Richtung. Diese Thatsache fällt um so mehr in’s Gewicht, als dieser Fluss gerade noch am meisten im Bereiche der südatlantischen Strömung liegt; sie findet jedoch ihre einfache Erklärung darin, dass im Mündungsgebiet des Luömme die Calema nicht, wie gewöhnlich an anderen Strecken, von Süden nach Norden, sondern in der entgegengesetzten Richtung am Strande bricht, den Sand also auch der letzteren entsprechend verschleppt. Südwärts erstrecken sich nämlich auf ziemliche Entfernung hin mässige Untiefen, wahrscheinlich von Brauneisenstein gebildet, welche genügen, um ein schon früher erklärtes Einschwingen der Roller zu bewirken. Deutliche Spuren lassen erkennen, dass dies nicht die erste Nehrung ist, welche den Fluss nach Süden abzuweichen zwingt, sondern dass der Vorgang sich mindestens schon einmal in grösserem Massstabe vollzogen und vielleicht erst vor einem Jahrzehnt seinen Abschluss gefunden hat. Nach einer freundlichen Mittheilung von Herrn Franz Hertwig aus Gera — welcher nach der Heimkehr unserer Expedition während einer dreijährigen kaufmännischen Thätigkeit an der Loangoküste werthvolle Beobachtungen sammelte — hat der Luemme gegen Ende des Jahres 1878 binnen kurzer Zeit sein früheres Altwasser, das parallel mit dem Strande verlief, und 1876 schon grossentheils trocken lag, wieder vollständig etwa eintausend Schritt weit in Besitz ge nommen, damals jedoch seinen alten Ausfluss noch beibehalten und nur langsam nach Süden verlegt. Sein neugeschaffenes Mündungsgebiet würde also ungefähr dem des Kunkuäti gleichen, welches die Karte gut veranschaulicht. Vielleicht ist dasselbe gegenwärtig schon so weit verändert, dass er seine Gewässer nur an der äussersten Südspitze in das Meer ergiesst. Die Mitwirkung der Calema bei der Gestaltung des Mündungsgebietes eines Flusses lässt sich vortrefflich an dem mir am besten bekannt gewordenen Kuilu nachweisen. Etwa, tausend Schritt vom Meere entfernt, erweitert sich das Flussbett in bedeutendem Masse schlauchförmig und enthält verschiedene fliegende Bänke von Sand und Schlamm, sowie einige Inseln, während die Ufer sumpfig und unbestimmt werden. Die untere kurze Strecke des Gebietes ist dagegen ausserordentlich tief und bedeutend verengt; reissend strömen die Gewässer im Wechsel der Gezeiten aus und ein, zwischen flach geböschten sandigen Ufern entlang und durch eine Nehrung in scharfem Bogen nach Norden abgelenkt. Auch dieser Sandbau ist noch ziemlich jung, trägt nur an seiner südlichen Ausgangsstelle eine spärliche Vegetation und soll erst Ende der sechziger Jahre sein oft unterbrochenes Wachsthum begonnen haben. Damals strömte der W S - Fluss noch rechtwinklig zur Strandlinie in das Meer, an einer Stelle, wo jetzt die Verladungsschuppen einer Factorei errichtet sind. Die junge Nehrung des Kuilu war im September 1875 an zweitausend Schritt lang, bei einer schwankenden Breite von dreihundert bis zweihundert Schritt. An ihrer Basis war sie gleich hoch mit dem Strandwall, verlief aber nach Norden zu niedriger und tauchte endlich sehr allmählich als Barre unter das Wasser. Die grössten Tiefen fanden sich an der Nordseite der Mündung, wo ja der Fluss durch Unterwühlen des Strandes sich Raum schaffen musste. Um die erwähnte Zeit wurde die öde flache Sandzunge während einer schweren Calema etwa in der Mitte überwaschen, durchbrochen und binnen weniger Stunden um die Hälfte verkürzt. Schon am nächsten Tage jedoch begann der Aufbau derselben von Neuem. A ls ich sie im April 1876 zum letzten Male und nur sehr flüchtig besichtigte, war sie bedeutend gewachsen, namentlich an der Spitze ganz ausserordentlich verbreitert und seewärts vorgeschoben und trug daselbst zwei neue auffallend hohe Strandwälle. Herr F. Hertwig untersuchte die Nehrung zwei Jahre nach meiner Vermessung und fand sie über dreitausend Schritt lang, also binnen so kurzer Zeit um mehr als die Hälfte verlängert. So mag dieselbe, wenn nicht zufällige Störungen eintreten, fortwachsen, bis endlich der gezwungene Umweg dem Flusse zu gross wird, bis er die Fessel, welche die Calema ihm angelegt hat, während eines Hochwassers auf dem kürzesten W ege zum Meere durchbricht. Nahe ihrer Ursprungsstelle vom südlichen Strand walle abgelöst, wird sie sich dann umgehend an den nördlichen anschliessen, da die alte Mündung sofort der Zuschüttung durch die Brandung unterliegt. Hierdurch wird das untere Stück des bisherigen Flussbettes in ein stilles Altwasser verwandelt, in eine Lagune, welche durch die ehemalige Nehrung vom Meere geschieden, mit dem Flusse noch längere Zeit in Verbindung bleibt. Bei Hochwasser hineingetriebene Sinkstoffe, sowie Reste verrottender Pflanzen, von der Seebrise landein geblasener und als ein feiner Regen niederfallender Sand verflachen das Wasser ununterbrochen. Die Brackwasser Vegetation nimmt schnell Besitz von dem Becken und leistet durch ihr beispielloses Wurzelgewirr die Dienste eines ausgezeichneten natürlichen Siebes: Bei fortschreitender Ausfüllung wird sie jedoch in ihrer Entwickelung gehindert und erliegt allmählich den veränderten Verhältnissen; ihr folgt langsam eine anders geartete, und dieser schliesslich die Flora des festen Landes. Sollte jedoch das neu entstandene Altwasser bald auch von dem
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