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scheinbar so feste Strandwall nachgeben und mit den reissenden Fluten in der See verschwinden, dass mitten auf ihm befindliche Menschen sich durch schnellste Flucht nicht mehr in Sicherheit bringen können. Die gewöhnliche Weite des Durchbruches scheint über hundert Schritt zu betragen, und die Entleerung der aufgesammelten Wasser erfolgt fast stets binnen weniger Stunden. Bei einkommender Flut und nicht zu schwacher Calema sind eben so schnell wieder alle Spuren des Geschehenen verwischt, und nur der Mangel jeglicher Vegetation auf der Höhe kennzeichnet dem Kundigen die gefährliche Strecke. Während ergiebiger Regenzeiten mögen sich die Durchbrüche bei jeder Ebbe wiederholen, während der Trockenzeit dagegen erst wieder nach wochenlangen Pausen eintreten. Die Eingeborenen trauen dem Songolo niemals, sondern passiren hastig und gegen alle Gewohnheit still die ihn und das Meer trennende Strecke. Kurz vor der Abdämmung eines geschehenen Durchbruches, wenn der Ausgleich des Niveaus vollendet ist, mag man das ruhig gewordene Wasser ohne Furcht durchschwimmen. Die unterseeische Fortsetzung des Strandes, die Barre, ist vor zuflusslosen Baien ausschliesslich, an Flussmündungen vorwiegend eine Schöpfung der Calema; die Nehrung und der Strandwall bedürfen jedoch zu ihrem vollkommenen Aufbau auch der Hülfe des Windes und der Vegetation. Die Böschung, auf welcher die Wassermassen der zusammengestürzten Roller beständig vor- und zurückrauschen, steigt unter einem Winke;! vpn zehn bis zwanzig Grad zur Krone des Walles an; über diese wird der angeschwemmte, und trocken gewordene Sand von der Seebrise hinweggeblasen, fällt jenseits derselben als ein feiner Regen nieder und wird zwischen dem weitmaschigen Gewebe der kriechenden Strandvegetation abgelagert. So entsteht die sanfte glacisähnliche Abdachung des Strandwalles nach innen, so würden Dünen entstehen, wenn die Beschaffenheit des Gebietes deren Bildung zuliesse. W o flaches Hinterland oder anliegende Wasserbecken dem Winde die volle Kraftentfaltung gestatten, da ist der Strandwall höher und breiter aufgebaut als an Küstenstrecken mit hochragenden Steilhängen, weil an diesen, wie Untersuchungen erwiesen, der Staub zum Theil bis auf die Höhe mitgeführt wird. Aus diesem Grunde gedeiht auch die eigenartige Strandvegetation an letzteren Stellen besser als an ersteren, an denen sie unter dem Uebermass von Flugsand vielfach erstickt. W ie schon erwähnt, erleidet der Strandwall von Zeit zu Zeit eine gründliche Umformung durch eine besonders stark auftretende Calema und ist darum allerorten eine verhältnissmässig junge Bildung, was vornehmlich daran zu erkennen ist, dass sich auf ihm hier und dort wol ein Strauch, einiges Buschwerk angesiedelt, sich aber nirgends bis zur Baumform entwickelt hat. — ; Die Lateritmassen erfahren ausser den oftmals bedeutenden Verlusten durch die nach Zerstörung des' Strandwalles wild anstürmenden Roller auch durch Einwirkung anderer Kräfte geringe Einbusse und Veränderung ihrer Gestalt. Savanenbrände, welche sich bis an die Abstürze der Höhen ausdehnen und selbst am Fusse derselben aufgeschossene Hochgräser noch ergreifen, lösen durch ihre Glut mächtige Stücke von jenen ab, die niedergleitend zerfallen. Auch die Strahlen der Sonne können in dieser Weise einwirken. Die neuen Bruchflächen werden von der sausend an den Steilwänden aufsteigenden und Flugsand führenden Seebrise langsam geglättet und ausgeschliffen, noch nachhaltiger aber umgeformt durch anschlagenden Regen und ablaufende Gewässer. Nicht nur an der Küste, sondern auch allenthalben im Binnenlande, namentlich nach wasserreichen Thälern hin, hat die Einwirkung der Atmosphärilien manchen der Höhenzüge auffallende Gestalten gegeben und einzelne Hügelrücken in sehr regelmässige, dachähnlich verlaufende Grate verwandelt. W o sie nicht durch ein dichtes Pflanzenkleid gegen weitere Abspülung des Erdreiches geschützt werden, sind die Steilabstürze von mächtigen Bänken des rothen Latentes in oft wunderbaren Formen modellirt, die, zauberhaft noch durch besondere Färbung wirkend, vorzüglich an den Baien von Kabinda und Loango, weithin seewärts schimmern. Am auffallendsten erscheinen die Erosionsgebilde im Plateau von Buäla. In diesem ist ein wahres Labyrinth entstanden von bis fünfzig Meter tief eingeschnittenen engen Schluchten und geräumigeren Thälern, welche in verwirrendem Wechsel weit hineinführen in die bedeutende Ablagerung von rothem Laterit. Tropische Regengüsse und fliessende Wasser, welche Bäche und Rinnsale füllen, deren Einwirkung je- nach der verschiedenartigen Beschaffenheit und Structur des Gesteines und durch deckende Gerölle in vielfacher Weise verändert wird, haben daselbst eine Wunderwelt von unvergleichlichem Reize und fremdartiger Schönheit geschaffen. Die sonderbarsten Formen überraschen den Besucher. Hochragende, mit weiten Ausladungen versehene zinnengekrönte Thürme; schlank aufstrebende Obelisken; zackige, wie drohende Reste von Burgen dastehende Mauern und zahlreiche winzige bis sehr grosse Erdpyramiden von einfacherer Gestalt finden sich bald allenthalben


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