An den König von Ngöyo und seine Beamten hatten sie für die Handelserlaubnis einhundertneunundzwanzig und ein halbes Stück Zeug oder entsprechende Werte zu bezahlen. Männliche Sklaven kosteten damals acht bis zehn, weibliche sieben bis neun Stück Zeug, jedes sechs Yards, also knapp fünf und einen halben Meter lang. Als aber mehr Schiffe ansegelten, stieg der Preis, weil die Eingeborenen gelernt hatten, die zunehmende Nachfrage auszunutzen. (Siebzig Jahre später galt ein Sklave schon sechsunddreissig Stück Zeug.) Unsere Händler gedachten ihre Menscheüware nach Jamaika zu führen. Aber am Tage der Abreise versuchten .sich die Gekauften zu befreien, töteten zwei Schiffsleute, warfen drei über Bord und verwundeten viele. Die Europäer schossen in den Haufen und überwältigten schliesslich die Meuterer, von denen auch welche ins Meer sprangen und ertranken. So gingen zum grossen Leidwesen der Händler achtundzwanzig Köpfe ihrer Ladung verloren. Barbot, der sich weniger um das Volksleben als um den Handel kümmert, ergänzt hier und da, was Lopez, Battell, Brun und Dapper darüber berichten. Auch er spricht, sich zweifellos auf seine Vorgänger stützend, vom Reiche Anzico, vom grossen Makoko. Die allgemeine Bezeichnung der Bewohner dieses Reiches ist Monsoles oder Meticas. Anzico liegt nördlich am Kongo, südlich dagegen das Königreich Fungeno, von dem südwärts die berüchtigten Jagas hausen, über die Battell anderswo am ausführlichsten berichtet. Den uns schon bekannten Hauptumschlagplatz Mpümbu (Seite 7) nennt Barbot ebenfalls Pombo und lässt ihn seinem Maköko untertan sein. Dorthin ziehen die Leute von Loängo, ebenso die Unterhändler der im Süden des Kongo lebenden portugiesischen Kaufleute. Diese nach Pombo gehenden Beauftragten werden von den Portugiesen Pom- beiros genannt. Sie bleiben ein Jah r, manchmal zwei Jahre weg, denn der Weg ist weit und schwierig, der Handel zeitraubend und gefährlich. Dann kommen sie mit Elfenbein und mit vier- bis sechshundert Sklaven auf einmal wieder zur Küste. Die Pombeiros unterhalten Handelsbeziehungen noch viel weiter ostwärts, bis in das Reich Monimugo, Nimeamaye, Nimeamalle oder Mono-emugi, das sich bis nach Mombasa, Quiloa und Sofala, also bis zum Indischen Ozean ausdehnt. Dort gibt es viel Gold, Silber, Kupfer, Elefanten. Die Bewohner sind hellhäutig, grösser als Europäer, leben in Zelten und wandern, wie die Araber, von Platz zu Platz. —- Fassen wir das Angeführte zusammen, so ergibt sich folgendes: Das Königreich Fungeno, zwischen den Strömen Kongo und Kuängo gelegen, ist das Land Tschlnu, östlich vom Stanleypool, wo gegenwärtig die Bamfümu sitzen. Anzico, nördlich vom Kongo liegend und südwärts an Fungeno grenzend, ist heute noch das Gebiet der Bantetsche oder Bateke mit ihrem Makoko. Monsoles, richtiger Mundsehölo oder Mand- schölo, ist nur ein anderer, wenig gebräuchlicher Name für die Bantetsche wie der schon erklärte Banssltu oder Bansiku. Die einst viel genannte Stadt Monsul oder Mossul war ein Handelsort im Lande der Monsoles, wenn nicht die Hauptstadt, die wahrscheinlich am nördlichen Kongoufer lag. Der nicht weniger oft genannte und bis in die neuere Zeit gesuchte See Aquilönda oder Akilunda war im Munde der Pombeiros der wichtige Umschlageplatz, die seeartige E rweiterung des Kongostromes, das Herz von Mpümbu, der Stanleypool. Der Name, kaum noch zu hören, ist mutmasslich so zu erklären, aki, atschi wird vielfach Benennungen von Personen und Sachen vorgesetzt, die gegenwärtig, die vor Augen sind; kulünda, behüten, verwahren, aufspeichern, weil in Mpümbu Elfenbein und Sklaven für die Verschickung zum Meere angesammelt wurden, wie es mit dem Elfenbein noch in den siebziger und achtziger Jahren geschah, als ich an der Südküste und später im Binnenlande sowie in Mpümbu weilte. Akilünda riefen die Pombeiros, wenn sie, vom Meere über das Bergland gewandert, ihr Ziel sichteten, und von Akilünda oder Mpümbu erzählten sie, wenn sie wieder daheim waren.'-—. • ” Von dem er,sten Versuche, das Christentum an der Loängoküste einzuführen, berichtet der Pater Merolla, der um 1687 Kablnda und Kaköngo berührte. Um das Jah r 1663 weilte zu diesem Zwecke der Pater Ungaro beim Könige von Kaköngo (nicht, wie gedruckt steht, von Loängo), taufte ihn mit seinem ganzen Hofe und noch zwölftausend seiner Untertanen innerhalb eines Jahres, starb aber bald. Merolla, der an den König und die Königin von Kaköngo mit Glas aufgeputzte Kronen schickte, berichtet von einem ersten Bruch des wichtigen Tschlna, des strengen Verbotes, wonach keiner der Grossen an der Loängoküste aus Europa stammende Gegenstände tragen oder benutzen sollte. Der König setzte nämlich die Krone auf sein Haupt, zum Schrecken seiner Umgebung. A—■ ' Von anderen nicht glücklich verlaufenen Missionsversuchen erzählt der Abt Proyart, der in einem 1776 erschienenen Buche die Berichte vieler Missionare bearbeitet hat. E r weist ohne nähere Angaben darauf hin, dass bereits um die Mitte des s i e b z e h n t e n Jahrhunderts ein Missionar am Hofe des Königs von Loängo gelehrt habe, und meint gewiss den erwähnten Pater Ungaro, der in Kaköngo wirkte. Die ersten drei der Missionare, von denen er näher berichtet, reisten 1766 von Nantes nach Kaköngo und wurden freundlich empfangen. Einer sta rb , die beiden anderen erkrankten und kehrten 1768 heim. Um dieselbe Zeit verliessen wieder zwei Missionare Nantes für Kaköngo, hielten jedoch wegen schlechter Gesundheit nur zwei Jahre aus. Endlich folgten 1773 sechs Geistliche
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