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190 Lubu. Würdige Bestattung. Prügelfest. Königsgau übersiedeln, dass erkrankte, sterbende, sieb in der Hängematte hintragen lassen, uin ihrer würdigen Bestattung neben Standesgenössen sicher zu sein. Während einer solchen Beerdigung erscheinen nach altem Brauche die uns schon bekannten streitbaren Weiber von Lubü auf dein Plane. Es gibt ein Volksfest mit lustiger Hauerei. Und das geht so zu. Sobald der Leichenwagen sich der Gemarkung nähert, wird der Hüter -der Fürstengräber beschenkt und in förmlicher Weise über die bevorstehende Beisetzung unterrichtet. Die Männer des Dorfes werfen die Grube aus, wofür sie zwei Leibeigene oder ihren Wert empfangen. Die Weiber stellen in der B-ichtung des ankommenden Zuges bis zur Grenze den breiten Weg, den lulömbe her, wofür sie zwölf Stück Zeug zu fordern haben. Bis zum lulömbe von Lubü müssen die Leute der zu begrabenden fürstlichen Person die Strasse für den Wagen zurichten. Sie eben sind es, die, wenn auch nicht aus Luändschili stammend, am Tage der Übergabe ihrer Leiche die Prügel erhalten. Denn sie haben, um ihr grosses Leid ob des Todes ihres Herrn oder ihrer Herrin zu mildern, während der Vorbereitungen zur Beisetzung nach alter Weise ihr Baubrecht weidlich ausgeübt. Alle Weiber und Kinder, die solchergestalt selbst, oder deren Angehörige um eines toten Mfümu willen geschädigt worden sind und nach Vergeltung lechzen, andere, die eine alte Bechnung auszügleichen haben oder aus Neugier und Bauflust mitwirken wollen, versämineln sich an dem Tage, wo der Leichenwagen voraussichtlich auf die Flu r von Lubü gelangen wird, an diesem Orte. Es gibt ein echtes Volksfest. Die Weiber und Kinder von Lubü, die Männer dürfen nicht mittun, nebst allen Zugelaufenen lauern, mit Stöcken und Buten bewaffnet, in Busch und Gras auf die unfern sich abmühenden Fürstenleute. Diese wissen recht gut, was ihrer harrt. Aber sie sind gehalten, ihren Wagen aut den hügelansteigenden lulömbe der Weiber zu schaffen und mittelst Bremsblöcken zu sorgen, dass er ja nicht rückwärts rolle. Im richtigen Augenblicke fällt die verborgene Knüppelarmee schreiend über sie her und haut nach Herzenslust. Wie einst die Männer von Luändschili, die auf ihren Tschimpüngu fahndeten, suchen die Überfallenen ihr Heil in schleuniger Flucht. So erkämpfen sich nach alter Weise die Weiber von Lubü die Fürstenleiche, die die Männer nachher feierlich zur letzten Buhe bringen. — Wie manchen Fürsten, die nicht bis Lubü und somit nicht in die Erde gelangen, geht es hoffärtigen Emporkömmlingen. Diese wollen ebenfalls prunkvoll, beinahe fürstenmässig begraben werden, und sammeln hierfür Beichtümer. Die Angehörigen bauen ihnen grosse Leichenwagen und schmücken sie nach Vermögen aus. Sogar Leopardenfelle hängen Emporkömmlinge. Die Fürsten der Neuzeit. 191 sie daran, stellen obenauf einen ausgestopften Leoparden und aufgespannte Begenschirme oder ein selbstgefertigtes, baldachinähnliches, hochrot überzogenes Scbirmgestell, wenigstens dort, wo Fürstenfamilien fehlen oder es dulden. Diese Wagen kommen aber nicht nach Lubü. Sie bleiben im Wohngebiet der Familie und werden nach Beisetzung ihres Inhaltes verkehrt oben auf das Grab gestellt. (Abbildung am Schlüsse des dritten Kapitels.) Der Seelenglaube bringt es mit sich, dass die Insassen einer Gemarkung sich stets weigern werden, Tote anderer Gebiete in ihre Erde zu betten. Auch unterbleibt das Aufdrängen der Wagen. Da es sich nicht um einen Mfümu handelt, Hesse man sie nicht herein oder schöbe sie einfach wieder zurück. Die Leichenwagen von Häuptlingen sind demnach nicht weit zu fahren. Dennoch hapert es auch hier mit dem Begraben. Sei es, dass die Hinterbliebenen Bechtshändel fürchten, denn, wer begräbt, der übernimmt alle Verbindlichkeiten des Toten; sei es, dass die Beerdigung zu kostspieKg geplant wurde und die Beisteuer zu fliessen auf hörte; sei es, dass räumliche Hindernisse die Tatkraft lähmten. Wie die Gefährte mit Fürstenresten erreichen auch diese Fuhrwerke nicht die Grabstätte, werden allenfalls überdacht oder stehen einsam und unbeschützt in der Wildnis. Wohl die meisten zerfallen schliesslich nebst Inhalt in Staub und Moder. Hier und da sind etliche mürbe Langhölzer und Blockräder die letzten Zeugen irdischer Herrlichkeit. Die Mifümu sind freilich selber mit schuld, dass sie nach dem Tode nicht mehr so wie früher geehrt werden. Der Zeiten Wandel ist an ihnen nicht spurlos vorüber gegangen. Sie haben den Verlockungen des Handels nicht widerstanden und mannigfach das ihrer Kaste geltende Tschlna übertreten. Sie nehmen gern europäische Gewebe zum Einwickeln ihrer Leichen. Behufs Aufputz der Wagen beziehen sie, wie ihre Nachahmer, Teppiche und kostbare Stoffe, nämHch Samt und Seide mit Gold- und Silberfransen, durch die Faktoreien. Nicht alle tun es, aber doch viele. Ferner tragen Mifümu eingeführte Kleider und Schmucksachen. Den Luntämbi lu mbensa haben sie zwar noch nicht zu überschreiten gewagt, aber ausserhalb dieser Schranke scheuen doch nicht alle den Anblick des Meeres. Bei Pontanegra können sie es vom Pfade aus deutlich sehen. Fürstin Samäno, unsere Erdherrin, dann Fürstin Nsässi, eine ehrwürdige Greisin, und Fürst Nsässi, beide aus dem Inneren, haben uns ganz unbefangen in unserer hart über dem Strande gelegenen Station Tschintschötscho besucht. Muene Nsoämi und Muöne Tschiblla, die Schönheit von Loängo,'betraten ohne Zögern den Strand und die Faktorei von Longoböndo, dieselbe, die Nsoämi einst vor Zerstörung bewahrt hatte (Seite 65), Tschibllas Bruder dagegen hielt sich ängstlich jenseits der Hügel ausser Sicht des Meeres. Muene Ntätu, der damals Ngänga mvümbi


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