tut’s im Hause, der Narr auf dem Dorfplatz. Ein Narr gibt und hat selber nichts. "Wände haben Ohren. Der Kluge ist nicht arm, der Arme nicht klug. Arme haben keine Freunde. Missgeschick bringt den wahren Freund. Reichen fehlt es nicht an Gästen. Wohin Gutes geht, daher kommt Gutes. Ein Unglückskind wird vom Schafe gebissen. Ein Zänker verdirbt das ganze Dorf. Wer streitet, hascht Regentropfen. Undank frisst Freundschaft. Menschengunst (wie) Wolkenschatten. Was du weisst, ist dein, was du sagst, ist anderen. Sei einmal schmutzig, dein Lebtag giltst du für unsauber. Hast du’s eilig, dreh dich um (oder stoppe am Kreuzweg). Trübe die Quelle nicht, du trinkst auch daraus. Palavere nicht um das Ei, du verlierst das Huhn. Lass dich sehen, sonst vergisst man dich. Spotte nicht über andere, schau dich an. Den Lahmen locke nicht zum Tanze. Dem Blinden rühme nicht das Sehen. Wo ein Leibeigener ist, sprich nicht von Leibeigenschaft. An Freunden suche nicht Fehler. Kinder kommen, Greise gehen.B lut ist kein Wasser (Verwandtschaftsbande). Willst du ein Mädchen, lass es anderen nicht merken. Wer nichts hat, missfällt den Weibern. Den Zaghaften verlachen die Mädchen. Liebe merkt nicht Fehler. Das schönste Mädchen kann nichts taugen. Schönheit macht nicht satt. Magst du die Tochter, schau die Mutter an. Tüchtige F ra u : Wohlsein. Schlampige Frau : Topf ohne Boden. Der Eifersüchtige hascht seinen Schatten. Wer seine Frau schlägt, schlägt alle Frauen. Frauentränen: Tautropfen in Sonne. Wer Kindertränen nicht trocknet, wird selber weinen. Wer in Frieden gelebt, kann gut ruhen. Wer fällt herunter und ist nicht aufgestiegen? Die Frucht. Wer ruft und hat keine Zunge? Die Trommel. Wer spricht ohne Zunge? Das Echo. Wer hat kein Kleid und zieht’s doch aus? Die Schlange. Welches Kind frisst die eigene Mutter? Das Feuer (mittelst Hölzern er- rieben). Was ist bei jedem Palaver? Wahrheit und Falschheit. Was ist immer mit dem Menschen? Der Hunger. Woher die meisten Übel? Die Hände werden bedeutsam auf Mund und Gemächte gelegt. Viele treffende, kernige Redensarten, sowie Wortspiele, wie mit nüni der Vogel und mnüni der Gatte, und Witze, die viel Verwandtes mit denen auf unseren Gassen haben, streifen das Unanständige oder fallen gänzlich hinein. Doch hütet man sich vor Kindern und Weibern, denn ordentliche Mädchen und Frauen lassen sich nichts bieten und begehren tüchtig auf, können auch hässliche Sachen ins Palaver bringen. Erzählungen aller Art, vornehmlich Gespenstergeschichten, Märchen, Tierfabeln sowie Überlieferungen, laufen in Menge um. Die bekanntesten kommen vielfach andeutungsweise in der Unterhaltung vor und als Gleichnisse in Palavern. Sie werden auf dem Dorfplatze erzählt, wo die Hörer zusammenrücken, ab und zu als Ghor mitwirken, auch singend, und den Inhalt bereden. Wenn nur die Leute nicht den Fremdling scheuten und vor ihm verstummten. Sie fürchten, verlacht zu werden. Besser sind Männer am Lagerfeuer zu belauschen, wo sie, oft einen grossen Teil der Nacht, eifrig schwatzen und erzählen. Dabei geht es recht kraus zu. Manche Berichte beginnen mit dem bekannten: Es war einmal. Andere setzen gleich mit dem Namen der Hauptperson ein. Nur steht dieser Name nicht fest, sondern wird beliebig gewählt, schlankweg von einem Anwesenden entlehnt, als ob der alles erlebt hätte. Das ist zwar wirksam, aber verleitet zu Irrtümern und Einsprüchen. Die Geschichte, die einer anfängt, ergänzt ein zweiter oder nimmt sie ihm ab und bereichert sie durch eine Erinnerung, durch ein Gleichnis, setzt ein dritter oder vierter fort und spinnt hinein, was sich jüngst ereignete, was vielleicht geträumt oder von Europäern aufgeschnappt wurde. So sind gewöhnlich viele zugleich tätig an der Ausgestaltung einer Geschichte, wodurch sich deren vielfältige Fassung erklärt. Oft verliert sich die ursprüngliche Erzählung in anderen, oder nimmt eine Einschaltung auf, die sofort von den Anwesenden beanstandet oder beifällig herausgehoben und ernsthaft erörtert wird, als ob es sich überhaupt um nichts anderes mehr handelte, wie das auch bei Palavern vorkommt. Auf einmal setzt dann die Erzählung,' von der man ausging, springend irgendwo wieder ein, als wäre gar nichts dazwischen gewesen. J e nach Ort, Zeit und Anlass wird Altes mit Neuem verweht. Was uns so wichtig ist: Einheitlichkeit, Abrundung und Vollständigkeit, Knappheit, Abwägen des Wesentlichen und Unwesentlichen, darauf kommt es am allerwenigsten an. Wie unsere Kinder findet ein jeder genug, das ihn ergötzt. Uns scheint freilich in den Geschichten vieles zu fehlen, was sie lückenhaft, oft unverständlich macht. Aber den Leuten ist alles recht und gut. Ihr ausgezeichnetes Gedächtnis, ihre Vertrautheit mit dem Geschilderten, ihre Gewohnheit, alles gleich wichtig zu nehmen, ihre Ratekunst verwischen die Mängel, verbinden das Stückwerk, verschönen das ganze. J a mich will bedünken, das Unfertige und Abirrende erhöhen den Genuss, weil jedes Hörers Einbildungskraft sich schöpferisch betätigen kann. Darum glaube ich beinahe, dass eine Mustererzählung nach unserer Art sie langweilen würde. Stellenweise verfallen Erzählende in den Sprechgesang oder in richtigen Gesang. Ein solcher bringt Gefühlsregungen über Geschehnisse, oder schildert die Lage, das Schicksal der betreffenden Tiere oder Menschen, die Teilnahme der Angehörigen. Der Sang wird häufig von den Zuhörern aufgenommen, mit Genuss wiederholt und ergänzt, manchmal so lange, dass darüber die Geschichte in die Brüche geht. Das erinnert recht an die manchmal hervorbrechende wohlige Rührseligkeit unseres
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