anderer Gebräuche zum Prinzgemahl, zum Mnüni Mfümu, mit Pürstenrang. Doch kann sie diese Auszeichnung bloss einmal verleihen und zwar an den Mann, den sie als Jungfrau erwählt hat, wodurch wieder beson-: dere Bedeutung erlangt, was Seite 159 über nkümbi, nktfmba und lun- kümbu gesagt worden ist. Nach Massgabe ihrer Vorrechte führen manche Fürstinnen ein lockeres Leben, doch begnügen sich andere mit einem Gatten, namentlich, wenn sie mit Kindern beglückt werden. Ehemals dürfte ein Prinzgemahl, so lange er der Fürstin zu Diensten war, bei Todesstrafe mit keinem anderen Weibe in Berührung kommen. Wenn er sich im Freien bewegte, schritt vor ihm her ein Beamter mit der Doppelglocke --e tschin- göngoiSSjf deren Klang alles Weibliche mahnte, aus dem Wege zu gehen, sich in Gras und Busch zu verbergen. Jetzt ist man nicht mehr so heikel.D ie ßeste aller fürstlichen Personen dürfen nur auf dem Hügel von Lubü, auf dem den Mifümu geweihten Gräberfelde der Erde übergeben werden. Dies geschieht, je nach Vermögen der Familie und Stimmung der Untertanen, mehr oder minder prunkvoll, wie einst mit den Resten des Ma Loängo. Die Fürstenlinie, die einen der Ihrigen zu begraben hat, besetzt die Stelle des Ngänga mvümbi im Königsgau, der als Reichsverweser den Schein des Königtums wahrt, und im Namen des letzten Mtötila redet und handelt. Jedenfalls bat es bis in die neueste Zeit einen Ngänga mvümbi gegeben. Einer dieser Reichsverweser, Muene Nümbi, starb zu unserer Zeit, 1874. Die Würde ging auf seinen Bruder über, auf Mudne Ntätu, der sie noch zwei Jahre später hielt, zur Zeit unserer Heimkehr. Damals gedachte Muene Mpämbu Ma Bänga, der hervorragendste Mfümu nssi Loängos, dessen Mutter gestorben war, ihm die Fackel zu senden und seinen Platz einzunebmen. E r hat es getan. Noch im Jahre 1882 fand ich ihn in dieser Stellung. Bald darauf hat ihn Frankreich gezvjungen, die Trikolore zu beissen. Seitdem werden sich die Zustände rascher als vordem geändert haben. W ar doch schon vorher nicht alles so geblieben, wie es richtig gewesen wäre. Namentlich mit dem Begraben hat es seine Schwierigkeiten. Das Volk ehrt zwar noch seine lebenden Fürsten, liebt es indessen nicht mehr, sich für die toten abzuquälen. Vordem spannten sich Untertanen und Zugelaufene in hellen Haufen vor die gewaltigen Leichenwagen. Das war ein verdienstliches Werk, und es gab stärkenden Trunk, Beköstigung, allerlei Kurzweil. Auf einer erst herzurichtenden Strasse rollten die Getreuen nebst Anhang den Toten gen Lubn, jeine nicht geringe Arbeit, die bei grösser Entfernung und schwierigem Gelände, wenn Moräste,. Gewässer zu kreuzen waren, Monate, selbst Jahre beanspruchen konnte. Nachdem aber viele Gaue, aufgeteilt worden sind, 'schafft man' die unbehülflichen Maschinen nicht selten bloss eine Strecke weit und. ruht sich dann aus, oder man belässt sie einfach am Sterbeplatze, mit dem Vorbehalt, nächstens die Pflicht zu erfüllen. Zeitweiligj wenn wundersame Ereignisse, allerlei Spuk, wenn Not und Elend die Gewissen auf-, rütteln, wird der eine oder andere Wagen wieder ein Stückchen weiter bewegt, bis man, namentlich wenn die Zeiten sich bessern, genug getan zu haben glaubt, oder bis man ihn über die Grenzen des eigenen Gebietes hinaus auf das der Nachbarn abgeschoben hat. Das ist ganz bedächtig Beförderung einer Füretenleiche. gehandelt. Denn jeder Wagen darf nur vorwärts, niemals auch nur eine Handbreit rückwärts rollen, sonst kommt grauenhaftes Unglück über die Beteiligten. Mögen nun die Nachbarn noch so sehr zetern, wenn man ihnen den Toten erst aufgebürdet hat, ist man ihn los; sie mögen sehen, wie sie mit ihm und seiner Seele fertig werden. Wird der aufgedrungene Gast ihnen unheimlich, so können sie ihn ja wiederum in der angemessenen Richtung den Nachbarn zuschieben oder auf einem Grenzstrich, in einer Einöde, abstellen. Schliesslich bringen vielleicht die Fürsten, die der Tote näher angeht, die Mittel auf, um die Beförderung bis auf das Gebiet von Lubü zu bestreiten. Viel einfacher und billiger gestaltet sich der Leichenzug, wenn Mi- fümu nicht in entlegenen Gebieten, sondern in der Nachbarschaft ihres Gräberfeldes sterben. So wird es verständlich, dass hochbetagte Fürsten, wie es Muene Mpämbus Mutter tat, noch bei Lebzeiten in den
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