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Waldblösse. Eben tra t ich, um auszulugen, auf einen verfallenen Grabhügel, als vom Waldrande ein grässliches Geschrei erscholl, das unter Knacken nnd Rauschen des Gezweiges sich schnell in der Eerne verlor. Am nächsten Morgen erschien ein Häuptling mit grösser Beschwerde und machte mir ein Palaver. Ich hätte Frauen zu Tode geängstigt. Sie hätten mich aus dem Grabe auftauchen gesehen und für einen ndöle gehalten. So kam ich auf die richtige Deutung des Namens der Europäer. Ndele, mundele ist ein Auferstandener-, der als solcher in heller Haut erscheint, wie unsere Gespenster in weissen Laken. Daher also die Benennung des Weissen, die ihm geblieben ist, obschon die Eingeborenen längst seine wahre Natur erkannt haben und ihn deswegen auch mün'tü mu Mpütu, Mensch aus Portugal, aus Weissmännerland nennen. Unter den Bandündu müssen nicht unbedingt in unserem Sinne weisse, sondern können überhaupt hellhäutige Menschen verstanden werden, obgleich die Europäer für "Vertreter gelten. Küstenleute nennen den Weissen äusserst selten mundündu und dann in der Mehrheit stets mindündu. Anders ist es in entlegenen Gebieten des Hinterlandes, wo Eingeborene beim überraschenden Erblicken von Europäern das Wort anwenden, vielleicht aber in einem der nächstliegenden Voraussetzung nicht entsprechenden Sinne. Denn ndündu, plur. sindündu, heissen auch Albinos. Deswegen erscheint es von Wichtigkeit, dass bei den schon Seite 3 erwähnten Bafiöti, die wir fern von Loängo am Kongo auffanden, die fragliche Bezeichnung noch gäng und gäbe war. Als wir in ihre versteckte Gebirgslandschaft einrückten, hallte der Ruf Bandündu, Bandündu von Dorf zu Dorf. Als Gesamtergebnis aus den Mitteilungen alter Berichterstatter und aus den Überlieferungen der Eingeborenen lässt sich folgendes hinstellen: Ngöyo, Kaköngo und Loängo waren in ältester Zeit vielleicht von Statthaltern verwaltete Provinzen des Kongoreiches. Später gewann Loängo die Vorherrschaft über die Nachbarstaaten und, je nach dem Kriegsglück, über Gebiete im Osten und Norden. Der erste Ma Loängo wird als Feuerbringer aufgefasst, aber vielleicht nur im politischen Sinne, als Feuergeber, Oberherr. Solange er oder einer seiner Nachfolger herrschte, brannten Staatsfeuer, und erloschen, wenn er starb. Damit tra t ein alle Lebensäusserungen des Volkes erdrückendes Tschina in Kraft und Grosse des Reiches begannen eine Schreckensherrschaft auszuüben. Die wichtigste Handlung des neuen Königs war, seinem Volke das Feuer wieder zu geben und es von den Plagen zu erlösen. Der Ma Loängo, der Mtötila, in der Anrede Mtlnu, wurde aus der Kaste der Mifümu gewählt, und war, je nach Haltung seiner Vasallen, mächtig oder ohnmächtig im eigenen Reiche, das wir uns als einen Lehii- Staat zu denken haben. E r war Herrscher und oberster Zauberer zugleich, Vater seines Landes und Volkes, dessen Vertreter gegenüber den Himmlischen, ein Halbgott, den niemand leibliche Bedürfnisse befriedigen sehen durfte, der überdies seine Untertanen mit Regen zu versorgen hatte. Als mächtige Mitregentin stand ihm die Makünda zur Seite. Das dem Könige und den Fürsten geltende Tschina war zu Battells Zeit, zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts, nicht so streng wie späterhin. Batte]l verkehrte noch unbehindert mit dem Mtötila. Aber schon um das J a h r 1663 war es, nach Vater Merolla, den Herrschern der Loängoküste verboten, Europäisches an sich und um sich zu dulden. Noch später wurde der Ma Loängo abgeschlossen gegen jeglichen Verkehr mit weissen Männern, und die grosse Freiheit der Fürstinnen in der Männerwahi wurde in dem nämlichen Sinne verkürzt. Die Kaste sollte rein bleiben. J e lebhafter sich der Sklavenhandel entwickelte, je gefährlicher der Einfluss der Europäer wurde, desto mehr war eine Partei bemüht, das Tschina zu verschärfen, wozu sie mancherlei Geschehnisse, die sie vielleicht selbst erst anstiftete, klug benutzte. Dass trotzdem die Machthaber der Versuchung nicht widerstanden, einzelne Verbote zu übertreten, deutet Degrandpre an. Der wahrscheinlich letzte Mtötila, Muene Buätu, gelangte spätestens um das Jah r 1773 auf den Thron und starb 1786 oder 1787. Sein Vorgänger, Muene Makösse, war ungefähr 1766 gestorben. In das siebenjährige Interregnum fällt mutmasslich das Ereignis, das der Sage vom Tschimpüngu zugrunde liegt. Spätestens um diese Zeit wäre dann das Gräberfeld der Fürsten von dem der Könige, wo überhaupt kein Ma Loängo mehr beerdigt wurde, getrennt und nach Lubü verlegt, der Lun- tämbi lu mbensa als unverletzliche Schranke für die Fürsten wie für die weissen Sklavenhändler eingerichtet worden. Der Kriegszug der Muene Nsoämi von Tschilünga, ihr Aufsehen erregender Bruch des Tschina kann sich ein Jahrzehnt später ereignet haben. An diese Tat könnte die Geschichte von der Vertreibung der Bandündu anknüpfen, freilich auch einer früheren Zeit entstammen. — Die Macht der letzten Könige von Loängo wird bereits recht gering gewesen sein. "Gleich denen von Kaköngo und Ngöyo, die ds bis in die neueste Zeit gegeben h a t, waren sie zu guter Letzt kaum Besseres als Popanze. Unter den verderblichen Einflüssen der Europäer, des Sklavenhandels, konnten die ohnehin locker gefügten Reiche nicht dauern. Wie überall und allezeit nahmen die Eingeborenen von den Fremdlingen vorwiegend Schlechtes an, nicht etwa, weil sie sich dem Schlimmen mehr zuneigten, sondern weil es ihnen am meisten begegnete. Gutes werden sie überhaupt kaum erfahren haben. AVer hätte sich die Mühe geben sollen, es ihnen zu erweisen? War doch das Bestreben aller Änköinmlinge


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