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abgebrochen, und der Festzug bewegt sich auf dem verbreiterten Luntämbi lu mbensa nordwärts. Doch nur eine kurze Strecke. Andere Dörfler haben das von ihnen hergerichtete Stück des Königsweges durch einen aufgeputzten leichten Verhau oder Strick gesperrt und heischen nach altem Rechte eine Grabe, bevor sie die Schranken beseitigen. Nicht lange, und der Zug stockt abermals. Ein zweites Dorf übergibt Bakümbi, wozu ein neues Lager bezogen wird. So geht es fort. Dreimal, nach anderen siebenmal müssen Wegsperren durch Geschenke geöffnet werden, müssen Festjungfern den künftigen Landesvater erproben. Hat sich der endlich in solcher umständlichen Weise durch einen Teil des Reiches hindurch geheiratet und .eine in einem halben Tage, zu; begehende Strecke, nach Jahren zurückgelegt — während die Regentschaft um so viel länger regiert — so ist der langwierigste Abschnitt des Krönungszuges erfüllt. Man befindet sich nun am TJfer des Flüsschens Nsongölo, das am Strande, wo es aufgestäut und lagunenartig erweitert, wegen seiner Gefährlichkeit sehr gefürchtet wird, weil es manchmal den Strandwall plötzlich durchbricht (XII 37), Dieses Gewässer hat der künftige König oberhalb der Lagune an schmaler Stelle auf einer eigens für ihn aus mehreren Ölpalmen hergestellten Brücke zu überschreiten. Die.. Stämme dürfen aber nirgendswo sonst als dort die Erde berühren, müssen demnach beim Fällen von vielen Leuten mit den Händen, aufgefangen und zum Fluss getragen werden. Berührt ein fallender Stamm, der manchen Mann übel zurichten oder erschlagen mag, den Boden vorher, so lässt man ihn liegen und wählt einen anderen. Ob das Verunglücken durch fallende Stämme als verdienstlich galt, war nicht zu entscheiden. Über den Steg begibt sich der Fürst nach dem .nahen Luändschili, nach der Ortschaft, deren Bewohner von alters her mit der Herstellung und Pflege der Königsgräber betraut sind. Hier wartet seiner der riesige Leichenwagen seines Vorgängers. E r ist von unzähligen Menschen auf einem durch Wälder und Savannen gebahnten, der nördlichen Strecke des Luntämbi lu mbensa folgenden lulömbe von der Residenz mühsam herangerollt worden. Nach Anordnung des künftigen Königs, der damit die E rbschaft antritt, werden die Reste des Töten in die weite. Grube gesenkt und mit Erde bedeckt. Ringsum werden Stosszähne von Elefanten als Grabzeichen des Herrschers aufgestellt. Die Frage, ob man dem Toten nicht auch Diener mit in das Grab gegeben habe, wurde mit Staunen und Gelächter aufgenommen. Man hielt das offenbar für einen schlechten Witz und meinte, in verständiger Selbsterkenntnis, brauchbare Leibeigene hätte man sicherlich lieber verkauft als vergraben. Dapper berichtet dagegen nach seinen Gewährsmännern: „Wenn sie einen König begraben, setzen sie Bildchen von Holz und roter Erde um die Leiche, töten auch Leibeigene, als Diener dem Könige aufzuwarten. Doch ist das Opfern an den Gräbern der Könige nicht mehr so gebräuchlich wie in älterer Zeit.“ Brun meldet, freilich auch nicht als Augenzeuge, dass mit einem Grossen viele Vornehme sterben, ihm im anderen Lande zu dienen, wo sie wieder Herren werden wie zuvor. Bei einem Festmahle der dem Tode Geweihten verabreicht ihnen der Oberpriester einen Trank, Saft von Wurzeln*, sie trinken „und sind auf der Stätte tot“. Von einem Eingraben Lebendiger mit der Leiche ist nirgends die Bede. Es wird wohl so sein, wie mir ein verständiger Häuptling erklärte, dass nämlich beim Bestatten eines Herrn der eine oder andere seiner Getreuesten ihm freiwillig nachfolge oder, genauer ausgedrückt, sich ihm weihe. Denn er stürze sich weder ins Grab noch töte er sich. E r werfe nur, wie manches Eheweib, sein Haar zu dem Toten. Dieser hole dann die Liehen, die sich so gebunden hätten, nach, wenn er ihrer bedürfe. Bruns Angabe weist mehr auf die Hexenprobe hin, der sich alle unterwerfen mussten, die verdächtig waren, dem Verstorbenen durch Zauberei das Leben verkürzt zu haben. Uns versicherten allerdings erfahrene Europäer an der Küste, dass bei jeder Beisetzung von Grossleuten lebendige Menschen mit eingegraben zu werden pflegten. Aber gesehen hatte es keiner. Es empfiehlt sich, derlei gar zu gern verbreitete Behauptungen ’vorsichtig zu prüfen. Als unser uns nahestehender Nachbar, der Maböma Liümba von Yenga, ein im ganzen Lande hoch angesehener Würdenträger, in grossartiger Weise beerdigt wurde, sind Menschen sicherlich nicht mit ihm verscharrt worden. Aber Hexengerichte gab es. Nach der ersten Staatshandlung des künftigen Königs, nämlich der Beisetzung der Beste seines Vorgängers, wird ein neuer Korb der schon beschriebenen Art gebracht, der für ihn Thron und später Sarg ist. Der Fürst steigt hinein und zieht nun, getragen von seinen Untertanen, als Lebender in seinem künftigen Sarge auf dem für den Leichenwagen hergestellten lulömbe in die Besidenz ein. Daselbst sind für ihn neue Wohngebäude errichtet worden, neben den alten, die leer bleiben und verfallen. Ob der Einzug im Sarge bedeuten soll, dass ein Mtötila überhaupt nicht sterbe oder dass er sogleich wieder geboren werde, in seinen Nachfolger übergehe, darüber wussten meine Gewährsmänner nichts Genaues. Der Gedanke war ihnen fremd. Erzähler im Königsgau Hessen den Fürsten unterwegs nochmals an- halten und einen merkwürdigen Brauch vollziehen. Binnenwärts von der Loängobai liegt auf einer Erhebung ein durch auffäUig regelmässige Formen ausgezeichnetes und allerhand Fetische bergendes Gehölz, das den Seeleuten als treffliche Landmarke dient. Es ist die Örtlichkeit, wo mutmassHch die Sterngucker des Königs Sirius und Mondsichel beobachteten (Seite 138). Den in höfischer Sprache Tschlli tschi nkükuba, Loango. 11


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