Fisch, sein Gürtel aber auch als Leine des Jägers, der den Hund führt. Sirius ist der mböta mvüla, der Regenstern, weil, solange er sichtbar ist, die Zeit der Niederschläge währt. Dass etliche auffällige Sterne am Himmel wandern, ist den Leuten ebenfalls bekannt. Den Jupiter nennen sie mböta nene oder grossen Stern. Die Venus halten sie für zwei Gestirne. Als Abendstern ist sie die Strahlende, hauptsächlich aber die mkäsi ngönda, die Mondfrau. Als Morgenstern heisst Venus liimbi ngönda, was sich zwiefach verdeutschen lässt, nämlich als Ausluger, Spion des Mondes, oder als falscher Mond, als Täuschungsmond. Da in den Gleichergebieten die Mondsichel wagerecht schwebt, wie ein Kahn, können Venus und Neumond in günstiger Konstellation einen ebenso auffälligen wie schönen Anblick darbieten, der noch erhöht wird, wenn auch der Jupiter günstig steht. Die Sonne heisst ntängu, der Mond ngönda, Sonnenschein münya, münyi und mulnyi, Mondschein muese. In dichterischem Sinne gebraucht ein Redner den Ausdruck münya-muese als Bezeichnung für die von Sonne und Mond beschienene Heimat. Als gute Beobachter wissen auch unsere Eingeborenen, dass das Wachstum der Pflanzen hauptsächlich stattfindet, wenn das Tagesgestirn zu Rüste gegangen ist, dass des Nachts die Gewächse spriessen. So regiert nach ihrer Meinung der Moüd nicht bloss das Wetter. Ihn, der die Nächte erhellt, ihn, den kühlen und veränderlichen, besonders den zunehmenden Mond, nicht die ewig gleiche und dörrende Sonne, bringen sie in Verbindung mit befruchten, wachsen und gedeihen, mit leben und sterben. Daher ihre Weise der Feldbestellung, die Freude am Neumond, dessen Anrufen durch junge Frauen — gedacht sei unserer Hochzeitsregeln, sowie der Madonnen mit der Mondsichel —, die Mondscheintänze. Bei Vollmond tanzt halb Afrika. Muese ist demnach der alles fördernde, der erzeugende Mondschein. Ebenso heisst auch die Rodung, wo der Boden zum Bepflanzen abgeräumt worden ist. Schliesslich ist muesi, bei Anrede und Hinweis auch einfach esi, ein Ausdruck für den Familien- und Stammesvater, kurzum für den Erzeuger mit dem mssete, dem der lümi entquillt, als Sinnbild und Ahnenbild auch in Gestalt eines Stockes, einer Keule. Den Vorfahren ehrt man, seiner grossen Nachkommenschaft wegen, mit dem Beinamen Mpüngu: der Urkräftige, Leistungsfähige, Grosse, Mächtige, Erhabene, fortwirkend in allen Abstammenden. Sogar einen Lebenden ehrt man mit diesem Titel um seiner Verdienste als muesi willen, während man im Gegensatz einem anderen, Kinderlosen, mit grimmem Humor den Spottnamen mupüki anhängt, der etwa Versager bedeutet und abgeleitet ist von kupüka: Abbrennen, nutzloses Verpuffen des Zündkrautes von der Pfanne des Gewehres. In allem diesem weist manches hin auf das viel berufene ostafrikanische Mondgebirge, auf das Mondland, erinnert an Unyamwesi, wie wir es englisch schreiben, und an das Herrschergeschlecht Muesi, das vom Monde abstammen soll. Es dürfte für das Ostland das nämliche wie für das Westland sowie für andere Länder gelten, wo Bäntustämme hausen: Münya-muese ist eine poetische Bezeichnung für die von Sonne und Mond beschienene Heimat, und Muesi ist ein Stammvater. Über Himmel und Erde, Sonne und Mond wird vielerlei erzählt, was sich leider nicht gut zusammenreimen lässt. Es ist ja Glückssache, richtige Quellen zu finden und Lücken zu füllen. Hier zunächst Einzelheiten, mit denen ich wenig anzufangen weiss: Der Mensch und die Menschen, der Schöpfer, ein Weib oder eine Gebärende, der Feuerbringer, ein hinkender, Metalle formender Fremdling. Schlaf, Hunger, Krankheit, Tod. Nebel oder dunkles Gewölk oder der Himmel, der finster auf der Erde lag, sie drückte, bis jemand oder etwas ihn lüpfte und immer höher schob, wodurch es hell wurde. Eine Zeit, wo die Sonne immerzu leuchtete, bis (wieder ?) Schweres und Dunkles sich niedersenkte und den Tag bedeckte, worauf ein Ausdruck für Nacht oder Finsternis: lufüku — von kufüka bedecken — hinweisen mag. Eine Zeit mit beängstigend kurzen Tagen, weil die Sonne zu schnell lief, bis sie gezwungen wurde, langsamer zu gehen. Eine Zeit, wo der Mond immer im vollen Glanze strahlte und die Menschen den Schlaf, wohl auch Not und Tod nicht kannten, bis dem Monde etwas zustiess und er wurde, wie er jetzt ist, sterbend und wieder auflebend, von der Sonne weg und wieder zu ihr hin gehend. Bei einer Gelegenheit hat er Asche ins Gesicht gekriegt. Umherschweifende Seelen scheuen die Sonne. Vollständiger sind einige andere Angaben. Sonne und Mond spielen Haschen. Der Mond holt die Sonne ein. Dagegen kann die Sonne, wie sehr sie laufen mag, den Mond nicht einholen. Man sieht den Mond mit der Sonne am Tage, aber man sieht niemals die Sonne mit dem Monde in der Nacht. Eine andere Fassung meldet: Als die Sonne daran war, den Mond einzuholen, sprang der in eine Vertiefung und deckte sich zu; die Sonne lief über sein Versteck weg, tra t ihm aber ins Gesicht, und davon hat er die Flecke. Die Sonne merkte, wie der Mond sie überlistet hatte, und machte es ihm das nächstemal nach. Da wurde, es dunkel und der Mond konnte die Sonne nicht finden, oder, er schien nun für sich allein. Des Abends sinkt die Sonne in das Meer, des Morgens steigt sie wieder herauf, vielleicht aus einem Loche in der Erde. Durch das Eintauchen in den Ozean schwillt das Wasser an, so entstehen die Gezeiten. Dagegen hat die mächtige Brandung, die oft auch bei Windstille die
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