gibt ein Gemisch von Schwebungen, gefälligen Akkordfolgen, greulichen Missklängen, wie man es daheim in Dorfschenken und Spinnstuben zu hören bekommt. Eben wegen dieser Unsicherheit der Sänger bleibt es meistens zweifelhaft, ob ein Stück in Moll oder in Dur zu nehmen ist. Das Tongeschlecht scheint den Leuten gleichgültig zu sein. Deshalb kann man nicht gut sagen, Moll sei oft nur ein missratenes Dur, und umgekehrt. Der nämliche Satz erklingt stundenlang bald so , bald so, und, wie bereits erwähnt, zugleich auch derartig abweichend in Tonfolge und melodischem Akzent, dass man nicht weiss, was man aufschreiben soll. Nur der Phonograph vermöchte solche Leistungen genau wiederzugeben, und sollte auch künftig keinem Forscher fehlen; derlei Untersuchungen sind nicht minder wichtig als andere. Wer in Noten setzen will, ist von vornherein gebunden und muss sich bescheiden, aus der Mannigfaltigkeit der Melodie und aus dem Gemisch der Töne ein Mittleres zu bilden, was beinahe dem Unternehmen gleichkommen kann, die Klänge einer Äolsharfe aufzuzeichnen. Das Wichtigste geht verloren, indem Urwüchsiges und Eigenartiges schablonisiert wird. Aber wie soll man anders verfahren? Mir sind alle Versuche missglückt. Erschwert wurden sie noch durch das Missgeschick, dass der grösste Teil des Gesammelten, an Ort und Stelle mehrfach bearbeitet und heimgesandt, nachher nicht aufzufinden gewesen ist. Hiedurch ging wohl das Beste verloren und wurde die Auswahl der Beispiele unliebsam beschränkt. Die Stimmen der Männer, die den gewöhnlichen Umfang haben, klingen gar nicht so übel; es gibt darunter ganz ansprechende Tenore und Baritone. Tiefen Bass habe ich nie gehört. Die Stimmen der Weiber klingen, wegen ihrer Höhe, nicht so gut wie die der Männer, vielmehr schrill, quäkend, kreischend. Altstimmen sind sehr selten. Dass Männer wie Weiber stets unschön durch die Nase sängen, lässt sich nicht behaupten, ebensowenig aber, dass sie edel zu nennende Töne hervorbrächten. Ihre Redekunst steht weit über ihrer Gesangskunst. Von dieser gibt die auf unseren Jahrmärkten betriebene Bänkelsängerei und unsere Kneipensängerei keine üble Vorstellung. Musikgeräte werden vielerlei gebraucht. Folgende zwei sind Weiberinstrumente: die Schnarre oder Ratsche — nkulmbi, plur. sinkulmbi — ist ein anderthalb Spannen langer gekerbter Stock, der endweise gegen den Leib oder zwischen Leib und Pfahl oder Wand gestemmt und mit einem Splint gekratzt wird. Die Schallfrucht — ntübu, plur. sintübu — liefert der Affenbrotbaum oder Flaschenkürbis, an beiden Enden beschnitten und vom Marke befreit, wird sie abwechselnd unten gegen den Schenkel gestossen, oben mit der flachen Hand geschlagen. Das erzeugt einen dumpfen, matten Schall. Von Trommeln gibt es drei Arten: kurze oder Standtrommeln, kahnförmige oder Trogtrommeln, die beide etwa unseren Kesselpauken entsprechen, und lange oder Rohrtrommeln. Sie sind sämtlich aus dem Vollen, aus einem Holzstück gearbeitet. Nur die Stand- und Rohrtrommeln sind mit Haut bespannt, die von Ziegen, manchmal von Antilopen stammt. Die Standtrommeln — ngöma, plur. singöma —, wovon vier bis sieben zu einem Satz gehören und wieder Sondernamen haben, sind bis achtzig Zentimeter hoch, dreissig bis fünfzig Zentimeter weit. Sie werden auf die Erde gestellt und mit zwei leichten Klöppeln oder mit einem Klöppel und den Fingern bearbeitet. Man sieht sie nicht häufig, weil sie gewöhnlich nur bei grossen Staatshandlungen verwendet, aber auch dann selten wirklich geschlagen werden. Sie sind mehr Prunkstücke, Erinnerungen aus der Königszeit. Die vollständig ausgehöhlten Rohrtrommeln — ndüngu, plur. sindüngu 'S w e r d e n am häufigsten, und hauptsächlich beim Tanzen und Zaubern benutzt. Sie haben die Gestalt von Kanonenrohren älterer Zeit, oft mit geschnitzten Henkelgürteln, Ringen und Mündungswülsten, messen gewöhnlich zwischen anderthalb und drei, selten vier Meter und darüber, und sind am weiten Ende mit Haut bespannt. Der Trommler klemmt das Gehäuse wie ein Steckenpferd zwischen die Beine und bearbeitet es wie die Standtrommel mit Klöppel und Fingern, manchmal auch bloss mit den Fingern beider Hände. Die sorgfältig hergerichtete pergamentähnliche Haut wird bei beiden Arten der Trommeln nass über die Öffnung gezogen und in der Regel kurz hinter dem Rande mit eingetriebenen Holzpflöckchen, ab und zu auch mit Messingnägeln, befestigt. Des besseren Haltes wegen wird oft ein dünner Holzreifen in den umgeschlagenen Rand des Trommelfelles eingelegt. In der Nähe des Kongo wird die Haut der langen Trommeln vielfach in der jenseits des Stromes vorherrschenden Weise gespannt, nämlich mittelst Schnüren, die bis zum unteren Ende des Rohres verlaufen. Nördlich vom Kuüu, besonders in Yümba, wird die Schnurspannung vielfach auch bei Standtrommeln angewendet. Ein derber, etwa um die Mitte des Gehäuses laufender Schnurgürtel dient als Halt. E r stemmt sich gegen eine Verdickung des Holzes oder gegen einen angeschmolzenen Harzring oder wird durch untergekeilte Stockstücke festgehalten, wie ich es in Gabun, an der Koriskobai und in Kamerun gesehen habe. Das einmal angepflöckte Fell wird selten nachgestrafft. Daher haben die Stand- und Rohrtrommeln weder einen lauten noch guten Klang. Anders die kahnförmigen oder Trogtrommeln, die ihres Tones wegen besser Pauken zu nennen wären. Sie ähneln der Sprechtrommel der
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