Lovängo und Bramerland genannt. Aber die Länderscheide wird nicht stets an den Kongostrom, sondern vielfach weiter nordwärts nach Yümba an den breiten stillen Bänya verlegt, bis wohin dann Angola reicht. Da sonach die Namen der Länder und der Völkerschaften sowie die Orter von Geschehnissen vielfach durcheinander geschoben und verwechselt werden, ist es oft gar nicht leicht, die Angaben herauszuschälen, die sich auf unsere Loängoküste, also auf die Gebiete zwischen dem Bänya und dem Kongostrom beziehen.*) Über das Innere erfahren wir wenig, da die Berichterstatter lediglich im Küstenstrich ihren Geschäften nachgingen. Die frühesten Nachrichten stammen von Odoardo Lopez, einem Portugiesen, der freilich unser engeres Gebiet nicht betreten hat. Er reiste 1578 nach dem Kongoreiche, kehrte 1584 nach Europa und 1589 wieder nach dem Kongo zurück, wo er verscholl. Von ihm erfahren wir, dass, wie man sagte, der König von Loängo vordem ein Vasall des Herrschers vom Kongoreiche gewesen wäre, zu seiner Zeit aber nur noch freundschaftliche Beziehungen mit ihm unterhielte. Die Bafiöti oder be- • nachbart wohnende Völkerschaften nennt er Bramas, ein Name, der von anderen für Stämme im Norden Ytimbas gebraucht wird, und den ich nicht zu erklären vermag, es wäre denn, dass er Schreier, Brüller bedeutete und von bramar (spanisch) oder bramer (französisch) herkäme. Ferner spricht Lopez ausführlich vom Reiche Anzicana, bewohnt von den Anzichi, woraus andere dann Anzigues und Anziker gemacht haben, das im Inneren, nördlich vom Kongostrome und östlich von Loängo lag. Mit den Anzichi, natürlich schlimmen Menschenfressern, was spätere Gewährsmänner widerlegen, führte der König von Loängo beständig Krieg. Zweifellos handelt es sich um einen der im Hinterlande, im Gebirge oder jenseits hausenden Stämme, die von den Bafiöti geringschätzig Banssltu—bäntu ba nssltu — Busch- oder Waldleute, Hinterwäldler genannt werden. Es ist möglich, falls nicht ein Druckfehler vorliegt, dass Lopez den Ausdruck Banssltu missverstanden hat und als Anzichi wiedergibt. Doch ist ebensogut anzunehmen, dass die nämlichen Leute damals spottweise Bansiku — bäntu ba nsiku — genannt wurden, weil man sie, ihrer Runzeln ähnelnden Gesichtsnarben wegen, mit Schimpansen oder Pavianen verglich. Art und Stamm der Anzichi, von denen er sicherlich welche gesehen hat, beschreibt Lopez so treffend, dass sie noch gegenwärtig genau zu erkennen sind, obschon sie gewiss nicht die einzigen von den Bafiöti bekämpften Banssltu waren. Als Stamm der Bansiku, *) Unter dieser Unsicherheit leiden die ausgezeichneten kritisch-historischen Übersichten, die Sprengel im fünften Bande seiner Bibliothek der Reisen der Übersetzung von Degrandpres Buch voranschickt, Heiners seiner Übersetzung von Proyarts Buch angehängt hat. der den Europäern hoch geschätzte Sklaven lieferte, standen sie allerdings gesondert da. Die Beschreibung ihrer Waffen und ihrer Sitte, sich die Wangen durch lange parallele Schnitte zu verunstalten, beweisen, dass Lopez die noch heute in jenen Gebieten hausenden Bantetsche oder Bateke meint. — Ausführlicher berichtet Andrew Battell, ein Engländer, der an achtzehn Jahre in Niederguinea, und zwar die längste Zeit als Gefangener der Portugiesen, die ihn in Südamerika als Ereibeuter aufgegriffen hatten, in den Gebieten südlich vom Kongo lebte. So gut ihm nachzukommen ist, wurde er von 1592 an zwei Jahre lang im Küstenhandel unseres Gebietes beschäftigt, entfloh später und verweilte von 1604' bis 1607 unter dem Schutze des Königs Mpemba an der Loängobai. Im folgenden Jahre besuchte er Yümba und den weiter nördlich sitzenden Mani Seat, wahrscheinlich den Häuptling der Landschaft Sete Käma, sowie im Inneren den Mani Kesock, wohl den Beherrscher des von Dr. Güssfeldt besuchten Gebietes von Kassötsche. Battell, dessen Erzählungen von anderen aufgezeichnet und verschiedentlich nicht ohne entschuldbare Verunstaltungen veröffentlicht worden sind, schildert Land und Leute vortrefflich. Die Residenz des Königs, des Ma Loängo, lag drei englische Meilen von der Loängobai entfernt, also schon damals ungefähr an der Stelle im Königsgau, wo unsere Karte Tschingänga-mvümbi verzeichnet. Engoy (Ngöyo) mit dem Platze Kablnda nennt Battell die erste Provinz des Königreiches Loängo. Des Königs Residenz ist sehr gross, hat lange, breite Strassen, die stets rein gefegt sind, und viele Palmen und Bananen. Die zahlreichen Einwohner gehen niemals müssig; selbst auf der Strasse knoten sie aus Bastfäden Mützen von ausgezeichneter Arbeit und Reinheit. Der Ma Loängo besitzt zehn grosse Häuser an der Westseite der Ortschaft, vor denen ein grösser, sauber gehaltener Versammlungsplatz sich dehnt. Unfern, durch eine breite Strasse verbunden, liegt der grosse Marktplatz, wo alltäglich Nahrungsmittel feil gehalten werden. Betrügereien kommen in diesem Handel niemals vor. Beamte sorgen für Ruhe und Ordnung. An der Südseite der Königswohnung liegen eingezäunt die Behausungen der hundertundfünfzig und mehr Frauen, wo der Ma Loängo sich gewöhnlich auf hält. Der letzte, verstorbene König Gembe oder Gymbe — ngemba Herzensgüte, Zuvorkommenheit — hatte von seinen Frauen vierhundert Kinder. Kein anderer Mann darf bei Todesstrafe das Frauenviertel betreten oder mit einer der Frauen reden. Niemand darf, bei Todesstrafe, den König essen oder trinken sehen. Wenn er trinkt, wird eine Glocke angeschlagen, damit alle sich ab oder mit dem Gesichte zur Erde wenden. Um zu essen, geht der Ma Loängo in sein Speisehaus, wo das Mahl bereit gestellt ist. Hinter ihm wird
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