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die Tür geschlossen. Hat er sieh gesättigt, so klopft er und tritt heraus. Einst kam ein zwölfjähriger Sohn des Königs gerade herbei, als sein Yater trank. Darauf Hess der Herrscher ihn mit Speise und Trank erfreuen, schön bekleiden,, dann töten und vierteilen und die Stücke in der Residenz herumtragen mit der Ankündigung, dass dieser, sein Sohn, ihn trinken sah. Wenn der König Beratungen abhält oder Recht spricht, begibt er sich auf den mit dicken, weichen Bastteppichen belegten Platz, wo sein einem Throne gleichender Sitz steht. Alle Anwesenden begrüssen ihn mit Händeklappen. E r besitzt acht Pongos (simpündschi, Elfenbeinhörner) und viele Trommeln, so gross, dass sie nicht getragen werden können, die machen zusammen einen höllischen Lärm. Ausserdem hat er um sieh vier Ndondos (ndündu, plur. sindündu, Albinos), die, was auch andere Berichte bestätigen, die Stellen der Hofnarren vertraten, unverletzlich und wegen ihrer Anmassungen gefürchtet waren. Der König ist so hoch geehrt, als wäre er ein Gott, und wird Nsambe und Pongo (Nsämbi a mpüngu), das heisst Gott, genannt. Landeinwärts von der Residenz liegt der Ort Longeri (Löndschili, Luändschili), wo alle Könige beerdigt werden. Dort finden sich um die Grabstätten viele Elefantenzähne wie ein Pfahlwerk aufgestellt. Um den Königsgau liegen vier Provinzen, von vier Eürsten verwaltet, die Söhne der Schwestern des Königs sind. Diese heissen Mani. Sie sind Mani Cabango, Mani Salag, Mani Bock, Mani Cay. Der Eürst von Cay ist der nächste zum König und tritt, wenn dieser stirbt, an seine Stelle (als Reichsverweser). Dann rückt nach Cay der von Bock, dorthin der von Salag, nach Salag der von Cabango, und für diese Stelle wird ein anderer Fürst neu gewählt. Die Mutter dieser vier Gaufürsten, Mani Lombo genannt, ist das erste und höchste Weib im Lande. Sie wählt und entlässt einen Gatten nach Belieben. Ihre Kinder sind über alle Massen geehrt; wer ihnen begegnet, kniet unterwürfig nieder und klappt die Hände. In diesen und auch anderen Angaben sind die Aufzeichner von Battells mündlichen Mitteilungen nicht ganz klar. Einmal sollen die vier Fürsten die Söhne von des Königs Schwestern, dann wieder die der Mani Lombo allein sein. Überdies haben alle Fürstinnen von Loängo die jener allein zugeschriebenen Rechte freier Gattenwahl. Doch war, wie sich ergeben wird, eine von ihnen wirklich das erste und höchste Weib im Lande, fast mit grösserer Macht ausgestattet als der König. Die Provinzen der von Battell genannten vier Fürsten sind heute noch zu bestimmen: Vom Königsgau aus betrachtet lag Cay (Käya) südöstlich um den Luemefluss, Salag (Nsaläya oder Tscbiläya) östlich und nördlich davon, Cabango (Kubängo) und Bock (Mbüku) jenseits des Kullu, jenes das Küstengebiet etwa bis Lohgoböndo, -dieses ein Binnengebiet um den Nängafluss umfassend. An diese, eng den Königsgau umschliessenden Provinzen grenzten, nach Battell, noch andere an. Im Osten Bongo, im Nordosten, vierzehn Tagereisen entfernt, Cango, beide bergig, voller Wälder, reich an Kupfer uqd Elefanten. Im Norden Calongo (Kilöngo, das heutige Tscbilünga) mit dem Flüsschen Nombo (Nümbi), noch weiter nordwärts Mayömbe (Yümba), ein bergiges Waldland mit dem grossen Flusse Banna (Bfinya), wo man zwanzig Tage lang im Schatten reisen konnte. Die Provinz Bongo grenzte binnenwärts an Mocoke, wo der grosse Angeca König war. Dieser Name erinnert wieder an Anzicana, was durch den Ausdruck Mocoke bekräftigt wird, da Maköko, Flussherr, ein bekannter, bereits Seite 7 erklärter Titel ist. Bongo und Cango ergaben zusammen etwa das Waldland Mayömbe, richtiger Yömbe, den Yömbischen Wald, vielleicht mit Teilen von Yängela und anderen binnenwärts bis zum Kongo reichenden Gebieten. Nur ist nicht anzunehmen, dass das Reich des Ma Loängo, fest gefügt, diesen Umfang besass, sondern dass ger legentlich bis dahin die Kriegszüge ausgedehnt und dort sitzende Häuptlinge zum Zahlen von Tribut gezwungen wurden oder dass man überhaupt in bekannter W eise die Grösse der Herrschaft übertriebÄ!#^! Kurze Zeit nach Battell, im Jahre 1612, besuchte ein Deutscher aus Basel die Loängoküste, der Wundarzt Samuel Brun, auch Bruno und Braun genannt. E r reiste, um Länder und Menschen kennen zu lernen, und fuhr auf einem holländischen Schiffe, das einige Tage in der Bai von Yümba, anscheinend etliche Monate in der Bai von Loängo, die längste Zeit am Südufer des Kongostromes Tauschhandel trieb. Brun berichtet zuerst von Casavywurzeln (Maniok) in Yümba „gross als eines Mannes Bein“, sowie von der gefährlichen Wurmkrankheit, wovon bereits im ersten Kapitel (Seite 20) die Rede gewesen ist. Er glaubt noch, dass die Elefanten ihre Stosszähne wechseln, was Battell schon besser wusste, bestätigt aber das längs der Küste betriebene lebhafte Geschäft in Schwanzbaaren der Dickhäuter. Nachdem die umständlichen und unerwarteten Empfangsgebräuche erledigt waren, entspann sich ein überaus'freundlicher Verkehr mit den Bafiöti, die sich derartig betrugen, dass Brun, gleich Battell, über keinerlei Ungehörigkeit zu klagen hat. In Yümba gibt es nach ihm nur Rotholz zu handeln, anderswo Kupfer und Elfenbein gegen Eisen, Tücher, Maultrommeln und gläserne Korallen, der Weiber höchste Zierde. Man bemerkt keine Bettler, keinen Mangel. Die Frauen besorgen die Felder, die Männer, „damit sie nicht müssig gehen“, besteigen die Weinbäume (Palmen), fischen am Meere, jagen im Inneren, machen Geld (Kupferringe) und Kleider; Betagte ziehen Schmieden den Blasebalg. I.oaDgo, 10


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