stetig unterwühlt und fortgeführt wird, ist jetzt schon eine neue grosse Bank von Gerollen abgelagert worden, welche in der Trockenzeit theilweise zu Tage tritt und mit spärlichem Graswuchs bedeckt ist. Weiter stromab, vor dem oberen Ende der Insel Tschibebe, sowie in der Mitte des Bettes gegenüber der Nangamündung bilden sich gegenwärtig neue Sandbänke, welche beliebte Tummelplätze der Hippopotamen sind; beide können vielleicht schon in Folge eines einzigen Hochwassers als trockenes Land auftauchen und durch V e g e tation rasch gefestigt werden, wie die seewärts liegenden verhältniss- mässig jungen Anschwemmungsgebilde Tschitumbu Ntömbi und Pandanuseilande. Die der Mündung am nächsten befindlichen Reisinseln entstanden beim Durchbruch der schon früher erwähnten nachweisbar ältesten Nehrung des Kuilu; die noch nicht genannten Inseln Tschissülu, Tschingömbe, Tschibebe hingegen sind abgetrennte Theile des linken Ufers, mit prachtvollem Hochwald bestanden und von Affen bewohnt, die, falls sie nicht die krokodilreichen Arme des Stromes durchschwimmen, seit Langem schon ein abgesondertes Leben führen müssen. Die übrigen Flüsse des Landes lernte ich leider nur zum Theil und nur in ihren Mündungsgebieten kennen; sie sollen ähnlich wie der stattlichere Kuilu im Wechsel der Jahreszeiten ihren Lauf umgestalten. Einige verlieren sich nach dem Verlassen des Gebirges so vollständig in Sümpfen, dass ihr Bett erst weiter seewärts wieder erkennbar wird, und sind stellenweis derartig von Wasserpflanzen, namentlich Papyrus, in Besitz genommen, dass Canoebahnen nur durch mühsames Ausschneiden der Vegetation geschaffen werden können. Mehrere oberhalb der Lagune von Tschissambo wohnende Häuptlinge bezogen früher einen Jahresgehalt für die Offenhaltung des Wasserweges durch die Papyrusbestände des Lublnda bis nach Nsiamptttu, und die Zuflüsse des Nangasees werden ebenfalls nur durch das Eingreifen dort hausender Fischer sichtbar. Der gewaltige Congo, dessen zum Ocean drängende Wassermassen in der inselreichen Niederung noch vier bis sechs Meilen in der Stunde entlang strömen, entwickelt eine so ausserordentlich umgestaltende Thätigkeit, dass kartographische Darstellungen seines Unterlaufes binnen kurzer Zeit mehr oder weniger veralten. Bänke von Kies und Sand entstehen sehr rasch an Stellen, die vielleicht lange Zeit ein genügendes Fahrwasser boten, während an anderen wieder das Bett vertieft wird. Wolbekannte Inseln verschwinden und neue tauchen auf; selbst gutgeschützte Gebäude von Factoreien, wie zu Porto da Lenha, fallen den die scheinbar festen Uferstrecken unterwühlenden Fluten unversehens zum Opfer. Ein sehr auffallendes Zeugniss von der Thätigkeit des Congo geben die vielgenannten „schwimmenden Inseln“, welche, namentlich während der Regenzeit in oft erstaunlicher Anzahl von der Mündung ausgespieen, ihre merkwürdige Seereise beginnen, die sich bis zu den Guineainseln ausdehnt. A n der Loangoküste stranden sie, von der Seebrise und Strömung herangetrieben, bis nach Pontanegra. Sie


27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above