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180 Tschimpuagu. Giftjungfer. Spuk. wird auch behauptet, dass eine der Bakümbi eine Giftjungfer, nämlich m it‘ Gift oder Zauber geladen gewesen sei, dass sie die Lebenskraft des Bürsten zerstört oder an sich gezogen habe. Die Leute des Verstorbenen bereiteten in übhcher Weise die feiern liehe Bestattung vor und rollten nach Jah r und Tag den riesigen Leichenwagen gen Luändschili. Daselbst versenkten die Dörfler die Beste nach altem Brauche in die Erde. Tags darauf verbreitete sich ein grösser Schrecken im Lande. Das Grab war offen, der Leichenwagen samt dem Toten verschwunden. Eilig liefen Männer den Eäderspuren nach und stiessen in weiter Perne auf das Gefährt. Nach mancherlei Verzögerungen schafften sie es wieder mühsam zur Grabstätte zurück und senkten es in die Erde. Am nächsten Morgen war das Grab abermals offen, der Tote mit dem Wagen fort. Wie vorher wurde er gesucht und wieder in seine -Grube gebracht. Natürlich ging darüber jedesmal eine lange Zeit hin. Die Strecken, die der Tschimpüngu in seinem Wagen zurücklegte, von Luändschili erst südwärts, nachher nordviärts, ergehen zusammen den Hauptteil des Luntämbi lu mbensa. Buhe fand der Tschimpüngu nicht, trotz aller' Künste der Zaubermeister. In der auf die dritte Bestattung folgenden Nacht war er wiederum auf und davon. Dieses Mal wurde er nahe genug gefunden. Aber nicht die Leute von Luändschili entdeckten ihn, und das sollte ihnen viel Ärgernis bereiten. Im Volke herrschte grosse Aufregung und Purcht oh dieser wundersamen Begebenheiten. Allenthalben hatte man Leichenwagen und Ge-- spenster gesehen, Unholde trieben ihr Wesen und die Toten gingen um. Auch in Lubn, das eine Stunde von Luändschili nach der Loängohai zu liegt, spukte es arg. Am sanften Nordhange des waldlosen Hügels, dessen Gipfel das Dorf trägt, hatte man fürchterlichen Lärm vernommen und greuliche Gestalten in der Erde wühlend bemerkt. Zeichen, die seitdem die Bewohner Lubüs genügend kennen gelernt haben, weil sie sich stets wiederholen, wenn es mit einem Mfümu zu Ende geht. Am selben Morgen, als der Tschimpüngu zum dritten Male dem Grabe entstiegen und davongerollt war, begaben sich Frauen und Mädchen von Lubü mit allerlei Töpfen und anderen Gefässen nach der Loängohai, um, wie sie zu tun pflegen, essbare Muscheln zu sammeln. Da gewahrten sie unfern vom Fusse ihres Hügels über einem Buschwäldchen einen ungewöhnlich grossen Schwarm Vögel kreisen. Neugierig schlichen sie hinan und gerieten unversehens an den Leichenwagen des ruhelosen Tschimpüngu. Zuerst rissen sie aus, besannen sich aber bald eines Besseren, und kehrten entschlossen zum Gefährt zurück. Während sie dastanden und überlegten, was sie damit anfängen sollten, erschienen die den Geleisen nachgehenden-Leute von Luändschili, um den Wagen zu holen. Aber das Weibervolk hinderte sie daran. Die Männer forderten ihren Toten. Die resoluten Frauen verweigerten den auf ihrer Erde gemachten Fund. Darob Streit, Lärm, hitziges Gedränge, endlich gar zerbrochene Töpfe. Scherben, noch dazu auf eigenem Grund und Boden., das war zu arg für die Weiber. Es entspann sich eine gehörige Prügelei, die übel ahlief für die Männer von Luändschili. Sie mussten vor den handfesten Lubüenserinnen schmählich das Feld räumen. Unterdessen war das Mannsvolk der Siegerinnen herbeigeeilt. Alle beschlossen, den Tschimpüngu als Pfand nach Lubü in Sicherheit zu bringen und zogen und schoben ihn mit vereinten Kräften hügelan. Oben a m Abhange verankerten sie den Wagen einstweilen.1 Die darauf folgenden. Verhandlungen und Palaver befriedigten nicht, weil die Schuldigen die zerbrochenen Töpfe nicht ersetzen wollten. Während dieser Zeit wiederholte sich der beschriebene fürchterliche Spuk alle Nächte und war nicht mehr zu ertragen. Die Hunde flüchteten aus dem Dorfe, die Menschen, Ziegen, Hühner hatten keinen Schlaf. Da setzten es denn die Weiber durch, dass der Tschimpüngu dort, wo er stand, begraben würde. Beschlossen, getan, trotz aller Einsprüche von Luändschili. Das Mittel erwies sich als sehr gut. Endlich lag der Tote am richtigen Orte und verliess sein Grab nicht mehr. Der Spuk hörte auf’ So ist es geschehen vor langer Zeit. Seitdem werden alle Mifümu in Lubü beerdigt. Und bei Lebzeiten dürfen sie die Linie, wo die Bäder des Leichenwagens Spuren hinterliessen, nicht mehr seewärts überschreiten, sonst sterben sie. Da das Gräberfeld jenseits dieser Linie , eben des Luntämbi lu mbensa liegt, können sie die Buhestätten ihrer Mütter und Geschwister nur von ferne beschauen und gelangen erst nach dem Tode dahin zu ihren Lieben. Der Sage vom Tschimpüngu dürften einige Geschehnisse zugrunde liegen. Weder Battell noch Dappers Gewährsleute, die doch mehrfach von den mit Elefantenzähnen geschmückten Königsgräbern in Luändschili reden, berichten über die auffälligen Fürstengräber zu Lubü, das der Bai näher liegt. Daraus möchte man schliessen, dass diese Gräber, 1876 waren es siebzehn, damals, also vor drei Jahrhunderten, überhaupt noch nicht vorhanden gewesen wären. Ferner findet sich anderthalb J a h rhunderte später beiProyart die vorn, Seite 150, abgedruckte Mitteilung der durch das Königreich reisenden Missionare, wonach die Einwohner von Loängo mit denen von Luändschili um das Becht haderten, die Leiche vom Vorgänger des Königs zu beerdigen. Der Tote konnte nicht Mtötila gewesen sein, sonst hätte ihn nach altem Brauche sein Nachfolger begraben. Mit Loängo wird die in Sicht der Bai liegende Landschaft Lubü gemeint sein. Auch Dorf Lubü betraten die Missionare, nennen aber


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