scharren und schuffeln meistens mit einem Spielbeine beliebig auf ihrem Standorte. Es gibt da ein merkwürdiges musikalisches Durcheinander. Wenn noch von Rhythmus oder Takt geredet werden sollte, so liesse sich behaupten, dass die Sänger es fertig bringen, das nämliche Motiv gleich gut, sowohl ohne Zeitmass als wechselweise in allen möglichen Zeitmassen zu verarbeiten. Nämlich eine Tonreihe wird einem Texte angepasst, der, den Einfällen rezitierender Vorsänger entspringend, bald kurz, bald lang ist. Die. Rezitative geben die Worte für den folgenden Abschnitt des Massen- gesänges an, aber keineswegs dessen Melodie. Mithin handelt es sich für die Mitwirkenden um lockere Folgen von Tönen, die allen ungefähr vorschweben, aber nach Bedarf verändert, verkürzt oder ausgesponnen werden, und zwar derartig, dass Töne und Tongruppen schleifend übergangen oder wechselweise verdoppelt oder vielmals wiederholt werden, bis die Silben des veränderlichen Textes abgehaspelt worden sind. Soll das Melodie sein, so ist es Kautschukmelodie, die sich jeglicher Improvisation anschmiegt und bestenfalls melodischen aber nicht takt- mässigen Akzent erhält. Hierbei stehen die Sänger, gleich den grosse Redner unterstützenden Zuhörern,* in dermassen trefflicher Fühlung miteinander, dass sie, obschon manchmal herzlich Schlechtes leistend, doch nie gänzlich umwerfen, wobei sie freilich durch die dazwischen fallenden Rezitative gestetigt werden. Die Pausen im Chor bringen alles wieder ins Geleise. Sonach kommen in Tonfolge und Text einigermassen fest geprägte Volksweisen nicht vor. Selbst der lang ausgesponnene Tanzgesang, der die landesüblichen Umzüge eines für mannbar erklärten Mädchens verherrlicht, schwankt ungemein. Den Sängerinnen, denen es nicht an Übung mangelt, mag schon etwas Bestimmtes vorschweben, aber sie bringen es nicht heraus oder lassen sich von Einfällen zu Abweichungen verführen. Wenn die nämliche Schar auf Wunsch den Tonsatz sofort nochmals zum besten gibt, hört man nur Ähnliches. Ausnahmen von solcher Regellosigkeit bilden Rudergesänge, die sich teilweise aufwärts bewegen und in Jauchzen endigen, sowie in geringerem Grade das interessanteste Hauptstück ihrer Musik: eine wild feierliche Totenklage, die zwar ebenfalls nach Kautschukmelodie geht, indessen nicht völlig ins Ungewisse ausartet, weil.sie schwungvoll und in ihren Grundzügen ohrenfällig ist, sodann, weil die textlichen Unterlagen an einen hergebrachten engen Gedankengang gebunden sind. Dass in den Weisen viel Verwandtes widerklingt, versteht sich von selbst. Texte fallen leichter zu als Melodien, und das Gewohnheitsmässige leitet die Masse. Einer singt vor: Rezitativ mit willkürlicher Tonfolge; die übrigen fallen ein: Melodie mit ganz abweichender Tonfolge; dann
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