beerdigten hohen Häuptlings Hunderte von Leuten, alte und junge Männer und Weiber. Viele Trommeln rasseln. Ein Mann oder Weib tritt mit erhobenen Armen aus dem Gewühl und singt irgendein Rezitativ. Der volle Chor nimmt den Text auf, dass die wild feierliche Weise weithin durch die Wildnis schallt und das Schrillen einem durch Mark und Bein dringt. Wieder Rezitativ, wieder Chor, bald kurz, bald lang ausgesponnen, bis Mann oder Weib mit einem neuen Rezitativ auftritt. So geht es fort bis zum Morgengrauen. Nur grosse Häuptlinge werden in solcher Weise geehrt, und zwar nicht bloss von ihren eigenen Leuten, sondern auch von den Bewohnern umliegender, oft stundenweit entfernter Gebiete. Grabtänze sind Volksfeste im vollen Sinne des Wortes. Die Leidtragenden versammeln sich in vereinbarten Nächten an der Grabstätte, tanzen und singen in der nämlichen Weise. So wird es möglich, die Totenklage am gleichen Orte vielmals anzuhören. Sie steht hier, wie sie nahe bei Tschintschötscho gesungen wurde, und zwar in einer Schreibweise, die, so gut es angeht, eine Art ihrer Klangwirkung verdeutlichen soll. Nicht zu vergessen ist, dass Harmonie und oft genug auch Melodie mannigfaltigen Veränderungen unterliegen, wozu auch Entgleisungen gehören. Ausnahmsweise singen auch Männer allein im Chor, ohne stets zu tanzen. Dies geschieht, wenn eine Handelskarawane oder ein Reisegefolge von irgendeinem Ereignisse begeistert worden ist. Die Leute, mögen sie noch so weit marschiert sein, feiern dann ein Nachtfest mit Gesang, im Dorfe mit Tanz, im Lager wenigstens mit Klopfbegleitung, die öfters zum Lagerchor I. k m - „ • f * Lagerchor ü . bÜr-r - p— ---- • ß • M t ¥ | b— ---- taktmässigen Vortrag führt. Gewöhnlich handelt es sich, wie beim Einzelgesang, um kurze Sätze, wovon hier drei als Beispiele folgen. Wehe dem Europäer, der bei Lärm nicht schlafen kann. Als unser erstes Flusspferd geborgen war, schwelgten unsere Leute in Fleisch und Musik. Wir lagerten im dichten üferwalde. Allenthalben dörrten und schmorten auf Hürden über kleinen Feuern die Fleischmassen. Wer nicht gerade schürte oder den Magen nachfüllte, begleitete den Lagerchor I I I nach . Kräften. Der eine bearbeitete mit zwei Klöppeln ein dünn gespaltenes und hohl gelegtes breites Holzstück, der andere hielt ein ähnliches an seine Schulter gelehnt und schlug mit einem Stock darauf; andere patschten mit den flachen Händen auf Kisten und Koffer oder trommelten mit Hölzchen und Fingern auf Kessel, Pfannen, leere Konservenbüchsen. So ging das Gejohle und Gelärme ununterbrochen fort. Als wir am Morgen erwachten, waren die Dauermusikanten noch immer an ihrer Melodie tätig, zwar ziemlich heiser, aber keineswegs sangesmüde. Sie hielten noch eine Nacht aus, bevor sie wieder einmal ordentlich durchschliefen. Bis dahin war aber auch das Flusspferd besorgt und die Begeisterung dem Magendrücken gewichen. Die Ruderlieder sind genau der Tätigkeit angepasst, straff in Melodie und Rhythmus, ganz gleich, welche Worte oder Laute ihnen untergelegt werden. Sie klingen, auch wenn falsch intoniert, sehr hübsch, jauchzend, und wecken das Echo der Uferwälder. Man meint ein ganz anderes Volk singen zu hören. In der Regel beginnen die Ruderer langsam, beschleunigen dann die Paddelschläge nebst Gesang allmählich bis zur grössten zulässigen Geschwindigkeit und brechen mit einem jubelnden Schlussakkord ab. Gesang und Ruder ruhen, bis der in vollen Schuss gebrachte Kahn zu laufen aufhört. Dann wiederholt sich das Spiel. Ruderschlag und Anfang des Taktes fallen zusammen. Ruderlied I. Banya. ■ 1 ■ 0 —g—W—h w m € |m m * * 2 9 r-Hwmrv) - PF "PE S# . Li Ji Lr -6 n r.. .... fmr 0lz - f—8 v 1 r r — n i i i r Ich teile hier drei dieser Gesänge mit. Der erste wird stets im Ohor gesungen und besteht eigentlich aus zwei Sätzen, wovon der zweite auch für sich allein vorgetragen, vielleicht ebenso oft aber dem ersten, vielmals wiederholten, als einfacher Schluss angehängt wird. Die beiden anderen Ruderlieder vom Tschiloängo werden in abweichender Weise
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