Küste schlägt, mit dem Tagesgestirn nichts zu tun. Sie kommt vom Winde, der bläst oder anderswo geblasen hat. Während einer partiellen Sonnenfinsternis, die iüh an der Loängo- bai beobachtete ( I I I 102), entstand keinerlei Aufregung. Der Vorgang wurde gar nicht bemerkt, bis ich Leute aufmerksam machte. Nun stiessen sie Rufe der Verwunderung aus und staunten die deutlicher werdende Erscheinung an, wussten sie aber nicht zu erklären. Endlich fand sich eine alte Frau, die sich entsann, dass etwas die Sonne aufessen wollte, welcher Gedanke als höchst merkwürdig und lächerlich befunden und mit schlechten Witzen belohnt wurde. Von besonderer Wichtigkeit ist für unsere Eingeborenen der funkelnde Sirius, der mböta mvüla oder Regenstern. E r bildet mit dem Orion das glänzende Wahrzeichen der Regenzeit und zugleich den Merkstern für ihre Zeitrechnung. Da diese synodisch ist, nach Neumonden zählt, müsste sie sich arg verschieben, wenn nicht der Sirius das Mittel böte, sie siderisch zu berichtigen. Wir finden demnach in Loängo Spuren ältester Priesterweisheit des Orients. Nur ist das nicht so zu verstehen, als ob die einheimischen Sterndeuter etwa wissenschaftliche Einsicht besässen. Es geht vielmehr ganz einfach zu. Wie unsere Jäger vom Schnepfenstern reden, aber schwerlich alle wissen, dass es der Sirius ist, noch weniger, was synodische und siderische Zeitrechnung ist, so halten sich die Bafiöti an ihren funkelnden Regenstern, weil er, wie unseren Winter, so ihre Hauptjahreszeit kennzeichnet, wo Niederschläge fallen und Nährgewächse sprossen. Mit dem ersten Neumond, der den im Osten aufsteigenden Sirius anblinkt, beginnt ihr neuer zwölfteiliger Mondzyklus, der, so gut es gehen will, bis zum neuen Jahre laufen muss. Wird dann der Anschluss, Gegenschein von Sichel und Sirius, nicht erreicht, was ungefähr alle drei Jahre geschieht, so muss ein dreizehnter Monat eingeschoben werden.*) Dann ist sie gekommen, die unheimliche, die böse Zeit bilümbu (bi) mbi, auch mpängu oder tschimpängu genannt, wegen des dem Volke auferlegten Bannes —, wo die schweifenden Seelen es am allertollsten treiben. Diese Tage, besonders die zweite Hälfte des Monats, während der Mond stirbt, sind, oder waren doch zur Königszeit, durch merkwürdige Fetischgebräuche ausgezeichnet. Dazu liess der König jedesmal als Zeitmarke einen zugerichteten Merkpfosten oder Gedenkbalken in die Erde *) Es scheint, dass die Sterngucker des Königs an einem später zu erwähnenden, noch heute bemerkenswerten Wäldchen beobachteten, das binnenwärts von der Loängobai auf einem Hügel liegt. Ferner, dass sie unter Umständen sich auch zu helfen wussten, indem sie den Mond, vielleicht bei bedecktem Himmel, etliche Tage alt werden liessen, wodurch sie ein paar Stunden für das Aufsteigen des Sirius gewannen und den gefürchteten dreizehnten Monat auf den Ablauf des nächsten Jahres verschieben konnten. setzen, nach anderen auch einen Elefantenzahn aufstellen und schnitzen, der mit anderen späterhin zum Schmucke seines Grabes diente. Die unheilvolle Zeit, der dreizehnte Monat war überstanden, sobald endlich der junge Mond erschien, der nun sicherlich den inzwischen höher gestiegenen Sirius anblinkte, und als Erlösungszeichen jubelnd begrüsst und regelrecht angeschrieen wurde. Dieser Brauch verliert sich ebenfalls ; wir haben ihn nicht beobachtet. Überhaupt wird die Sache dem Volke gleichgültiger. Man kümmert sich nicht mehr sonderlich um das Ordnen der Zeitrechnung, da längst kein König mehr regiert, da europäische Einflüsse zunehmen. Vielleicht kann schon nach einem Menschenalter niemand mehr verlässliche Auskunft geben. Die meisten Leute können nicht alle Monatsnamen aufsagen und behelfen sich mit den Monden, die in die Regenzeit fallen. Für weiteres verweisen sie auf ihre klugen Männer, die das und mehr wissen. Die Benennungen der Monate lauten nach Lage der Gebiete und der davon beeinflussten Lebensführung recht verschieden: Monat des Harrens, der kleinen Regen, der Trockenheit, des Bannes, der grossen Regen, des Wassers, der Männer, der Frauen, der Ernte, des schwindenden Wassers, der Fische, des Reisens, des Handels, des Nebels, des Salzes, des Schlafes, der Hütten, des Brennens (Gras- und Rodungsbrände), Monat der Lustigkeit, der Arbeit, des Aushülsens, Zwischenmonat, kalter Monat, Holzmonat, Knospenmonat, Besen- und Kehrichtmonat (grosses Reinmachen) und was der volkstümlichen Bezeichnungen mehr sind. Jede Jahreszeit — mvü, plur. mivü —, nämlich die Regenzeit — mvü mvüla — und die Trockenzeit — mvü nssifu — hat rund sechs Monate. In manchen Gebieten wird noch eine dritte Jahreszeit, die des Reifens geschätzter Früchte und Genussmittel, als tschimüna unterschieden, und dann heissen Jahreszeiten oft schlechthin bimüna. Gewöhnlich rechnen Eingeborene nach den beiden Hauptjahreszeiten. Ein Hundertzeitiger oder -jähriger in Loängo ist nach unserer Zählweise fünfzig Jahre alt. Hundert Jahreszeiten — nkäma mvü — bedeuten einen höheren Abschnitt : ein Menschenalter — ntändu. Der Monat — ngönda, plur. singönda — hat sieben Wochen, wenn das auch nicht auf den Tag stimmt. Die Woche — nssöna, plur. sinssöna — hat vier Tage, die verschieden, aber überwiegend Nssöna, Ndüka, Ntöno, Nsllu heissen, welche Namen vielfach zugleich für die frei liegenden Plätze gelten, wo etwa an den betreffenden Tagen Wochenmärkte stattfinden. Nssöna entspricht unserem Sonntag. Der Tag ist tschilümbu, plur. bilümbu, die Nacht bullu, seltener lufuku, der Abend mässika, der Morgen méne und meköta, Mitternacht katyänsa
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