Des Königs Gehöft- liegt zwei "Wegstunden ab von der Loängobai, und „rings umher ist das Land wie ein Paradies“. Die Leute, „alles wacker tapfer Volk“ von grösser, kräftiger Gestalt, führen Schilde von Büffelhaut, Speere, Bogen und Pfeile, sodann Wurfmesser, breiten Scliuh- machermessem zu vergleichen, womit sie „dem Feinde seinen Kopf mit Werfen voneinander spalten“. Gleich Battell betont Brun den Fleiss der Eingeborenen und rühmt ihre kunstreich geknoteten Mützen, ihre Korbgeflechte als „die schönsten Körblein, dergleichen kaum in der Welt zu finden“, ihre aus Bast gefertigten feinen Kleider und schweren Decken, die „wie köstlich gewirkte oder gestickte Teppiche“ die Wohnungen zieren. Frauen tragen keine Mützen, sondern binden ihr Haar oben zusammen, „dass es sich sehr artlich ausspitzet“ (was im Küstenlande schon längst nicht mehr Mode ist). Zahlreiche Edelleute, „über die Massen hoffärtig und prächtig“, gehen zu Hofe. Mit ihnen je drei bis vier Pagen, Malechy (muleka, plur. mileka), die Fächer und Sitzteppiche tragen, auch Sklaven mit Palmwein. Manchmal kommen zweihundert oder mehr Adelige zusammen, mit ihrem Gefolge wohl an dreitausend Köpfe zählend. Besonders feierlich sind diese Tagungen, wenn der König dazu erscheint, was aber im Jahre bloss einige Male geschieht. Auch Brun meldet, dass ein Kind des Königs sterben musste, weil es seinen Vater trinken sah, fügt indessen hinzu, dass mit dem Blute des Opfers ein Arm des Herrschers gesalbt wurde, „womit des Königs Ehre errettet“ war. Daraus ist zu entnehmen, zumal er als Augenzeuge von einem neunjährigen Kinde spricht, während Battell von einem zwölfjährigen Knaben erzählt, dass das nämliche sich zweimal innerhalb weniger Jahre ereignet hat. Der Manna Loängo, Manna (Muene) bedeutet Don oder Herr, berichtet Brun weiter, ist Oberster von sechs Königen, die seine und seiner Schwestern Kinder sind. Er hat dreihundertundsechzig Frauen, von denen eine die vornehmste ist. Der erste Sohn der Hauptfrau ist der künftige König, die anderen Söhne werden die Könige der beiliegenden Länder; die Söhne der übrigen Weiber werden Würdenträger und gehören dem Adel an. Bleibt die vornehmste Frau kinderlos, so geht die Erbfolge auf einen Schwestersohn über, und fehlt auch ein Neffe, dann erhebt sich ein Streit um den verwaisten Thron, den schliesslich der Reichste und Mächtigste einnimmt. Hierin decken sich weder Bruns und Battells Angaben, noch treffen sie durchaus das Richtige. Wie gewöhnlich sind die Gewährsmänner zuverlässig in dem, was sie sahen und erlebten, aber es fehlte ihnen an Zeit und Trieb, fremdartige und verwickelte Verhältnisse genau zu ergründen, weswegen ein jeder in seiner Weise nach Hörensagen berichtet. Ausserdem sind die Erzählungen Battells, der im langen Zusammenleben mit den Eingeborenen zweifellos viel mehr erfahren hatte als Brun, erst von anderen für den Druck hergerichtet worden, wobei sich Irrtümer einschlichen. — . Eine überaus reichhaltige und erstaunlich zuverlässige Quelle über die früheren Zustände an der Loängoküste ist ein Abschnitt in 0 . Dappers Beschreibung von Afrika, 1668 erschienen. Dapper war nicht selbst im Lande, hat aber alle gedruckten und mündlichen Nachrichten, die er erlangen konnte, in sehr verständiger Weise verarbeitet. E r nennt zuerst den Namen Boarie oder Buri für die Residenz des Ma Loängo, die er als sehr reinlich und so gross wie Amsterdam, aber bei weitem nicht so dicht bebaut, schildert. Battells Bericht über die Mani Lombo ergänzt Dapper wie folgt: „Dem Könige wird durch das Oberhaupt der Reichsräte eine Mutter zu geordnet, nähmlich die älteste aus dem Geschlechte; welche sie Makonde nennen, und er mit mehr Gehohrsamkeit erkennen mus, als seine eigene Mutter. Auch ist der König verpflichtet, in allen wüchtigen sachen ihres Rates zu pflegen. Sie hat im Reiche ein solches Ansehen, und eine solche Macht, dass sie den König, imfal er ihr einigermassen zu wider fallet, oder mit ihr nicht friedlich zu leben trachtet, aus dem Mittel zu reumen vermag.“ Nach Dapper hat der Ma Loängo das Gebiet von Yümba erobert, und beherrscht, ausser den von Battell genannten vier Fürstengauen und Tschilünga, noch Piri (Mplle, südlich vom Kullu, nach dem Gebirge hin), und Lovangomongo (Hochloängo oder bergiges Loängo), also wieder Yömbe oder den Yömbischen Wald. Vornehme Fürsten helfen, als Reichsräte, das Königreich beherrschen. Sie sind: Manibomme, so viel wie Seeoberster, Statthalter von Luändschili, Manimambo im Gebiete Lovangomongo, Manibeloor im Gebiete Tschilünga, zugleich Untersucher der Zauberer, Manikinga in Mplle, Manimatta, der über die Waffen gesetzt ist, Manidonga, der des Königs Gemahlinnen bewahrt. Dann hat der König noch vier Mabunden oder Mavunden, nämlich Mundschenken, zwei für den Tag, zwei für den Abend, und einen Mabonde Lovango, einen Obermundschenk. Der König ist sehr mächtig an Volk; die benachbarten Könige von Kaköngo und Goi (Ngöyo) fürchten ihn sehr, doch hält er Freundschaft mit ihnen. — • Barbot und Gasseneuve, die im Jahre 1700 kurze Zeit im Kongostrom und vom ersten Oktober bis letzten Dezember vor Kabinda ankerten, berichten wenig über Land und Leute. Sie litten viel durch Krankheit und bemühten sich, Sklaven einzuhandeln, von denen sie in drei Monaten vierhundertundsiebzehn, Männer, Weiber, Knaben, Mädchen kauften. Ihre höchste Verwunderung erregte, dass die Häuptlinge anstandshalber verboten, die Menschenware vor aller Augen zu untersuchen. 10*
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